Sicher kommt es bei Ihnen schon mal vor, dass Sie sauer auf jemanden sind. Sie werden gereizt und aggressiv. Noch häufiger sind Sie aber sauer und merken es gar nicht. Denn wenn der Körper übersäuert, spüren Sie lange nichts. Oder Sie haben Beschwerden, wie Hautjucken oder Migräne, und wissen nicht, dass dies ein Zeichen für eine Übersäuerung ist. Ist der Säure-Basen-Haushalt außer Balance, sammeln sich im Körper Säuren an, die Knochen, Muskeln, Bindegewebe und Zellen angreifen.
Was Naturheilkundler seit Hippokrates behaupten, findet in den letzten Jahren seine Bestätigung in hunderten von wissenschaftlichen Veröffentlichungen: Säuren machen krank. „Von allen Zusammensetzungen unserer Körpersäfte wirkt sich die Säure zweifellos am schädlichsten aus“, wusste schon Hippokrates vor etwa 2500 Jahren. Ob Müdigkeit, Burn-out, Migräne oder Knochenschmerzen.
Entstehung von Übersäuerung
Das Säure-Basen-Gleichgewicht des Körpers entscheidet über das Milieu, in dem sich der gesamte Stoffwechsel abspielt. Bei der Verarbeitung von Eiweißen und Kohlenhydraten entstehen im Stoffwechsel Säuren, wie Kohlendioxid, organische Säuren und Schwefelsäure. Während das Kohlendioxid durch die Lunge ausgeatmet wird, scheidet die Leber die restlichen Säuren aus.
Doch die moderne Ernährung macht der Leber das Leben schwer: Die Zellen sind nicht in der Lage, übermäßig viel Zucker zu verbrennen und vergären ihn daher teilweise zu Säuren. Vor der Verbrennung muss der Zucker im Citratzyklus (der Kreissäge des Stoffwechsels) zerkleinert werden – ähnlich wie Brennholz. Ein Übermaß an Fleisch und anderem tierischen Eiweiß blockiert die „Stoffwechsel-Kreissäge“ und übersäuert zusätzlich den Stoffwechsel. Es vergiftet das Darmmilieu und belastet die Leber.
Nicht nur Fehlernährung und Bewegungsmangel begünstigen eine saure Stoffwechsellage, sondern auch Stresshormone: Wem es vor Stress regelrecht den Atem verschlägt, der kann weniger Säuren in Form von Kohlendioxid abatmen und weniger Sauerstoff für die Energiegewinnung einatmen. Das führt zu Übersäuerung – und die überreizt die Nerven. Ihre Aktionspotentiale (der Strom, der durch die Nerven fließt) sind dann zwar kraftloser, aber übererregbar. Wir sind reizbar, überempfindlich und werden leicht sauer – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Stress macht sauer, und sauer macht Stress.
Ursache der Übersäuerung
Die Wurzel sitzt in Darm und Leber
Säure-Basen- und Energie-Haushalt werden stark durch das Darmmilieu beeinflusst. Ein gesunder Dickdarm ist leicht sauer. Während das Gewebe bei vielen Menschen zu sauer ist, ist der Dickdarm häufig zu basisch. Je basischer er ist, desto mehr Leber belastende Stoffwechselgifte entstehen, weil ungesunde Darmkeime die Oberhand gewinnen.
Außerdem wird die Leber, das wichtigste Organ im Säure-Basen- und Energie-Haushalt, durch das giftige Eiweißabbauprodukt Ammoniak belastet. Dies blockiert den Energiestoffwechsel und den Abbau von Stoffwechsel-Säuren. Die Leber leidet unter einem „Ammoniak-Kater“. Man fühlt sich müde, niedergeschlagen und energielos – ähnlich wie bei einem milden Alkohol-Kater.
Fleischreiche, ballaststoffarme Ernährung, aber auch starke Basenmittel wie Natriumbicarbonat oder Calciumcarbonat stören das Darmmilieu, indem sie den Dickdarm alkalisieren und die Leber dadurch belasten.
Ernährung macht sauer oder fit
Einige Lebensmittel wirken im Körper sauer und andere basisch. Die Wirkung auf den Stoffwechsel hat aber nichts mit dem Geschmack zu tun: Obst schmeckt zwar sauer, ist aber Basen bildend, weil es reich an organischen Basen, wie Citrat oder Maleat, und basischen Mineralien, wie Kalium und Magnesium, ist. Die moderne Ernährung enthält zu wenig Basenbildner, wie Gemüse und Obst, und außerdem zu viele Säurebildner, wie Fleisch und einfache Kohlenhydrate.
Überblick über die Wirkung der Nahrungsmittel
Stark säurebildend: Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, Käse, Zucker und Süßwaren, Salz, süße Getränke, wie Limonade oder Cola, Weißmehlprodukte, Kaffee, Alkohol, Nikotin
Schwach säurebildend: Sahne, Quark, Vollkornprodukte, Nüsse
Säure-Basen-neutral: naturbelassene pflanzliche Fette, Öle, Butter
Leicht basenbildend: Trockenobst, Milch, Pilze
Stark basenbildend: Gemüse, Kartoffeln, Obst, Salat
Folgen der Übersäuerung
Osteoporose durch Übersäuerung
Ist der Stoffwechsel übersäuert, so ist er bestrebt, die Säuren abzupuffern. Hierzu werden die Mineralstoffdepots der Knochen benötigt, vor allem Calcium und Magnesium. Auf Dauer verlieren die Knochen ihre Stabilität und die Knorpel werden abgenutzt. Es entstehen Osteoporose und Arthrose.
Calcium ist gut für die Knochen, heißt es. Ein Grund für Millionen von Menschen, regelmäßig Calciumcarbonat-Supplemente zu schlucken. Doch die erhöhen offenbar das Risiko eines Herzinfarktes, wie eine vor kurzem veröffentlichte Übersichtsstudie zeigte. Demnach steigern Calcium-Präparate das Herzinfarktrisiko um 30 Prozent und verursachen damit mehr Herzinfarkte als sie Knochenbrüche verhindern.
Und da Milch viel Calcium enthält, raten Ärzte immer wieder dazu, viele Milchprodukte zu konsumieren und sich dadurch vor Osteoporose zu schützen. Das mag in der Jugend wichtig sein, aber beim Erwachsenen wirkt das eher kontraproduktiv, denn zu viel Milch macht sauer.
Auch Magnesium ist wichtig für die Knochengesundheit. Doch während Calcium oft überdosiert ist, nehmen die wenigsten Menschen Magnesium-Präparate zu sich. Eine Langzeitwirkung von Magnesiummangel sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – vor allem, wenn dem Körper gleichzeitig zu viel Calcium zugeführt wird. Calcium-Präparate müssen demnach mit ausgewogenen Mengen Magnesium abgestimmt sein. Mit anderen Worten: Wir brauchen Calcium, aber nicht zu viel und nicht einseitig.
Schließlich kommt noch Kalium (in der Form von Kaliumcitrat) eine hohe Bedeutung zu. Es wirkt der Osteoporose gleich von zwei Seiten entgegen: Zum einen verhindert es den Calciumverlust über die Niere, und zum anderen senkt es den Calciumabbau aus den Knochen.
Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass sich der hohe Basengehalt in der vegetarischen Ernährung positiv auf die Knochendichte auswirkt. Ballaststoffe, die den guten Darmbakterien als Nahrung dienen, sogen. präbiotische Ballaststoffe und Vitamin D verstärken die Wirkung. Sie steigern die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung. Darüber hinaus mildert Vitamin D Entzündungsreaktionen und schützt vor Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.
Schmerzen durch Übersäuerung
Säuren greifen nicht nur die Knochen an, sondern schädigen auch das Bindegewebe und verursachen Schmerzen und Entzündungen. Werden Säuren nicht neutralisiert und ausgeschieden, lagern sie sich im Bindegewebe als saure Schlacken ab. Und das hat merkliche Folgen: Entmineralisierung von Haaren, Nägeln und Knochen, Karies, zu viel Magensäure, Magen-Darm-Schleimhautreizung, Nerven- Muskel- und Gelenkschmerzen machen sich im Körper breit.
Die Säuren verstärken außerdem nicht nur Störungen des Immunsystems wie Allergien, rheumatische Erkrankungen oder chronische Infektionskrankheiten (bspw. Borreliose), sondern sind auch bei Erkrankungen des Bewegungsapparates deutlich zu spüren: Es tut weh. Denn die Säuren reagieren direkt mit den Schmerzmeldern des Körpers.
Chronische Erkrankungen, besonders Krebs durch Übersäuerung
Auf der einen Seite entstehen chronische Erkrankungen durch Übersäuerung, die Krankheiten selbst verstärken dann aber noch die Übersäuerung. Besonders bei Krebs produzieren die Tumorzellen massiv Stoffwechsel-Säuren. Dadurch schützen sie sich sowohl vor dem Immunsystem als auch vor einer Chemo- und Strahlentherapie. Die Übersäuerung belastet nicht nur den gesamten Organismus, insbesondere die Leber und die Knochen, sondern beschleunigt auch die Krebs-Ausbreitung im Bindegewebe und den Knochen.
Diagnostik der Übersäuerung
Nur die halbe Wahrheit: Urin-pH-Messungen
Einen ersten Hinweis auf eine Übersäuerung kann die Messung des Urin-pH-Wertes liefern. Je nach pH-Wert verändert der Indikatorfarbstoff seine Farbe, so dass der pH-Wert durch Vergleich mit einer Farbskala bestimmt werden kann. Doch Vorsicht: Eine einzelne Messung hat wenig Aussagekraft, denn der Urin-pH schwankt mit der Tageszeit stark und hängt von den Mahlzeiten ab. So ist der Morgen-Urin sauer, weil über Nacht vermehrt Säuren ausgeschieden werden. Dabei sollte er nicht unter 6 liegen. 1-2 Stunden nach den Mahlzeiten sollte der pH-Wert des Urins aufgrund der „Basenflut“ immer basisch sein.
Bei übersäuerten Personen sind die Urin-pH-Werte meist zu allen Tageszeiten sauer, wobei die Basenfluten schwächer ausgeprägt sind als bei Personen mit ausgeglichenem Säure-Basen-Haushalt. Mehr Informationen erhält man also, wenn man den Urin-pH-Wert dreimal am Tag über eine Woche misst.
Aber selbst hier kann der Eindruck täuschen: Basische pH-Werte können trotz Übersäuerung gemessen werden, wenn die Nierenfunktion so stark beeinträchtigt ist, dass keine Säuren mehr ausgeschieden werden können. Oder wenn eine Harnwegsinfektion mit Ammoniak produzierenden Bakterien vorliegt. Ein basischer Urin mit dem spezifischen Geruch nach Ammoniak ist ebenso ein Hinweis auf eine besonders schwerwiegende Übersäuerung. Und die Säuren, die sich in unseren Körperzellen und im Bindegewebe „verstecken“, werden mit den Teststreifen nicht gefunden. Sie werden erst unter Kaliumzufuhr wieder mobilisiert und ausgeschieden.
Im folgenden Artikel lesen Sie, wie Sie sich vor Übersäuerung schützen können. Ja, wie Sie sich sogar durch Befolgung nur weniger Regeln wieder gesund machen können.
Fühlen auch Sie sich oft sauer oder übersäuert? Was hilft Ihnen dann? Schreiben Sie doch einen Kommentar!
Hallo,
danke für Ihre Veröffentlichung, sehr verständlich erklärt.
Ich leide seit vielen Jahren an verschiedenen Problemen, ohne dass je wirklich was geholfen hat.
Jetzt habe ich in meiner Not 2 Wochen lang Aktiv Basen Plus eingenommen (schmeckte furchtbar fischig). Seitdem geht es mir so richtig dreckig, mit diversen muskulären Schwierigkeiten. Mir ist ständig schwindelig,ich sehe schlecht, habe mehrere Entzündungen (Blase, NNH). Durch Histamin und Salicylate Intoleranz kann ich wenig gute Sachen essen.
Im KKH würde nichts gefunden.
Was kann ich machen? Komme kaum hoch?
Ach ja, der Verdacht einer Schwermetallvergiftung ist ziemlich deutlich.
Danke und VG
Liebe Ida,
leider ist ein Verdacht noch keine Diagnose. Ich kann Ihnen nur empfehlen, eine genaue Analyse im Blut machen zu lassen. Dafür müssen Sie sich aber von einem Arzt beraten lassen, der Erfahrung in der Mikronährstoffdiagnostik und Umweltdiagnostik hat. Das Labor IMD in Berlin hat damit Erfahrungen und kann Ihnen vielleicht einen Therapeuten in Wohnort-Nähe nennen. Bei so vielen Problemen muss immer die Leber entlastet und behandelt werden. Bis Sie einen richtigen Therapeuten gefunden haben, können Sie Leberwickel mit Kanne Brottrunk machen und in kleinen Schlucken auch trinken. Eine Online-Ernährungsberatung halte ich für sehr wichtig, z.B. mit Anne Lohmann und ihrem Programm Esskultur pur. Alles Gute!