Jod ist für die Brustdrüse nicht nur beim Stillen wichtig, sondern auch als Schutz vor Mastopathie und Brustkrebs. Der Jodsättigungstest deckt Jodmangel auf.

Brustgesund © Piotr Marcinski Fotolia.com

Es sind oft ganz banale Zufälle, die den Lauf der (Medizin-)Geschichte verändern können. Fast alle medizinischen Wahrheiten, die wir heute für uns als selbstverständlich erachten, mussten sich in der Regel sehr langsam und gegen viele Widerstände durchsetzen. So scheint dies auch für das Thema Jod und seine Bedeutung für die Gesunderhaltung der Brust zu gelten.

Denn welche Frau mit Stillschwierigkeiten, Mastopathie oder Brustkrebs ist von ihrem Frauenarzt mal gefragt worden, ob sie genug Jod zu sich nimmt? Meistens reicht der Blick auf den Hals: wenn dort keine vergrößerte Schilddrüse zu sehen ist, geht man von einer ausreichenden Jodversorgung aus. Dabei kann Jod viel mehr!

Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass die empfohlene tägliche Jodmenge weder von Kindern noch Erwachsenen erreicht wird. Und wenn wir uns auf der Welt umsehen, fällt auf, dass der Jodverzehr um ein Vielfaches über dem der Deutschen liegt, ohne dass die Menschen dort kränker wären. Im Gegenteil: solch eine Explosion in unserem Land von Hashimoto-Erkrankten und Frauen, die Schilddrüsenmedikamente einnehmen müssen, gibt doch zu denken.

Was könnte da falsch laufen?

Zufällige Entdeckung: Jod fördert die Milchbildung

Zum Ende des zweiten Weltkrieges entdeckte ein englischer Arzt auf einer Wöchnerinnenstation ganz zufällig, dass eine junge Mutter, die er eigentlich wegen ihrer Schilddrüsenerkrankung mit Schilddrüsenextrakt behandelte, plötzlich begann Muttermilch in normalen Mengen zu produzieren. Erwähnt werden muss, dass die Patientin zuvor Probleme hatte, ihren Säugling zu stillen.

Erstaunt über diese Neben-Wirkung, verabreichte Professor Dr. Young der Frau daraufhin Lugol’sche Lösung – eine konzentrierte wässrige Jod-Jod-Kalium-Lösung – mit dem Ergebnis, dass die Milchbildung der Frau sogar noch zunahm.

Bald schon wurden alle Frauen in diesem Londoner Krankenhaus, die Stillprobleme hatten, mit Lugol’scher Lösung behandelt. Mit großem Erfolg! Und so konnte vielen Frauen geholfen werden.

Dennoch: Trotz mehrfacher Veröffentlichung in den führenden medizinischen Fachzeitschriften dieser Zeit – ist das Wissen um die Bedeutung von Jod für die Milchbildung der weiblichen Brust bis heute unter Gynäkologen und Hebammen quasi unbekannt.  Zu viele Frauen können ihre Kinder nicht oder nur unzureichend stillen, weil ihnen schlichtweg ein kleines Spurenelement fehlt –nämlich Jod.

Andere Länder anderes Wissen: Algensuppe für die Wöchnerin

Algensuppe © fotolia.com

In anderen Kulturen scheint das Wissen um Jod intuitiv noch vorhanden zu sein. Koreanische Frauen beispielsweise bekommen traditionell nach der Entbindung eine Algensuppe mit besonders hohem Jodanteil (Kombu), nicht nur, um die junge Mutter wieder zu Kräften zu bringen, sondern vor allem auch, um die Milchbildung anzuregen.

Auch die Autorin selbst konnte sich nicht nur bei ihren eigenen Kindern, sondern auch bei vielen ihrer Patientinnen von der unmittelbaren Wirkung von Jod auf die Milchbildung überzeugen.

In der Stillzeit verbindet sich Jod mit Kasein und wird zu Jodkasein – ein Lebenselixier für den Säugling, das für eine gesunde Schilddrüsenfunktion und vor allem die Gehirnentwicklung sorgt. In der Stillzeit ist der Jodbedarf am höchsten. Kaum eine Frau weiß das.

Wir bedauern sehr, dass dieses Wissen heutzutage kaum einer Schwangeren oder Wöchnerin vermittelt wird. Eine Jodprophylaxe, wie sie im Mutterpass steht, wird in praxi nicht angewendet. Hier wären vor allem Hebammen in der Aufklärungspflicht!

Folgen des Jodmangels für die Wöchnerin

Frauen, die in ihrer Schwangerschaft nicht ausreichend mit Jod versorgt sind – und das ist nach neuesten Untersuchungen die Mehrzahl – können – sofern sie stillen – im Laufe der Stillzeit in einen Jodmangel geraten. Es sei denn, sie versorgen sich zusätzlich mit Jod (tägliche jodreiche, maritime Kost, Meeresalgen oder zumindest eine Nahrungsergänzung mit Jod).

Die Folgen eines Jodmangels betreffen den gesamten Körper, denn Jodmangel macht sich nicht nur mit Stillproblemen bemerkbar, sondern kann auch eine sogenannte Post-Partum-Thyreoiditis, eine Entzündung der Schilddrüse, begünstigen und zu einer starken Erschöpfung der Mutter in der Stillzeit beitragen. Auch Frauen, die bereits an Hashimoto Thyreoiditis erkrankt sind, sollten in der Schwangerschaft zumindest 150 mcg Jodid am Tag zuführen, um den steigenden Bedarf für sich und den Fötus einigermaßen zu decken.

Folgen des Jodmangels für das Baby

Abgesehen davon benötigt das neugeborene Kind Jod in relativ großen Mengen. Jodmangel in den ersten Lebensjahren beeinträchtigt nachweislich die Gehirnentwicklung des Kindes und kann zu einer IQ-Einbuße von bis zu 13 Punkten beitragen.

Jodmangel bereits bei Kinderwunsch vorbeugen

Jod © Sascha Kaufmann

Deswegen wäre es sinnvoll, bereits in der Phase der Schwangerschaftsplanung oder spätestens zu Beginn einer Schwangerschaft den Körper auf einen Jodmangel hin zu untersuchen, um einem Jodmangel in der Schwangerschaft vorzubeugen. Leider werden weder eine Urin-Laboruntersuchung auf Jodmangel (s.u.) noch Kaliumjodidtabletten oder andere jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit – bis auf ganz wenige Ausnahmen – von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Wichtig ist hier anzumerken, dass der TSH-Test, der manchmal in der Schwangerschaft durchgeführt wird, keinen Hinweis auf die Jodversorgung des Körpers gibt. Auch bei guten TSH-Werten (0,4-2,5 mU/l) kann ein Jodmangel vorliegen.

Fazit

Eine ausreichende Jodversorgung ist notwendig für Mutter und Kind und sollte mit dem notwendigen Engagement des Gynäkologen und der Hebammen unterstützt werden.

Aber Jod kann noch viel mehr: Jod kann uns helfen, unsere Brüste gesund zu halten und auch im Falle einer Brusterkrankung eine Therapie sinnvoll unterstützen.

Jod schützt vor Mastopathie und Brustkrebs

Jod-Stoffwechsel © Sascha Kaufmann

Wieder nur ein neuer Hype? Nein, ganz und gar nicht. Seit in den 1950er Jahren polnische Wissenschaftler Jod in der weiblichen Brustdrüse entdeckt haben (bis dato dachte man, nur die Schilddrüse benötige Jod), beschäftigen sich Forscher in der ganzen Welt mit dem Thema Jod und der Brustgesundheit.

Nach fast 60 Jahren ist es Zeit, dass das umfangreiche Wissen nun endlich aus den Elfenbeintürmen der Wissenschaftler weltweit Frauen zur Verfügung gestellt wird, denn Jod kann uns vor Brustkrebs schützen, mehr als jeder andere Mikronährstoff.

Der Schutzmechanismus ist mittlerweile gut erforscht: Jod gelangt in der Regel als Kaliumjodid aus der Nahrung in die Brustdrüsenzelle hinein und wird dort enzymatisch in elementares Jod umgewandelt.

Diese Jodform (die auch in der Lugolschen Lösung vorhanden ist) verbindet sich mit Fettsäuren zu sogenannten Jodlaktonen.

Diese besondere chemische Verbindung kann auf den Epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) einwirken und so die normale Zellteilung regulieren. Jodlaktone haben noch eine weitere wichtige Funktion: Sie können unterstützend beeinflussen, dass geschädigte oder kranke Zellen sich selbst vernichten, d.h. den natürlichen Zelltod (Apoptose) einleiten.

So kann ursächlich gutartigen, aber auch bösartigen Brusterkrankungen entgegengewirkt werden. Viele Studien konnten diese Wirkungen zwischenzeitlich belegen.

Studienbeispiele

Im Tierversuch konnte bereits in den 1960er Jahren gezeigt werden, dass Ratten bei Jodmangel deutliche Veränderungen des Brustdrüsengewebes (Dysplasie, Krebsvorstufen) zeigten, welches sich unter Jodgabe wieder in gesundes Gewebe zurückbildete.

In den letzten Jahren konnten auch deutsche Forscher an der Universität Hohenheim zeigen, dass Jodgaben in entsprechender Dosierung einen wachstumshemmenden Effekt auf verschiedene menschliche Brustkrebszelllinien haben.

In entsprechender Dosierung bedeutet, dass Jod nur im Bereich von mehreren mg pro Tag einen Effekt auf die Brustgesundheit hatte. Zumindest im therapeutischen Bereich.

Jodmangel sicher diagnostizieren

Leider wird Jod nur sehr selten untersucht. Im Gegensatz zu Eisen, Magnesium und Kalium ist Jod kein Routineparameter – weder beim Hausarzt noch beim Internisten. Dabei ist ein Jodmangel einfach zu erkennen. Wer zumindest den Jodmangel in Bezug auf die Schilddrüse ausschließen möchte, der kann einen Test auf Jodausscheidung im 2. Morgenurin durchführen. Dies sagt freilich noch nichts über die Jodversorgung des restlichen Körpers aus. Daher wurde vor einigen Jahren der sog. Jodsättigungstest entwickelt, der nach Jodgabe die Jodausscheidung über 24 Stunden hinweg misst.

Dieser Test wird mittlerweile in Deutschland in vier Laboren angeboten (z.B. Biovis Diagnostik, Labor Südwest Ettlingen). Um den Risikofaktor Jodmangel auszuschalten, sollte jede Frau ihren Jodstatus kennen. Die Laborkosten liegen bei ca. 40 Euro.

Verbesserte Jodversorgung durch die Ernährung

Queller © Sascha Kaufmann

Japanerinnen haben durch ihre besondere Ernährungsweise und einer durchschnittlichen Jodzufuhr von ca. 6 mg pro Tag (in Deutschland durchschnittlich 125 mcg pro Tag!) nicht nur die höchste Lebenserwartung weltweit, sondern auch die geringste Inzidenz an Brustkrebs. Auch andere Tumorerkrankungen kommen in Japan seltener vor.

Um unsere Brüste prophylaktisch mit ausreichend Jod zu versorgen, müssen wir also unsere Jodzufuhr – am besten über eine entsprechende jodreiche Kost – deutlich erhöhen. Hier ist ein grundsätzliches Umdenken unserer Ernährungsgewohnheiten erforderlich. Eine jodreiche Kost gehört täglich auf unseren Tisch: Viel Seefisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Fang, biologischer Aquakultur sowie Algen und Meeresgemüse aus biologischer Zucht bzw. Wildsammlung sind wichtige Jodlieferanten.

Da Fische und Meeresfrüchte zum Teil stark mit Umweltgiften belastet sind, sollte eine Nahrungsauswahl mittels Qualitätssiegeln erfolgen. Ein guter Ratgeber für sicheren Fischverzehr sind auch die Internetseiten von wwf und greenpeace.

Wir empfehlen auch den einheimischen Queller (Meeresspargel, Salicornia), ein schmackhaftes, jodhaltiges Meeresgemüse, das in den Salzwiesen an Nord- und Ostsee wächst und sich als Rohkostsalat oder Gemüse verwenden lässt. Mittlerweile ist der Queller vor allem im Sommer – der Haupterntezeit – auch in gut sortierten Fischgeschäften, Biomärkten und – ganzjährig – über das Internet erhältlich.

Gute Nachrichten für Vegetarier und Veganer: Essbare Meeresgemüse sind sogar bessere Jodlieferanten als Fische und Meeresfrüchte.

Fibrozystische Mastopathie und Jod

Bei Frauen mit fibrozystischer Mastopathie – einer sehr häufigen, gutartigen Erkrankung – kann Jod in Form von elementarem Jod in hohen Dosen (mindestens 3 mg/ Tag für mehrere Wochen gegeben) in vielen Fällen die Erkrankung stark reduzieren bzw. heilen. Eine Jodgabe von mehr als 1 mg pro Tag sollte jedoch in jedem Fall therapeutisch überwacht werden. Von einer Eigentherapie raten wir ab.

Jodtherapie als Nahrungsergänzung bei Brustkrebs

Brustkrebs © Axel Kock fotolia.com

In der Prävention reicht es aus, Jod in Form von Kaliumjodid z. B. durch die Nahrung (Fische, Meeresfrüchte, Algen) zuzuführen, da gesunde Zellen Kaliumjodid enzymatisch leicht in das für die Brustdrüse notwendige elementare Jod umbauen können. Kranke Brustzellen können das viel schlechter, daher ist in diesen Fällen die direkte Gabe von elementaren Jod (aus der Apotheke, rezeptpflichtig) empfohlen. Ein Therapeut, der Erfahrung mit der Jodtherapie hat, wird dann durch hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel die Therapie unterstützen.

Vor kurzem hat die Gesellschaft für biologische Krebsabwehr Heidelberg die Jodprophylaxe und –therapie für Brustkrebs in ihre Empfehlungen aufgenommen. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und immerhin ein Anfang.

Jod auch bei Hashimoto Thyreoiditis

Viele Menschen mit Hashimoto Thyreoiditis vertragen Jod nicht gut. Dies ist aber nicht der Fall, wie oft angenommen wird, weil Jod „schädlich“ sei, sondern weil die entzündete Schilddrüse den Prozess der Kopplung von Jod an die Aminosäure Tyrosin (Schilddrüsenhormonsynthese) nicht mehr problemlos bewältigen kann. Ähnlich wie ein chronisch entzündeter Darm auch mit Symptomen auf die sonst problem- und symptomlos ablaufende Verdauung reagiert, nehmen Hashimoto Patienten die Jodzufuhr als unangenehm wahr.

Wir haben in unseren Praxen festgestellt, dass es kaum Probleme mit Jod gibt, wenn der Autoimmunprozess ZUERST behandelt und dann Jod in geringen Mengen wieder eingeschlichen wird. Wichtig vor allem für Frauen mit Hashimoto Thyreoiditis ist es zu verstehen, dass viele andere Organe ihres Körpers auch Jod dringend benötigen und dass ein Jodverzicht gesundheitsgefährdend ist. Der Ratschlag vieler Ärzte, Jod bei Hashimoto komplett zu meiden, ist demnach falsch.

Wir wünschen uns sehr, dass das Wissen um Jod und Brustgesundheit viele Frauen erreicht.

Über die Autoren

Kyra Hoffmann, geb. 1971, ist Heilpraktikerin und Mutter zweier Söhne. Sie ist Journalistin sowie Autorin mehrere Fachbücher. Zudem ist sie Referentin vor allem für die Themen Schilddrüse, Nebennieren, mitochondriale Störungen sowie Umweltmedizin.

Sascha Kauffmann, geb. 1973, ist Heilpraktiker, Journalist und Autor. Er ist Begründer des Patienten- und Therapeuteninformationsportals www.kpu-online.de.

Kontakt

Kyra Hoffmann
Heilpraktikerin
Hauptstrasse 66A
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Fax:  06192-9550951
e-mail: kyra@naturheilkundliche-medizin.de
http://naturheilkundliche-medizin.de

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Es ist unfassbar, wie wenig die meisten Ärzte über dieses wichtige Mineral wissen. Man hat den Eindruck, dass Jod uninteressant geworden ist, seitdem die Jodmangel-Kröpfe aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Außerdem können wir uns damit beruhigen, dass wir Jodsalz, Himalayasalz oder Meersalz benutzen, und da ist ja wohl genug Jod drin, oder?

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Das Buch ist sehr gut strukturiert, man merkt, dass beide Autoren journalistische und schriftstellerische Erfahrungen haben. In Interviews mit Experten wird die ganze Tragweite der neuen Erkenntnisse klar. Haben Sie sich nicht auch schon mal gewundert, dass bei Ihnen trotz Schilddrüsenunterfunktion kein Arzt den Jodspiegel untersucht hat? Diese Blutuntersuchung gibt es nämlich nicht, aber mit der neuen Methode des Jodsättigungstests aus dem Urin können Sie Aufschluss darüber gewinnen, ob Sie einen Jodmangel haben. Und ich kann Ihnen fast garantieren: den haben Sie!

Neben der neuartigen Diagnostik wird aber auch eingehend das therapeutische Vorgehen beschrieben, lieber heute als morgen mit dem Auffüllen der Jodspeicher beginnen, bspw. mit Pro Iodine von Tisso. Denn die Palette der Störungen, die günstig von Jod beeinflusst werden können, reicht von Infertilität über PCO, Wechseljahresbeschwerden, Fatigue und Erschöpfung bis zu Krebserkrankungen.

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