Chronische Scheidenprobleme kann frau erst dann loswerden, wenn sie über einen gesunden Darm auch die Scheidenflora heilen und stabilisieren kann.

Bild der Frauenärztin und Künstlerin © Dr. Hilly Kessler*

Juckreiz, Ausfluss, Brennen und Trockenheitsgefühl – Scheidenprobleme sind weit verbreitet und mitunter äußerst hartnäckig. Wenn Frauen immer wieder unter Infektionen und anderen Erkrankungen der Scheide leiden, stoßen rein lokale Maßnahmen schnell an ihre Grenzen. Spätestens dann ist es Zeit, einen Blick auf den in diesem Zusammenhang nach wie vor zu wenig beachteten Darm zu werfen, der in vielen Fällen Teil des Problems und zugleich Teil der Lösung ist.

Scheideninfektionen – eine Frage des Milieus

In einer gesunden Scheidenflora (Scheidenmikrobiom) leben zahlreiche Bakterien in einem ausgewogenen Gleichgewicht neben- und miteinander. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei Milchsäure-bildende Döderleinbakterien, die mit ihren Stoffwechselprodukten für ein saures Milieu von pH 3,5 bis pH 4,5 sorgen und uns vor eindringenden Krankheitserregern schützen. Bei einer gestörten Scheidenflora ist dieser Schutz geschwächt und die Frau wird anfälliger gegenüber Vaginalinfekten.

Haben sich erst einmal unerwünschte Keime, wie z.B. Candida-Pilze, in der Scheide angesiedelt, verändern sie mit ihren Stoffwechselprodukten automatisch das Milieu in ihrer Umgebung. Das wiederum führt dazu, dass sich weitere krankmachende Keime breit machen können. Ein Teufelskreis beginnt, durch den sich das Scheidenmilieu immer weiter verschlechtert.

Wer hier langfristig Erfolg haben und Vaginalinfekte verhindern möchte, darf sich nicht nur auf die Bekämpfung einzelner Keime beschränken, sondern muss das Scheidenmilieu grundlegend sanieren und in sein natürliches Gleichgewicht zurückführen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung sind Milchsäurebakterien-haltige Vaginalzäpfchen, wie z.B. SymbioVag oder 4Vag. In letzteren sind keine belastenden Zusatzstoffe wie Hartfette oder Magnesiumstearat enthalten.

Was stört die Scheidenflora?

Hierzu einige Hinweise, die in früheren Artikeln ausführlicher besprochen wurden.

Zu niedriger Östrogenspiegel

Dass die Zusammensetzung der Scheidenflora in einem gewissen Rahmen schwankt, ist ganz normal. Beispielsweise verändert sie sich abhängig vom Östrogenspiegel. Ist dieser zu niedrig, kann das Scheidenmikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist ein Grund, warum sich unerwünschte Keime bei Frauen in den Wechseljahren leichter ausbreiten.

Falsche Intimhygiene

Hinzu kommen weitere Störfaktoren. Vielen Frauen ist nicht bewusst, dass sie mit allzu sorgfältig betriebener oder falscher Intimhygiene ihre Scheidenflora schädigen. Das gilt für Reinigungsprodukte (v.a. solche mit basischem pH-Wert) ebenso wie für parfümierte und antibakterielle Slipeinlagen. Im Normalfall reicht reines Wasser zur Reinigung des Intimbereichs völlig aus. Dabei unbedingt immer von vorn nach hinten spülen, um keine Darmkeime in die Scheide zu verschleppen. Wem das nicht reicht, der sollte auf gut verträgliche, milde Reinigungsprodukte mit saurem pH-Wert (< 7) achten.

Basisches Sperma und gechlortes Badewasser

Auch Geschlechtsverkehr und Schwimmbadbesuche wirken auf unsere Vaginalflora, sollten aber für eine gesunde Scheidenflora im Normalfall kein Problem sein. Schlimmere Folgen hat für viele Frauen die Benutzung von Tampons während oder sogar unabhängig von der Menstruation, da sie nicht nur die Scheide austrocknen und damit anfällig machen, sondern da in den meisten Tampons auch Chemikalien nachgewiesen wurden, die über die Schleimhaut in den Körper aufgenommen werden.

Stress und psychische Probleme

Sie merken ja sicher oft selber, wie Ihnen Stress oder Probleme auf den Magen schlagen oder schwer im Bauch liegen. Andere Frauen bekommen bei jedem Ärger Scheidenentzündungen oder zumindest starken Ausfluss, wieder anderen geht es an die Nieren oder drückt es auf die Blase. Unser vegetatives Nervensystem steuert unser Befinden, unsere Darm- und Scheidenbewohner, und wir tun gut daran, in uns hineinzuhören und uns auch mental immer wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Antibiotikatherapie

Deutlich gravierendere Schwierigkeiten bereiten dagegen Antibiotika, die nicht nur Krankheitserreger, sondern auch nützliche Bakterien in der Scheide, im Darm und auf der Haut töten und damit das natürliche mikrobielle Gleichgewicht aus der Balance bringen. So haben Pilze während oder nach Antibiotikatherapie häufig leichtes Spiel. Darm- und Vaginalpilze sind die logische Folge.

Auch sonst spielen Immunsystem und Darm eine wichtige Rolle bei der vaginalen Gesundheit: Der Eingang der Scheide und der Ausgang des Darms liegen eng beieinander. Das erklärt ganz logisch mögliche Wechselwirkungen zwischen gesundem oder krankem Darm einerseits und wiederholten Scheiden- und Blaseninfekten andererseits, sobald das Immunsystem gestört ist. Aber auch über die Lymphbahnen findet ein intensiver Kontakt zwischen Darm und Scheide statt.

Gesunde Darmflora als Schlüssel zur Gesundheit

Wie die Mikrobiomforschung der vergangenen Jahre gezeigt hat, gibt es kaum einen Bereich in unserem Körper, der nicht durch unsere Darmflora beeinflusst wird.
Nachgewiesen ist ihr Einfluss u.a. auf

Folgen einer gestörten Darmbevölkerung

Wie kann es sein, dass ein Ungleichgewicht der Darmflora so weitreichende Folgen hat? Wie wir heute wissen, führt die Fehlbesiedelung des Darms zu einer chronisch gereizten Darmschleimhaut und zu einem undichten Darm (Leaky-gut-Syndrom). So gelangen Substanzen, die eigentlich im Darm bleiben sollten, in den Blutkreislauf und in den übrigen Körper, wo sie zu Allergien und chronischen Entzündungen führen können.

Darm-Leber-Kreislauf

Auch bei der Verdauung sind wir dringend auf eine gesunde Darmflora angewiesen. Gerät diese aus dem Gleichgewicht, kommt es zur Fehlverdauung. Statt die Nahrung so aufzubereiten, dass alle wichtigen Nährstoffe aufgenommen werden können, entstehen unerwünschte Abfallprodukte wie giftiges Ammoniak, die unsere Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane strapazieren.

Hinzu kommt ein möglicher Vitaminmangel, weil wichtige Vitamine, die sonst von einer gesunden Darmflora gebildet werden, insbesondere die Vitamine B1, B2, B6 und B12, wegfallen.

Alles in allem fehlen dem Körper damit für ein Leben in Gesundheit unverzichtbare Nährstoffe, wie Vitamine, Omega-Fettsäuren, Mineralien und Spurenelemente. Durch einen sich verstärkenden Mangel an solchen Nährstoffen (Orthomolekularia) kommt es zunehmend zur Entgleisung der körpereigenen Regulation und langfristig zur Entwicklung aller möglichen chronischen Krankheiten.

Soweit zum Einfluss des Darms auf unsere Gesundheit im Allgemeinen. Besonders spannend wird es jedoch, wenn wir den Zusammenhang von Darm und vaginalem Ausfluss einmal näher betrachten.

Vaginaler Ausfluss als Folge eines kranken Darms

Unser Körper verfügt über eine ganze Reihe von Ausscheidungswegen. Dazu gehört auch der Ausfluss über die Scheide, der im Normalfall nur eine geringe Rolle spielt.

Normal ist, wenn Frauen einen gewissen, im Monatszyklus schwankenden leichten Ausfluss haben. Nicht normal ist, wenn dieser deutlich riecht oder Slipeinlagen mehrmals täglich gewechselt werden müssen. Letzteres deutet auf eine stärkere Darmstörung und erhöhte Entgiftung auf diesem Wege hin.

Stark verarbeitete Lebensmittel, Lebensmittelzusatzstoffe (E-Stoffe) und eine Fehlbesiedlung des Darms sind wichtige Ursachen für eine verstärkte Bildung von freier Flüssigkeit im Bauchraum. Wenn sich zu viel davon im Bauchraum angesammelt hat, fließt diese über die Eileiter, Gebärmutter und Scheide ab. Die basische Flüssigkeit stört das eigentlich saure Scheidenmilieu und begünstigt durch einen pH-Wert-Anstieg aufsteigende Scheideninfektionen wie auch ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten. Eine Fehlbesiedelung der Scheide mit z.B. Candida-Pilzen oder Papillomaviren, die auf Dauer auch Vorstufen einer Krebserkrankung (Präkanzerose) am Muttermund bis zu Krebs verursachen können, bleiben oft lange unerkannt. Selbst wiederkehrende Blasenentzündungen können durchaus in diesem Zusammenhang stehen.

Mit steigendem pH-Wert in der Scheide steigt das Risiko für eine Frühgeburt!

Ausfluss

Dazu der Allgemeinmediziner und Arzt für Naturheilverfahren Peter-Hansen Volkmann in seinem Buch „Darm gesund – Mensch gesund. Ganz einfach!“: „Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen haben häufig eine veränderte Scheidenflora. Die Wiederherstellung einer gesunden Scheidenflora ist daher ein weiterer Ansatzpunkt bei der ganzheitlichen Behandlung chronischer Blasenentzündungen über eine umfassende Darmsanierung und Vaginalpflege mit 4Vag.“

Darmpflege für ein gesundes Scheidenmilieu

Neben der richtigen Intimpflege und lokalen Maßnahmen zur Pflege der Scheidenflora (s.o.) lohnt sich insbesondere bei Frauen, die immer wieder unter vaginalen Problemen wie Juckreiz, Scheidenpilzen usw. leiden, eine sorgfältige Darmsanierung. Diese umfasst in der Regel eine mehrmonatige Gabe von natürlicherweise im Darm siedelnden Bakterien (Symbionten, Probiotika). Entsprechende Produkte sollten mindestens 109 lebensfähige Bakterien enthalten und möglichst frei von belastenden Zusatzstoffen sein.

Darmgesunde Ernährung

Unterstützen können Sie Ihren Darm – und damit Ihre Scheide – darüber hinaus mit einer darmgesunden Ernährung. Zu dieser gehören z.B.

Kanne Brottrunk

Kanne Brottrunk

Vaginale Bakterien für einen gesunden Kinder-Darm

Jedes normal entbundene Kind, das über die Scheide seiner Mutter das Licht der Welt erblickt, wird im Geburtskanal automatisch mit dem mütterlichen Scheidensekret und damit den natürlicherweise darin enthaltenen Vaginalbakterien „geimpft“. Wie wir heute wissen, fällt damit der Startschuss für eine optimale bakterielle Besiedlung auch des noch fast sterilen kindlichen Darms. Während die spätere Darmflora von natürlich entbundenen Babys stark der der mütterlichen Scheide ähnelt, finden sich bei Kaiserschnittbabys deutlich mehr Hautkeime, aber auch Keime aus der Klimaanlage und vom medizinischen Personal. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, weshalb Kaiserschnittbabys ein höheres Erkrankungsrisiko für Reizdarm, Blähungen, Allergien und einige andere Krankheiten bis zur Neurodermitis haben.

Eine gesunde, natürlich gepflegte Scheidenflora und eine natürliche Entbindung sind damit wichtige Faktoren für die langfristige Gesundheit Ihres Kindes. Es lohnt sich also für Sie, gerade in der Schwangerschaft ganz besonders sorgfältig auf Ihre gesunde Scheidenflora zu achten.

Buchempfehlung der Redaktion

Darm gesund – Mensch gesund. Ganz einfach!

Allen, die den Darm und seine Bedeutung näher kennenlernen wollen, kann ich das Buch „Darm gesund – Mensch gesund. Ganz einfach!“ von Peter-Hansen Volkmann nur wärmstens empfehlen, in dem er jüngste Erkenntnisse der Mikrobiomforschung mit über 30 Jahren ärztlicher Praxiserfahrung verbindet.

Als Volkmann vor rund 30 Jahren damit begann, chronische Krankheiten über den Darm und seine Bewohner zu behandeln, wurde der Arzt für Naturheilverfahren von den meisten Kollegen noch eher belächelt. Doch gute Beobachtung gepaart mit langjähriger Erfahrung, darunter zwei Jahre in der Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitäts-Frauenklinik Kiel, brachten ihn auf wichtige gesundheitliche Zusammenhänge, mit denen er insbesondere chronisch Kranken und Schmerzpatienten in vielen Fällen erfolgreich helfen konnte und deren Essenz er nun in diesem Buch leicht verständlich aufbereitet hat.

Mit über 40 aktualisierten Grafiken zeigt der Autor anschaulich, wie Umweltbelastungen, Stress und moderne Fehlernährung mit E-Stoffen die Fruchtbarkeit und hormonellen Regelkreise stören kann. Ganzheitliche Lösungen von Beschwerden wie Dysmenorrhö, PMS, Ausfluss und anderen Scheidenproblemen werden erläutert.

Besonders spannend sind dabei auch die Bezüge von Zähnen und Muskeln zu inneren Organen, mit deren Hilfe sich mitunter vom Ort der Beschwerden auf einen Mangel an bestimmten Nährstoffen oder auf ursächliche giftige Umweltbelastungen schließen lässt.

Anhand von Praxisbeispielen und vielen Gesundheitstipps zeigt der Ganzheitsmediziner, wie man seinen Darm mit Hilfe von gesunder Ernährung, Meidung krankmachender Stoffe, Zufuhr lebenswichtiger Mikronährstoffe und Symbionten wieder auf Vordermann bringen und viele chronische Beschwerden von der Allergie bis zur Zystitis (Blasenentzündung) ursächlich ohne Antibiotika behandeln kann.

Erhältlich ist die zweite, stark überarbeitete und erweiterte Auflage mit einem umfangreichen Register im VBN-Verlag Lübeck (www.vbn-verlag.de) sowie im allgemeinen Buchhandel. In meinem Shop können Sie das Buch auch über Amazon bestellen.

*Frau Dr. Hilly Kessler ist Frauenärztin in Luxemburg und international bekannte Künstlerin. Ihre Frauenportraits machen betroffen und nachdenklich. Für dieses Webmagazin hat Frau Dr. Kessler mir ihre Bilder zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

www.hillykessler.com

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