„Darf ich jetzt noch Fleisch grillen mit meinem Brustkrebs?“
„Was auf der Gartenparty schürt nicht die Entzündungsanteile meiner Endometriose?“
„Hilft es überhaupt, „gesund“ zu essen?“
Weder Brustkrebs noch Endometriose sind oft mit einer Operation „erledigt“, sondern müssen noch lange weitertherapiert werden. Und das mit Medikamenten, die das Frau-Sein stark beeinträchtigen, wenn sie die betroffenen Frauen von heute auf morgen in künstliche Wechseljahre schicken. Ein handfester Grund, aktiv mitzuwirken auf dem Heilungsweg mit Mitteln, die sogar Genuss und Lebensqualität beisteuern können, nämlich Nahrungsmittel!

Caprisonne (Hirseauflauf mit Möhren)

Die Ernährung ist seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden sowohl in der Traditionell Europäischen wie auch der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) die Basis einer ganzheitlichen Therapie. Von der etablierten (Schul-) Medizin hingegen wurde die Ernährung lange belächelt und als nicht-beweisbar abgetan, obwohl eigentlich das Grundwissen für solch eine ablehnende Haltung fehlt: bis dato ist im Medizinstudium keine einzige Vorlesung über die Ernährung zu finden!
Spätestens seitdem mehrere große, internationale Studien deutliche Zusammenhänge aufzeigen zwischen Ernährung und z.B. Brustkrebs oder Erkrankungen mit entzündlichen Anteilen, wie der Endometriose, ist das Interesse von Wissenschaftlern, Therapeuten und vor allem Betroffenen geweckt.

Was Entzündungen und Krebs fördert

Unsere Erbanlagen, Umweltgifte, Stress mit Daueradrenalin- vieles können wir nicht oder nur wenig beeinflussen. Hingegen können wir zwei der wichtigsten Mit-Verursacher sowohl für Brustkrebs wie auch für entzündliche Reaktionen selbst gestalten:

  • Erstens das Rauchen,
  • zweitens die Ernährung.
  • Nach dem Rauchen ist das Übergewicht der wichtigste Risikofaktor sowohl für Krebs wie auch für Entzündungen, bzw. die Folgen des Übergewichts.

Im Fettgewebe werden Östrogene und entzündungsfördernde Stoffe gebildet. Außerdem ist es die vermehrte Produktion von Insulin und Insulin-verwandten Wachstumsfaktoren wie IGF-1. Erhöhte IGF-1-Wachstumsfaktoren finden sich beim Verzehr von Eiweiß aus tierischen Lebensmitteln, das heißt Wurst, Fleisch, aber auch Milch und Käse!

Bei der Endometriose stiegen Wissenschaftler noch eine Stufe tiefer vom wissenschaftlichen Elfenbeinturm der Labore in die Alltagsrealität hinab. Sie erforschten den Zusammenhang zwischen Fertiggerichten, Fast Food und dem Schweregrad der Beschwerden. Und siehe da, bei denjenigen Frauen, die von Fast oder „Convenience“ Food (Fertiggerichte) zu „Slow Food“ übergingen, sprich Kochen aus frischen Zutaten, verbesserten sich die Symptome!

Übersäuerung durch Entzündung und Krebs/ Chemotherapie

Limettenlachs

Beim Säure-Basen-Gleichgewicht zeigen Brustkrebs und Endometriose ebenfalls sehr ähnliche krankhafte Veränderungen im Gewebe, nämlich die vermehrte Bildung von sauren Abbauprodukten. Der menschliche Organismus verfügt über ein hochwirksames Puffersystem, welches Säure-Basen- Ungleichgewichte auszugleichen vermag. Wird er jedoch über längere Zeit mit sauren Abbauprodukten überschwemmt, macht sich das deutlich bemerkbar mit zunehmender Müdigkeit, Kraftlosigkeit und generellem Mangel an Vitalität. Jetzt braucht der Organismus Unterstützung. Zu Anfang bietet sich Basenpulver an, effektiv zur nächtlichen Regenerationsphase gegeben, vorzugsweise mit organischem Kalium. Und längerfristig geht es noch viel köstlicher….

Wie wir selber gegensteuern können

„Muss ich ab jetzt auf das Sommerfest verzichten?“ Dieser Sorge nehme ich mit „Aha!“-Erlebnissen den Wind aus den Segeln. Statt Verboten oder Diäten wecke ich mit Hintergrundinformationen erst die Neugier, dann den Wunsch, diese Erkenntnisse nützen zu wollen. (Siehe Weltkrebsbericht von 2007 + 2014 oder die europäische Studie EPIC, unterstützt von der WHO, mit über einer halben Million Teilnehmern in 10 europäischen Ländern über 11 Jahre.) Immer wieder überrascht ein nahezu identisches Endergebnis: nicht dogmatische Diäten, sondern die pflanzenbasierte Vollwertkost kann Beides, Krebs und Entzündungen vermeiden und reduzieren helfen.

Urlauben statt Diäten

Olivenhain

Allen voran ein Urlaubsgenuss, die Mediterrane Ernährung. Gemeint ist damit nicht „Pizza & Pastis“, sondern, was auf einer kargen mediterranen, z.B. griechischen Insel ganz ursprünglich auf den Teller kommt: reichlich Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch, Olivenöl, Nüsse, Gewürze, Kräuter und gelegentlich ein Genießer-Gläschen Rotwein (ohne Pestizide) und nur sehr gelegentlich etwas Hühnchen oder etwas Ziegenkäse. In Kuhfladen dürfte noch kein Urlauber getreten sein, denn für jedwelche (Wasser-) intensive Milch- oder Fleischtierhaltung fehlt dort das wertvolle Süßwasser.

Ernährungsweisheit der TCM nützen

Vergleicht man die Mittelmeer-Diät mit der klassisch traditionell chinesischen Ernährung (TCM), so überrascht eine erstaunlich hohe Ähnlichkeit: reichlich kurz gegartes Gemüse, wenig Fleisch und so gut wie keine Kuhmilch bzw. Kuhmilchprodukte. Eiweiß wird hauptsächlich pflanzlich in Form von Hülsenfrüchten aufgenommen, zusätzlich verdauungsfreundlich fermentiert und gewürzt mit viel Ingwer und Knoblauch.

Wohlfühlgenuss individuell

Von einer Empfehlung der Traditionell Chinesischen Ernährungslehre profitieren Frauen mit Hitzewallungen wegen Antihormontherapie bei Brustkrebs oder Endometriose ganz besonders und vor allem spürbar:

  • der Einteilung von Nahrungsmitteln nach deren innerer Temperaturwirkung.

Aus jahrhundertelanger Beobachtung hat die TCM herausgefunden, welche Nahrungsmittel uns innerlich kühlen, wärmen oder sich neutral verhalten. Das hört sich mystischer an, als es ist, wie fast alles in der TCM. Die Lösung ist ganz einfach, bodenständig und nachvollziehbar:

  • je höher der Wassergehalt eines Nahrungsmittels (nicht der zubereiteten Speise!), desto – logisch – kühlender wirkt das Nahrungsmittel.

Gemüse und Salat

Ganz praktisch: im heißen Sommer und zusätzlich bei Hitzewallung kühlen Blattsalate, generell wasserreiches Gemüse (auch als Antipasti) und natürlich Obst. Damit ein gemischter Salat, z.B. mit Paprika, Radieschen, Zucchini und Frühlingszwiebeln, auch gut bekömmlich ist, empfiehlt schon Hildegard von Bingen, die festeren Bestandteile zuerst zuzubereiten und diese in der Salatsoße ziehen zu lassen, während der Blattsalat gerichtet wird.

Dazu immer gut geeignet das Drachendressing: das gute Olivenöl und auch das Leinöl servieren anti-entzündlich wirkende Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma wirkt zusätzlich antikrebsaktiv, verstärkt vom Pfeffer.

Praxistipp „Drachendressing“

  • 2 Teile natives Olivenöl,
  • 1 Teil Leinöl,
  • Gomasio,
  • Salatkräuter,
  • ½ Knoblauchzehe,
  • Kurkuma, Pfeffer.

Gesunder Sommer-Genuss ganz praktisch

Damit Endometriose- oder Brustkrebs-Betroffene (aber auch Menschen nach Herzinfarkt, Rheumakranke etc.) bei der Empfehlung einer pflanzenbetonten Vollwertkost gar nicht erst trauernd auf das halbleere Glas schauen, stelle ich das mit köstlichen Rezepten gefüllte halbvolle Glas hin, jetzt für den Sommer z.B. mit Tipps von Kaffeekränzchen auf Balkonien über Gartenfest bis hin zur Urlaubsfahrt mit Raststopp.

Praxistipp Grillen

Bunte Grillspieße mit u.a. Paprika, Zucchini, Zwiebel und Melone

Für den Grill muss es nicht gleich die fleischlose Küche sein, es hilft schon (allen Beteiligten, bis zu Tierwohl und Klima), wenn sich das Fleisch nicht mehr als Macho-Tellerschnitzel breit macht, sondern zum kleinen geschmacksgebenden Teamplayer wird. Diese Empfehlung gibt es sogar schwarz auf weiß, dank mehrerer Studien, die u.a. der jahrzehntelange Großmeister deutscher Ernährung, Professor Leitzmann, leitete: Nur 1-2 x pro Woche Fleisch auf dem Teller zeigte sich als genauso gesundheitsaktiv wie eine komplett fleischlose Ernährung (siehe auch mein Interview mit Prof. Leitzmann). Wie wäre es also ganz praktisch mit Gemüse- und Obst-starken Grillspießen, bei denen eine klitzekleine Menge an Putenfleisch nur als Geschmacksgeber fungiert?

Und sowohl für das Sommerbuffet wie auch für die Urlaubsfahrt hier mein Familienrezept eines „all-inclusive-Picknicksalates“, erfrischend, vegan, bunt und vollwertig, dabei auch mal flexitarisch variierbar:

Praxistipp Bunter Picknicksalat

Bunter Picknicksalat

Zutaten pro Person, einfach auf alle Genießer hochrechnen:

  • 3-4 mittelgroße Salatkartoffeln gekocht, geschält, geschnitten wie für Kartoffelsalat
  • einen halben großen, rot-gelben Apfel (d.h. bei 4 Personen 2 Äpfel), in gröbere Apfelstifte raffeln
  • ½ Packung gewürzter Räuchertofu* oder 2 Putensaiten, klein geschnitten (*Soja: Gelber Schatz oder Gelbe Gefahr? Kapitel in Tomatenrot + Drachengrün)
  • Zum Anmachen ½ Glas fermentiertes Gemüse („Puszta-/Balkansalat“) mit Essigsaft

Praxistipp Eiskaffee

Ein sommerlicher Eiskaffee mit der Freundin auf Balkonien tut der Seele gut, deshalb wäre es schade, den wohltuenden „Kaffeeklatsch“ ausfallen zu lassen, wenn wegen Chemotherapie der Magen nicht mitspielt. Hier gebe ich gerne die begeisterte Rückmeldung vieler meiner Brustkrebs- und Endometriose-Patientinnen weiter: kosten Sie mal eine raffiniert zusammengesetzte „Milch“-Kaffee-Kreation des engagierten Arztkollegen Dr. Ludwig Jacob: etwas Koffein, Guarana, Ginseng und Reichi Vitalpilz vitalisieren bestbekömmlich. Der Clou: dieser „Milchkaffee“ basiert nicht auf tierischer Kuhmilch, sondern pflanzlichem Kokosmilchpulver (www.drjacobs.de). Schmeckt köstlich aromatisch auch eisgekühlt.

Praxistipp Rührkuchen

Mohn-Minimuffins

Und dazu habe ich ein Rührkuchen-Rezept gesundheitsaktiv verzaubert mit 1050er Dinkelmehl statt Weißmehl, mit echtem Aroma aus Gewürzen statt Unmengen Zucker etc: Minimuffins, hier auf dem Foto mit Mohn, einer wundervollen veganen Kalziumquelle oder noch edler, mit Limettensaft und Limoncello.
So schmeckt der Sommer den Immunzellen und die Gesundheit sitzt mit am Tisch – oder beim Picknick.

Fazit

Selbstverständlich reicht bei langwierigen, chronischen Erkrankungen wie Endometriose mit ihren entzündlichen Anteilen und vor allem auch Krebs eine gesundheitsaktive Ernährung nicht aus als alleiniges therapeutisches Standbein. Aber es ist derjenige Teil einer ganzheitlichen Therapie, den die Betroffenen nicht nur selbst beisteuern, sondern auch erleben und schmecken können, ganz ohne Nebenwirkungen, dafür mit Genuss und Lebensqualität.

Sämtliche Fotos stammen von der Autorin (ebenfalls die Rezepte) oder von Johanna Gollop und wurden mit freundlicher Genehmigung des Hädecke Verlags aus dem Buch Tomatenrot und Drachengrün entnommen.

Über die Autorin:

Dr. Susanne Bihlmaier engagiert sich seit über 20 Jahren in ihrer Praxis, als Autorin und Dozentin für komplementäre Naturheilverfahren aus Ost und West. Das Koch- und Gesundheitsbuch „Tomatenrot+ Drachengrün, Das Beste aus Ost und West, antikrebs-aktiv und antientzündlich, revitalisierend und immunstärkend“, wäre eigentlich in die 7. Auflage gekommen, wurde aber stattdessen zum Nachfolge-Werk, neu ergänzt mit dem Thema Entzündungen, wie bei Endometriose und Post-Covid, Hädecke Verlag 2023.

Kontakt

Dr. med. Susanne Bihlmaier
Ärztin für Naturheilverfahren und Chinesische Medizin
Hobbyköchin und Buchautorin
Neue Straße 16,
72070 Tübingen
www.bihlmaier-tcm.de

Stellungnahme der Redaktion

Bereits 2012 stellte ich Ihnen die erste Ausgabe dieses phantastischen Ernährungs-Ratgebers Gesundheit schlemmen? Tomatenrot + Drachengrün! vor, der sich nicht nur auf westliche Ernährungsmedizin beruft, sondern auch die Diätetik der Chinesischen Medizin berücksichtigt. In regelmäßigen Abständen hat sich Frau Dr. Bihlmaier mit aktuellen Artikeln an Sie gewendet.

Gleich im Oktober 2012 konnte ich ein Interview mit ihr führen über die Ernährung, die uns einen Schutz vor Arthritis und Arthrose bieten kann . Und im Dezember desselben Jahres griff ich in einem Interview ihre Vorschläge für die beste Ernährung auf, die sich als Schutz vor und Hilfe bei Brustkrebs bewährt hat.

2013 wies Frau Dr. Bihlmaier Sie darauf hin, welche bewährten Möglichkeiten Sie haben, um mit Wechseljahresbeschwerden fertig zu werden.

Zu meinem letzten runden Geburtstag schrieb sie 2014 Die 8 besten Tipps, jung, fit und glücklich zu bleiben. Mit einem Augenzwinkern sprach sie darin von den Schlussfolgerungen aus einer „ganzheitsmedizinischen Einzelfall-Beobachtungsstudie“, deren Resultate sie an meine Leserinnen weitergeben wollte.

In den Folgejahren bekam ich von verschiedenen Fachleuten Artikel zugeschickt, die sich mit Demenz befassten. Und so war ich froh, dass Frau Dr. Bihlmaier 2016 auch dazu viele Ernährungstipps geben konnte, die unser Gehirn aktiv halten können Demenz und Depression durch Wurst, Milch und Zucker?

Kurz vor Corona, 2018, schickte mir Frau Dr. Bihlmaier eine Zusammenfassung, wie wir aus der Frühjahrsmüdigkeit schneller herauskommen. Frühlingsfit statt Frühjahrsmüde, ein Thema, mit dem wir uns auch bei anderen Ursachen von Müdigkeit und Erschöpfung auseinandersetzen müssen. So ist es kein Wunder, dass in ihrem neuen Buch auch die Post-Covid-Erkrankung mit Ernährungsvorschlägen Eingang gefunden hat.

Und noch viel mehr neue Themen zur Ernährung und Gesundheit finden Sie in diesem neuen 300 Seiten starken Buch. Es ist beileibe nicht nur ein Kochbuch, sondern gefüllt mit lebenswichtigen Gesundheitsinformationen, u.a. gestützt auf lebendige Interviews mit Wissenschaftlern aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Wenn Sie nur trockene wissenschaftliche Literatur lesen wollen, dann lassen Sie besser die Finger von diesem Buch. Wenn Sie dagegen Lust haben, sich mit neuen Aspekten der Ernährung aus Ost und West zu beschäftigen, schmökern und genießen wollen, dann greifen Sie zu!!

Gerne können Sie uns Ihre Erfahrungen mit diesem Buch und den Ernährungsvorschlägen mitteilen. Schreiben Sie einfach hier einen Kommentar!

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