In jedem Alter lassen sich Hirngesundheit und geistige Fitness steigern, wenn man sich an der Ernährung unserer altsteinzeitlichen Vorfahren orientiert.

Seniorin beim Tomaten ernten © Halfpoint-Fotolia

Die „Alzheimer-Krankheit unterscheidet sich von anderen Krankheiten dadurch, dass praktisch jeder sie irgendwann bekommt.“ So fasste DIE ZEIT im Jahr 2008 die vorherrschende Lehrmeinung zusammen: Alzheimer sei unvermeidbar. Doch das Dogma ist inzwischen gekippt. So erklärte zum Beispiel Professor Richard Dodel auf dem größten deutschen Neurologenkongress am Welt-Alzheimertag 2016: „Wir haben zuverlässige Daten, dass ein gesunder und aktiver Lebensstil vor Alzheimer schützt„.

Damit bestätigt er meine Überzeugung, die ich fünf Jahre zuvor in meinem Buch „Die Methusalem-Strategie ─ Vermeiden, was uns daran hindert, gesund älter und weiser zu werden“ (Mental Enterprises 2011) veröffentlichte. Wie ich damals schon darauf hinwies, sind nahezu alle Volksleiden – und dazu gehört auch Alzheimer – Mangelkrankheiten, die unserer modernen Lebensweise geschuldet sind. Denn diese ist in nahezu allen Lebensbereichen nicht mehr im Einklang mit unseren natürlichen Bedürfnissen.

Buch Die Alzheimer-Lüge

In meinem darauffolgenden Buch „Die Alzheimer-Lüge ─ Die Wahrheit über eine vermeidbare Krankheit“ (Heyne 2014) präsentierte ich den zentralen Mechanismus der Alzheimer-Erkrankung: eine gestörte Bildung neuer Hirnzellen in unserer Gedächtniszentrale, dem Hippocampus. Anstatt zu wachsen, was sein natürliches Potential wäre, schrumpft er.

Dies führt auf Dauer nicht nur zu Einbußen in der Erinnerungsfähigkeit im alltäglichen Leben, sondern auch zu einer verminderten psychischen Belastbarkeit. Aus dieser kann sich eine Depression entwickeln, die bei Alzheimer-Patienten in der noch frühen Phase ihrer Erkrankung nicht untypisch ist.

In der Alzheimer-Lüge zeigte ich, wie man sich vor Alzheimer effektiv schützen kann, indem man die Neubildung der Hirnzellen im Hippocampus durch eine artgerechte Lebensweise unterstützt. Ich stellte zugleich die Vermutung auf, dass diese Fähigkeit zur lebenslangen Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus auch das Potential zu dessen Regeneration beinhaltet ─ und damit auch das Potential zur Heilung von Alzheimer. Allerdings gilt dies nur im Frühstadium der Erkrankung, wenn der Krankheitsprozess noch weitgehend auf den Hippocampus beschränkt ist.

Meine Annahme, dass Alzheimer in der Frühphase noch eine heilbare Krankheit sein kann, wurde kurz darauf in den USA durch erste klinische Therapieansätze bestätigt. Wie von mir vorgeschlagen, war Voraussetzung für den therapeutischen Erfolg, dass man sämtliche individuellen Mangelzustände bei den Betroffenen behob. Tatsächlich gewannen die Patienten ihr Gedächtnis wieder zurück ─ eine medizinische Sensation!

Buch Alzheimer ist heilbar

Durch diese Ergebnisse bestärkt, fasste ich den Entschluss, einen umfassenden Therapieplan zu entwickeln, den ich in einem weiteren Buch mit dem Titel „Alzheimer ist heilbar ─ Rechtzeitig zurück in ein gesundes Leben“ (Heyne 2015) veröffentlichte. Sie finden eine Zusammenfassung der grundlegenden Gedanken bereits in diesem Webmagazin.

Alzheimer ist also nicht nur vermeidbar, sondern sogar heilbar, wenn man rechtzeitig seine Lebensweise artgerecht gestaltet und dadurch die krankheitsverursachenden Mängel abstellt. Mit dem dadurch reaktivierten Wachstum des Hippocampus steigert sich die Erinnerungsfähigkeit und zugleich die psychische Belastbarkeit. Man ist geistig fitter und wird unternehmenslustiger ─ und das funktioniert ohne Altersbeschränkung.

Problem gelöst, könnte man glauben.

Leider stellte sich jedoch heraus, dass die Angst vor Alzheimer zwar groß, die Angst vor Veränderung der gewohnten Lebensweise aber noch größer ist.

Selbst wenn die Diagnose einer drohenden Demenz im Raum steht, sind die wenigsten Menschen bereit, ihr Leben artgerechter zu gestalten: mit mehr Bewegung, mit mehr sozialen Aktivitäten etc. Nun ist das beim Patienten selbst nicht verwunderlich, denn in dieser Phase ist durch die Erkrankung des Hippocampus die psychische Belastbarkeit gering, die Angst vor Neuem dadurch groß.  Sie benötigen die volle Unterstützung ihres Lebenspartners oder einer anderen ihnen nahestehenden Person. Deren Hilfe ist unerlässlich, damit die Umstellung gelingt.

Aber auch für diese (noch) gesunden Menschen ist es in den meisten Fällen sehr schwierig, liebgewonnene Gewohnheiten zu ändern, selbst wenn sie nachgewiesenermaßen auf Dauer gesundheitsschädlich sind.

Das größte Hindernis liegt dabei meistens in der Veränderung ungesunder Ernährungsgewohnheiten. Das ist fatal, denn die Ernährung ist von besonderer Bedeutung für den Schutz der Nervenzellen und für das lebenslange Wachstum des Hippocampus.

Jeglicher Mangel, sei es an lebenswichtigen hochwertigen Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen oder Spurenelementen behindert das Hippocampus-Wachstum und erhöht das Alzheimer-Risiko. Dazu kommen Giftstoffe, wie Alkohol, Transfettsäuren, Pestizide und viele weitere, die ebenfalls das Wachstum des Hippocampus blockieren ─ und es damit wahrscheinlicher machen, an Alzheimer zu erkranken.

Buch Kopfküche- das Anti-Alzheimer-Kochbuch

Damit meine Leser die Hürde hin zu einer hirngesunden Ernährung leichter nehmen, habe ich das Buch „Kopfküche – das Anti-Alzheimer-Kochbuch“ geschrieben. Unterstützt wurde ich dabei durch meine Frau und unsere jüngste Tochter. Beide bereiteten gemeinsam unsere typischen Familienrezepte fürs leichte Nachkochen auf, danach setzten sie das Essen fotografisch in Szene.

Die Kopfküche präsentiert einen völlig neuen und einzigartigen Ansatz, wie man sich vor den meisten modernen Volkskrankheiten und insbesondere vor Alzheimer effektiv schützen kann. Erste Therapieerfolge im Frühstadium von Alzheimer beruhen auf den darin enthaltenen Erkenntnissen. Das ist an sich kein Wunder, denn konzeptionell basiert die Auswahl der Zutaten auf einer Epoche der menschlichen Evolution, in der der moderne Mensch seine heutige geistige Leistungsfähigkeit erwarb: als Fischer und Sammler.

Die Kopfküche klärt darüber auf, welche Ernährungsmythen, von denen die meisten im letzten Jahrhundert entstanden, heutzutage das Wachstum unserer Gedächtniszentrale behindern und so unsere geistige Gesundheit bedrohen. Hierbei geht es aber nur vordergründig um Alzheimer. Die Rezepte sind für die gesamte Familie gedacht, denn Hirngesundheit und mentale Fitness sind nicht erst im Alter von Bedeutung. Auch unsere jüngste Generation hat ein Anrecht, ihr volles geistiges und psychisches Potential zu entwickeln und auszuleben. Unsere Ernährung ist dafür von größter Bedeutung, im positiven aber leider auch im negativen Sinn.

Gefüllte Portobello-Pilze

Mithilfe einer umfangreichen Warenkunde und über 50 liebevoll zusammengestellten und leicht nachzukochenden Rezepten ist es kinderleicht, sich den ganzen Tag über ausgewogen und hirngesund zu ernähren. Ich kann mich dafür verbürgen, dass die Speisen hervorragend schmecken: Nachdem das Foto gemacht wurde, haben wir alles aufgegessen.

Eines ist mir besonders wichtig: Ich möchte zeigen, dass unsere Nahrung zwar unsere Medizin ist, jedoch nicht wie bittere Pillen schmecken muss. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, dass man nur (!) mit leckeren Rezepten seine Hirngesundheit optimieren kann. Dieses Buch soll ein Wegbegleiter sein auf der Reise zurück zur eigenen Natur – wirkungsvoll gegen Alzheimer und für geistige Gesundheit von klein auf bis ins höchste Alter.

Beispiele von Ernährungsmythen

Um dieses Ziel zu erreichen, räumt die Kopfküche notwendigerweise mit einigen zentralen Ernährungsmythen auf, die sich mit der Zeit eingeschlichen haben und die Alzheimer (und viele der heutigen Volkskrankheiten) mit verursachen. Um Ihnen „Appetit“ auf die Kopfküche zu machen, seien hier zwei Beispiele genannt:

Mythos 1: Das Gehirn benötigt nur Zucker als Energiequelle.

Das stimmt nicht.

Zucker

Unser Gehirn hat auch Zugriff auf die Energie der Fettsäuren aus der Nahrung oder vor allem aus unseren Fettdepots. Allerdings nur dann, wenn die dort gespeicherten Fettsäuren zuvor in sogenannte Ketonkörper umgewandelt wurden. Diese Umwandlung geschieht in der Leber und ist Voraussetzung dafür, dass wir auch längere Zeit ohne Nahrung auskommen ─ vor allem auch ohne Zucker.

Je länger wir schlafen, umso mehr Ketonkörper werden gebildet. Insbesondere das Gehirn von Neugeborenen ernährt sich überwiegend von Ketonkörpern, dem Babyspeck sei Dank.

  • Ketonkörper sind bessere Energieträger als Zucker

Ketonkörper sind energetisch betrachtet sogar bessere Energieträger als Zucker: So benötigt man weniger Sauerstoff, um mehr Hirnleistung zu unterstützen. Darüber hinaus gelangen Ketonkörper auch weiterhin problemlos ins Gehirn, wenn – wie bei Alzheimer schon Jahrzehnte vor Ausbruch der Erkrankung typisch – die Zellen des Hippocampus Zucker nur noch schlecht aufnehmen können. Ohne Ketonkörper würde der Hippocampus regelrecht verhungern!

Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb eine sogenannte ketogene Lebensweise und Ernährung – also eine, bei der viele Ketonkörper gebildet werden – so hirngesund ist. Sie besitzen noch zwei weitere besondere Eigenschaften:

  • Ketonkörper aktivieren die Bildung neuer Hirnzellen.

Diese hormonartige Wirkung macht Ketonkörper bei Neugeborenen zu einem wichtigen Wachstumsmotor für das ganze Gehirn. Aber auch beim Erwachsenen ist die lebenslange Bildung neuer Nervenzellen des Hippocampus entscheidend für den Erhalt des Gedächtnisses. Zugleich bietet diese Nervenzellneubildung Schutz vor Depression und Alzheimer.

  • Ketonkörper aktivieren den Verjüngungsprozess sämtlicher Nervenzellen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Körperzellen, die ständig ersetzt werden, müssen Muskel- und auch Nervenzellen ein Leben lang funktionieren. Wir können sie nicht einfach austauschen. Wir können sie aber ständig grunderneuern. Durch einen biologischen Prozess, für dessen Entdeckung im Jahr 2016 der Nobelpreis in Medizin verliehen wurde, werden bei diesen Zellen sämtliche verbrauchten Bauteile immer gegen neue ausgetauscht. Ketonkörper aktivieren diesen Vorgang und halten unser Gehirn damit jung ─ bis ins höchste Alter.

Aber der Mythos, dass unser Gehirn auf eine Ernährung mit ständiger Zuckerzufuhr angewiesen ist, führte beispielsweise dazu, dass man Schulkindern Traubenzucker mit in die Schule gab, um deren Hirnleistung zu steigern.

Doch Zucker bewirkt genau das Gegenteil:

  • Zucker hemmt die Bildung neuer Nervenzellen

Wenn der Zuckerspiegel ansteigt, verklebt der überschüssige Zucker die Oberfläche der Zellen, auch die der Blutgefäße oder der Hirnzellen. So ähnlich wie ein Süßgetränk oder Saft den Tisch verklebt, auf dem man ihn versehentlich verschüttet hat. Die Verklebungen im Gehirn sorgen für Entzündungen und hemmen dadurch die Bildung neuer Hirnzellen. Bei Kindern hemmt dies nachgewiesenermaßen die Entwicklung ihrer Intelligenz, bei Erwachsenen die Funktion der Gedächtniszentrale – das Alzheimer-Risiko steigt.

Zudem unterbindet ein hoher Blutzucker die Bildung der Ketonkörper und verhindert somit auch indirekt den Erhalt unserer geistigen Fitness. In der Kopfküche zeige ich meinen Lesern, wie man rund um die Uhr die lebenswichtige Produktion der Ketonkörper aufrechterhalten kann, und zwar ohne zu hungern oder auf ein gelegentliches Stück Kuchen verzichten zu müssen.

Mythos 2: Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.

Müsli

Das stimmt nur, wenn man danach körperlich hart arbeiten muss, doch das tun heutzutage die wenigsten Menschen.

Unsere altsteinzeitlichen Vorfahren hingegen hatten nicht den Luxus eines Kühlschranks oder Brotkorbs, den man nur zu öffnen braucht, um sich den Bauch vollschlagen zu können. Sie mussten ihre Höhle verlassen, um Nahrung zu finden. Das war nicht ungefährlich: Geistig fit zu sein, auch wenn der Magen knurrte, war überlebenswichtig.

Diese Zeit hat uns geprägt, und deshalb funktioniert unser Gehirn am besten, wenn wir nüchtern sind. Wenn wir hingegen mit dem Verdauen des Frühstücks beschäftigt sind und dabei der Blutzuckerspiegel schwankt, sind wir weitaus weniger leistungsfähig.

Solange wir fasten (und das tun wir über Nacht), mobilisiert unser Körper die in Fettzellen gespeicherten Fettsäuren und verwandelt sie in beste Hirnnahrung, die Ketonkörper. Dabei gilt: Je länger wir fasten, umso mehr Ketonkörper werden produziert.

Steht gleich morgens nach dem Aufstehen keine schwere körperliche Arbeit an, für die unsere Muskeln eine extra Portion Kohlenhydrate benötigen würden, gibt es auch keinen Grund, diesen vorteilhaften Prozess der Ketonkörper-Produktion zu unterbrechen.

Verbringen wir den Vormittag vorwiegend sitzend, würde hingegen das Frühstück den Blutzucker in die Höhe treiben. Der hohe Blutzucker aktiviert Insulin, das Zuckerstresshormon. Dieses lässt zwar den Blutzucker wieder absinken, doch damit kommt es gleich zur nächsten Hungerattacke und somit zu einem Gang zum Kühlschrank. Zudem unterbricht es die Ketonkörper-Produktion.

Tee

Seit ich nach der Kopfküche lebe, trinke ich morgens nach dem Aufstehen nur einen Tee oder Kaffee und kann dann bis zum Mittag am Schreibtisch durcharbeiten, ohne das geringste Hungergefühl. Früher – nach einem ausgiebigen Frühstück – kam nach der vermeintlich wichtigsten Mahlzeit des Tages die „zweitwichtigste“ – und das keine zwei Stunden später. Der Grund: Das nach dem Frühstück im Kampf gegen den erhöhten Blutzucker freigesetzte Insulin lässt diesen übermäßig absinken, was sofort eine Hungerattacke auslöst. Ein Müsli, ein weiteres Marmeladenbrot oder ein anderer zuckerhaltiger Snack mussten her, um den niedrigen Blutzucker wieder ansteigen zu lassen, was aber gleich die nächste Insulin-Freisetzung bewirkte. Dieser Rhythmus zwang mich zu einer ständigen Nahrungsaufnahme. Er ließ meine Fettdepots wachsen, und die Ketonkörper-Produktion war permanent eingestellt.

So wie diese zwei verhindern viele weitere Mythen, dass wir unser geistiges und körperliches Potential ausschöpfen und auf natürliche Weise erhalten.

In der „Kopfküche“ erfahren Sie, welche weiteren Mythen unsere Gesundheit gefährden, wie sie entstanden sind, und warum sie immer noch unser Leben beeinflussen. Aber auch, wie Sie mit dem richtigen Wissen selbst entscheiden können, welchen Werbebotschaften Sie glauben können und welchen nicht. Und nicht zuletzt, wie herrlich Gesundheit schmeckt!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, beim Nachkochen – und einen guten Appetit.

Michael Nehls

Über den Autor

Der Arzt und Molekulargenetiker PD. Dr. med. Michael Nehls entschlüsselte die Ursachen verschiedener Erbkrankheiten. Seine richtungsweisenden Entdeckungen publizierte er u.a. mit zwei Nobelpreisträgern. Er war leitender Genomforscher einer US-Firma, danach Forschungsleiter und Vorstandsvorsitzender eines Münchner Biotech-Unternehmens.

Mittlerweile arbeitet er als selbstständiger Wissenschafts-Theoretiker, Dozent und Autor. Für seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur Alzheimer-Entstehung, Prävention und Therapie, die er in seinen Spiegelbestsellern „Die Alzheimer-Lüge: Die Wahrheit über eine vermeidbare Krankheit“ und „Alzheimer ist heilbar“ präsentiert, wurde Dr. Nehls mit dem Hanse-Preis für Psychiatrie 2015 ausgezeichnet.

Kontakt

PD. Dr. med. Michael Nehls
Email: michaelnehls@yahoo.de
Homepage: www.michael-nehls.de

Die Rezeptfotos wurden uns von Sabine und Nadja Nehls zur verfügung gestellt.

Haben Sie schon selber Erfahrungen mit Ernährungsmythen gemacht? Haben Sie diese Ernährung schon mal ausprobiert? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar!

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