Mit Kinderwunsch beschäftigt sich jede Frau irgendwann in ihrem Leben. Für viele Frauen ist es wegen ihrer beruflichen Karriere schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine Wunsch-Schwangerschaft zu finden. Da kann es leicht passieren, dass einem die Jahre davon laufen und man plötzlich in Zugzwang kommt. Schlimm wäre es, jetzt die Ruhe zu verlieren. Informieren Sie sich über erste Schritte bei Kinderwunsch, dem meist gelesenen Artikel dieses Webmagazins. Lassen Sie vom Frauenarzt alle notwendigen Voruntersuchungen machen. Und entscheiden Sie sich dann erst mal für natürliche Methoden, vorausgesetzt es liegen keine Eileiterverschlüsse oder eine Zeugungsunfähigkeit des Partners vor.

Vor etwa 25 Jahren begannen wir an der Universitäts Frauenklinik in Heidelberg Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch mit Homöopathie zu behandeln. In verschiedenen Studien konnten wir zeigen, dass etwa ein Drittel der Frauen darunter spontan schwanger wurde. Auch bei Frauen mit Endometriose half die Homöopathie: die Schmerzen besserten sich und Schwangerschaften traten ein. Ähnlich gute Ergebnisse bringt ja die Traditionelle Chinesische Medizin, die ich Ihnen in einem anderen Artikel bereits vorgestellt habe. Schließlich lässt sich in vielen Fällen auch das Spermiogramm durch Homöopathie bessern. In der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung (AHZ) 1,2011 wurden unsere Studien zur Homöopathie von Dr. Teut und mir ausführlich vorgestellt.

Ergänzt wird der Artikel durch ein Interview mit mir, das ich Ihnen hier in etwas vereinfachter Form darstelle.

Interview

Michael Teut: Liebe Frau Gerhard, Sie gehören zu den Pionieren der komplementären Kinderwunschtherapie. In den 80er und 90er Jahren haben Sie an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg in mehreren klinischen Studien, die von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung gefördert wurden, die Wirkung und Wirksamkeit von Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch untersucht. Was haben Sie dabei herausgefunden?

Ingrid Gerhard: In verschiedenen Studien konnten wir zeigen, dass bei bestimmten Sterilitätsursachen sowohl der Frau als auch dem Mann mit Homöopathie geholfen werden konnte.

Voraussetzung ist, dass eine gute klinische und laborchemische Diagnostik durchgeführt wird:

  • Dazu gehört die hormonelle Basis- Untersuchung bei der Frau, um sicher zu gehen, dass die Eierstöcke noch richtig arbeiten. Auch müssen die Funktionen der Schilddrüse und der Hirnanhangsdrüse überprüft werden.
  • mindestens zwei Spermiogramme beim Partner und eventuell noch
  • eine Eileiteruntersuchung.
  • In besonderen Fällen ist eine eingehende Umweltanamnese mit spezifischer Umweltdiagnostik angezeigt.
  • Außerdem muss natürlich die Bereitschaft der Patientin und des Patienten gegeben sein, sich in Geduld zu üben, sich zu beobachten und u.U. Lebensstilveränderungen vorzunehmen.

Michael Teut: Für welche Patientinnen und Patienten mit unerwünschtem Kinderwunsch eignet sich die homöopathische Behandlung?

Ingrid Gerhard: Unsere Studien konnten ganz klar zeigen, für welche Frauen die Homöopathie sinnvoll war.

Für diese Frauen eignet sich die homöopathische Behandlung:

  • Frauen mit Zyklusstörungen, angefangen von der Gelbkörperunterfunktion bis hin zum völligen Ausbleiben der Periode, vorausgesetzt das Follikel stimulierende Hormon (FSH) ist noch normal.
  • Außerdem ist sie hilfreich für Frauen mit Endometriose, die noch durchgängige Eileiter haben, bei höheren Schweregraden am besten im Anschluss an die operative Sanierung.
  • Bei Frauen mit hormoneller oder ungeklärter, sogen. Idiopathischer Sterilität, kann die Homöopathie sehr schön ausgleichend und stabilisierend wirken.
  • Bei Frauen, die durch gezügeltes Essverhalten und erhöhte Leistungsorientierung auffallen, was heute bei vielen modernen Frauen der Fall ist, kann sie ebenfalls helfen.
  • Bei Männern sollten im Spermiogramm noch bewegliche Samenfäden vorhanden sein, dann lassen sich auch bei ihnen Besserungen mit Homöopathie erzielen.

Michael Teut: Gibt es homöopathische Arzneimittel, die besonders häufig angezeigt sind?

Ingrid Gerhard: Bei Frauen mit Zyklusstörungen kann man oft mit homöopathischen Mitteln helfen, die Agnus castus, Keuschlamm, enthalten. Wenn man homöopathische Einzelmittel vorzieht, muss sich der Therapeut wirklich nach der Individualität der Patientin oder des Patienten richten. Wir konnten in verschiedenen Therapiestudien kein typisches Sterilitätsmittel herausfinden. Das ist auch nicht verwunderlich, da Sterilität ein sehr komplexes Krankheitsbild ist. Im Verlauf der Therapie, die auch mal 1-2 Jahre dauern kann, können sich unterschiedliche Arzneimittelbilder entwickeln.

Michael Teut: Was können Männer mit eingeschränkten Spermiogrammen machen?

Ingrid Gerhard: In einer Sterilitätsstudie bei Männern mit homöopathischer Therapie wurde deutlich, dass unter bestimmten Voraussetzungen eine deutliche Verbesserung des Samenbefundes mit Homöopathie zu erzielen war.

Für diese Männer eignet sich die homöopathische Behandlung:

  • Männer, die keine Umweltbelastungen haben, wie z.B. durch Rauchen, Amalgam, Hitze, Gifte am Arbeitsplatz usw.
  • Männer, die nicht übermäßigem Stress ausgesetzt sind,
  • Männer, die nicht zu stark übergewichtig sind,
  • Männer, die keine schweren Entzündungen des Hodens gehabt haben.

Meine Empfehlungen für Männer mit Kinderwunsch:

  • Hören Sie früh genug auf zu rauchen,
  • Lassen Sie die Sitzheizung im Auto aus,
  • Quetschen Sie Ihre Hoden nicht regelmäßig auf dem Rennrad,
  • Tragen Sie nicht zu enge Hosen, wenn Sie eine sitzende Tätigkeit haben,
  • Arbeiten sie auf keinen Fall mit dem Laptop auf dem Schoß. Innerhalb von wenigen Minuten kommt es zur Erhitzung der Hoden. Bedenken Sie: schon ab einer Erwärmung von 1 Grad Celsius nehmen die Spermien Schaden!
  • Reduzieren Sie Elektrosmog,
  • Reduzieren Sie Arbeitsstress,
  • Bewegen Sie sich regelmäßig,
  • Ernähren Sie sich vernünftig,
  • Streben Sie Normalgewicht an.
  • Informieren Sie sich über mögliche Umweltbelastungen am Arbeitsplatz und in der Wohnung.

Besonders Hobbyhandwerker und -gärtner gehen oft sehr sorglos mit giftigen Substanzen um.

Spezielle entgiftende Maßnahmen und Nahrungsergänzungen können für Männer sehr hilfreich sein.

Michael Teut: Und welche Zusatzmaßnahmen gelten für Frauen?

Ingrid Gerhard: Die Vermeidung von Umweltbelastungen gilt natürlich genauso für Frauen.

Meine Empfehlungen für Frauen mit Kinderwunsch

  • Schützen Sie sich vor Umweltgiften. Frauen, die rauchen, werden bspw. schwerer schwanger als Nichtraucherinnen, außerdem haben sie mehr Fehlgeburten und häufiger Risikoschwangerschaften. Umweltgifte können die Hormone durcheinander bringen und selber Hormonwirkungen haben („endocrine disruptive substances“).
  • Streben Sie Normalgewicht an. Sowohl Über- als auch Untergewicht erschweren die Empfängnis und eine normale Schwangerschaft.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig, aber übertreiben Sie nicht. Sowohl zu viel Sport als auch zu wenig bringen das hormonelle Gleichgewicht durcheinander.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen, vollwertig und mit Bio. Falsche Ernährung macht krank und unfruchtbar.
  • Vermeiden Sie psychische Belastungen und zu viel Arbeitsstress. Lernen Sie Entspannungstechniken und Meditation.

Sie sehen, dass Sie selber viel dabei mithelfen können, damit sich ein Baby in Ihrem Bauch wohlfühlt.  Die homöopathische Behandlung kann Sie unterstützen. Ihr Therapeut kann bei den aufwendigen Eingangs- und Zwischenanamnesen immer wieder eine Lebensstilberatung einfließen lassen.

Michael Teut: Welche weiteren komplementären Therapien können hilfreich sein?

Ingrid Gerhard: Von der Entgiftung hatten wir schon gesprochen. Aufwertung der Ernährung mit Nahrungsergänzungen kann zumindest am Anfang der Therapie erforderlich sein. Vernünftige Maßnahmen zur Erlangung von Normalgewicht sind wichtig auch im Hinblick auf eine ungestörte fetale Entwicklung. Von Methoden zum Stressmanagement und zur psychischen Unterstützung profitieren alle Patienten mit Kinderwunsch. Außer mit Homöopathie kann man ausgewählte Patienten auch mit (Ohr)-Akupunktur, TCM oder energetischen Methoden behandeln.

Michael Teut: Kann man die Homöopathie mit konventionellen Kinderwunsch-Therapien kombinieren?

Ingrid Gerhard: Wenn Hormone gegeben werden, ist eine regulative Therapie, wie sie die Homöopathie ja darstellt, meiner Meinung nach nicht sinnvoll. Zur Begleitung von operativen Maßnahmen oder in der Nachbehandlung hat auch die Homöopathie ihren üblichen Stellenwert. Vielleicht kann man auch bei künstlichen Befruchtungen in Spontanzyklen die Empfängnisbereitschaft verbessern. Ehe er Homöopathie einsetzt, muss der Therapeut halt wissen, ob er eine Selbstregulation der Patientin unter den gegebenen Umständen für möglich hält.

Michael Teut: Herzlichen Dank für das Interview!

Kosten-Nutzen-Analyse

In demselben Heft der AHZ gehen Dr. H. Albrecht und K. Hoffschulte der Frage nach, ob sich die Homöopathie bei Kinderwunsch überhaupt lohnt. Sie stellen die Kosten von IvF und Homöopathie einander gegenüber:

  • 3 Versuche IvF kosten etwa 10.200 ,
  • die gesamte homöopathische Behandlung zwischen 220 und 500 .

Der ärztliche Zeitaufwand ist bei beiden Therapien ähnlich. Bei der Homöopathie entfallen aber häufige Arztbesuche, Ultraschalltermine und Blutentnahmen. Die Homöopathie hat praktisch keine Nebenwirkungen und ist in der Lage, auch Beschwerden zu verbessern, die eigentlich gar nichts mit dem Kinderwunsch zu tun haben. Die Homöopathie ist eben eine Methode, die den ganzen Menschen behandelt.

Sämtliche Studien zur Homöopathie können Sie bei der Karl und Veronica Carstens-Stiftung anfordern oder auf deren Webseite ansehen. Wenn Sie sich weiter über Homöopathie informieren wollen, finden Sie viele Antworten im Naturheilmagazin mit der 24h- Hotline Homöopathie.

Ein weiteres Beispiel für die natürliche Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches hat Ihnen an dieser Stelle vor kurzem Frau Anne Lohmann aufgezeigt.

Sämtliche Bilder wurden von fotolia.com erworben oder stammen aus dem eigenen Archiv.

Wenn auch Sie schon Erfahrungen mit der homöopathischen Behandlung von Kinderwunsch gemacht haben, schreiben Sie doch für Ihre Leidensgenossinnen einen Kommentar.

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