Störungen des Säure-Basen- und Mineralstoff-Gleichgewichts haben vielfältige Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Die Bedeutung des Säure-Basen-Stoffwechsels für unsere Gesundheit wird in der (Ernährungs)Medizin weit unterschätzt. In der Naturheilkunde spielt die Übersäuerung (Azidose) jedoch bereits seit Hippokrates eine wichtige Rolle. Sie wird aber häufig falsch dargestellt und missverstanden. Die Schulmedizin kennt die Azidose nur in ihrer akuten Form im Bereich der Notfallmedizin. Die Wissenschaft hat erst in den letzten Jahrzehnten begonnen, die vielseitigen Auswirkungen der sogenannten niedriggradigen oder latenten Azidose in zahlreichen Studien zu untersuchen.
Das Thema Säure-Basen-Haushalt ist komplex und auf den ersten Blick häufig unlogisch: Der Verzehr von sauren oder Milchsäure-haltigen Lebensmitteln wie Zitronen oder Sauerkraut soll gesund sein und basisch wirken; Fleisch, Käse und Quark sollen dagegen „sauer“ wirken, obwohl sie doch gar nicht sauer schmecken.
Diese Verunsicherung führt dazu, dass der Säure-Basen-Haushalt häufig stiefmütterlich behandelt wird. Dabei haben Störungen des Säure-Basen- und Mineralstoff-Gleichgewichts vielfältige Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Dazu gehören sowohl „Schönheitsfehler“ wie sprödes Haar und brüchige Nägel als auch schwerwiegende Erkrankungen wie Knochenschwund, Bluthochdruck und Nierenversagen.
Die gute Nachricht ist aber:
Jeder von uns kann im Alltag vieles tun, um seinen Säure-Basen-Haushalt zu unterstützen und das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Gute und schlechte Säuren
Obst und Gemüse enthalten, wie uns der Geschmack in vielen Fällen bereits verrät, tatsächlich viel Säure, tierische Lebensmittel dagegen weniger. Die sogenannten fixen Säuren, um die es bei der Übersäuerung geht, werden jedoch erst im Körper aus Nahrungsbestandteilen gebildet.
Wie Säuren in unserem Körper wirken, hängt vor allem von ihrem chemischen Bindungspartner ab. Probleme verursachen nur bestimmte Säuren, und zwar diejenigen, die chemisch betrachtet aus Sulfat-, Chlorid-, und Phosphat-Verbindungen bestehen, wie Schwefelsäure, Salzsäure und Phosphorsäure.
- Diese anorganischen, aggressiven Säuren sind in natürlichen Nahrungsmitteln selbst noch gar nicht vorhanden. In der richtigen Menge sind auch diese Säuren für unseren Körper lebenswichtig, doch ein Zuviel kann schädlich wirken, denn sie können nicht im Körper abgebaut werden, sondern müssen über die Nieren ausgeschieden werden.
- Organische Säuren wie Milchsäure (Laktat), Essigsäure (Acetat) und Zitronensäure (Citrat) wirken dagegen viel milder, können vom Organismus abgebaut und als Kohlensäure abgeatmet werden und dienen zudem als Energiequelle.
Tierische und verarbeitete Lebensmittel fördern die Übersäuerung
Sulfat, Phosphat und Chlorid werden vor allem über tierische sowie stark verarbeitete Lebensmittel aufgenommen, deren Verzehr erheblich zugenommen hat. Die moderne westliche Ernährungsweise enthält einen hohen Anteil an tierischem Protein, das sich in Fleisch, Wurst, Fisch, Milch und Milchprodukten sowie Eiern findet und den Körper mit schwefelhaltigen Aminosäuren überlastet, die zu Sulfat abgebaut werden.
Gleichzeitig hat die Zufuhr an Basenbildnern aus naturbelassenen, pflanzlichen Lebensmitteln, wie z. B. Citraten aus Gemüse und Obst, stark abgenommen. Aus diesen entsteht im Körper das basisch wirkende Bikarbonat, das ein wichtiger Puffer im Blut ist und Säuren aus der Nahrung neutralisiert.
Unsere Ernährung liefert zudem – im Verhältnis zur Kalorienmenge – meist wenig Kalium, Magnesium und Calcium und deutlich zu viel Salz (Natrium). Zwar ist unser Kalorienbedarf durch weniger körperliche Aktivität deutlich gesunken, doch nicht unser Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, der durch die starke Belastung von Gehirn und Nervensystem aufgrund unserer extrem beschleunigten Lebensweise hoch bleibt. Gemeinsam mit Dauerstress und Bewegungsmangel führt die heute praktizierte, moderne Ernährungsweise zu einem Überschuss an anorganischen Säuren im Körper, die nicht verstoffwechselt werden können.
Verlust der Nierenfunktion durch Übersäuerung
Anorganische Säuren häufen sich insbesondere mit fortschreitendem Alter an, wenn die Nierenfunktion abnimmt und die körpereigenen Puffer schlechter arbeiten. Zudem fördert eine salz- und proteinreiche, aber kaliumarme Ernährung die Abnahme der Nierenfunktion. Bei den meisten Menschen halbiert sich die Nierenleistung im Laufe des Lebens, teilweise kommt es sogar zum Nierenversagen. Dieses Problem ist bei Säugetieren, die reine Fleischfresser sind, bereits bekannt: So ist Nierenversagen eine der Haupttodesursachen von Katzen.
Proteine, die in Fleisch und Käse reichlich enthalten sind, enthalten viel Stickstoff, das der Körper bei erhöhter Säurebelastung neben Harnstoff auch als Ammoniak über die Nieren ausscheidet. Ammoniak wirkt stark basisch, aber auch toxisch und schädigt auf Dauer nicht nur die Nieren, sondern auch andere Gewebe. Diese Effekte wirken nicht über Monate oder Jahre hinweg schädlich, sondern erst über Jahrzehnte. Daher fällt es vielen schwer, die Zusammenhänge zu erkennen.
Bei einer pflanzenbasierten Ernährung, wie sie für den Menschen in der meisten Zeit seiner Entwicklungsgeschichte und an den meisten Orten der Welt – abgesehen von einigen Extremsituationen wie der Eiszeit oder den Siedlungsgebieten der Inuit – immer typisch gewesen ist, dienen basenbildende Kaliumverbindungen als natürlicher Puffer und Nierenschutz.
Die Folgen einer dauerhaften Übersäuerung – von brüchigen Nägeln bis zu brüchigen Knochen
Die Nieren sind wichtige Organe im Säure-Basen-Stoffwechsel und ihre abnehmende Funktion verstärkt die chronische, unterschwellige Übersäuerung des Körpers, die sogenannte latente Azidose. Die moderne Ernährungsweise mit einem Mangel an basenbildenden Mineralstoffverbindungen verursacht zudem einen Bikarbonat-Mangel, der die latente Azidose zusätzlich fördert.
Symptome einer Übersäuerung
Erste Anzeichen für eine Übersäuerung können sehr vielfältig sein:
- Man fühlt sich oft reizbar, übermüdet, überempfindlich und wird leicht sauer – im wahrsten Sinne des Wortes.
- Unreine Haut, brüchige Nägel, glanzloses und sprödes Haar können auftreten.
- Magen-Darm-Schleimhautreizungen, Verstopfung und Allergien werden begünstigt.
Auch zu den langfristigen Folgen zählen ganz unterschiedliche Beschwerden
- Elastizitäts- und Funktionsverlust des Bindegewebes (Cellulite),
- erhöhtes Schmerzempfinden,
- Förderung schleichender Entzündungen und chronischer Schmerzen (z.B. Rheuma, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne),
- Nierensteine,
- Bluthochdruck,
im Alter zunehmend auch Elektrolytstörungen mit Herzrhythmusstörungen, Muskelabbau, Knochenschwund, erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko sowie Demenz.
Erklärung der Folgen einer Übersäuerung
Im Fall einer unterschwelligen Übersäuerung werden die Puffersysteme im Blut lange dadurch aufrechterhalten, dass Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Magnesium aus den Geweben freigesetzt werden, zunächst Kalium aus dem Muskel- und später Calcium und Magnesium aus dem Knochengewebe. Das führt dazu, dass Calcium vermehrt über den Urin ausgeschieden und schließlich immer mehr Knochensubstanz aufgelöst wird. Die Folge ist ein Verlust an Knochenstabilität und im schlimmsten Falle eine Osteoporose mit Knochenbrüchen. Davor macht sich allerdings meist eine Demineralisierung von Haaren, Nägeln und Zähnen bemerkbar.
Im Muskel führt ein Säureüberschuss zu einem Proteinabbau, was auf Dauer einen Verlust an Muskelmasse nach sich ziehen kann. Dies ist vor allem bei älteren Menschen zu beobachten. Da die Säuren im Körper durch Mineralstoffe neutralisiert werden, können sich auch Verkalkungen im Körper ansammeln. Damit gehen häufig Nerven-, Sehnen-, Muskel- und Gelenkschmerzen einher. Diese Effekte treten verstärkt erst im Alter bei abnehmender Nierenfunktion auf und werden dann als natürliche Alterungsprozesse fehlgedeutet.
Erst wenn die Säurelast bei abnehmender Nierenfunktion nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden kann und die anderen Ausgleichsmechanismen überlastet sind, sinken im Alter der pH-Wert und der Bikarbonat-Wert im Blut (latente Azidose). Im Alter können bestimmte Medikamente (wie Diuretika) aber auch eine Alkalose verursachen.
Ernst zu nehmende Folgeerscheinungen einer chronischen Azidose werden meist erst spät bemerkt. Oft werden statt der Ursache nur die Symptome behandelt. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig auf einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu achten. Eine gesunde Säure-Basen- und Mineralstoff-Balance in der Ernährung spielt in der Vorbeugung eine wichtige Rolle.
Basische Mineralstoffe für starke Knochen und kräftige Muskeln
Beim Knochenschwund scheint der Einfluss des Säure-Basen-Haushalts besonders bedeutsam. Zahlreiche Studien zeigen, dass sich der höhere Basengehalt in pflanzlicher Nahrung sehr positiv auf die Knochendichte auswirkt, wohingegen eine protein- und fleischreiche Kost die Häufigkeit von Hüftbrüchen stark erhöht. Auch die Zufuhr basisch wirkender Mineralstoffe über Nahrungsergänzungsmittel war in zahlreichen Studien wirkungsvoll.
Die ausreichende Aufnahme der richtigen Mineralstoffe wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger, weil ein Mangel aufgrund der hormonellen Veränderungen weniger kompensiert werden kann. Zu Beginn der Wechseljahre wird Magnesium bedeutender, ab der Menopause zusätzlich Kalium und Calcium.
Die basischen Mineralsalze Kalium-, Calcium- und Magnesiumcitrat sind optimale Bausteine für starke Knochen und Muskeln und helfen besonders älteren Menschen, länger gesund und aktiv zu bleiben. Dem Muskelabbau kann man insbesondere durch basenbildende Kaliumverbindungen entgegenwirken. Auch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ist sehr wichtig und die ergänzende Einnahme bei älteren Menschen fast immer sinnvoll.
In einer Interventionsstudie bekamen 161 Frauen mit Osteopenie, der Vorstufe von Osteoporose, pro Tag 1,2 g Kalium in Form von Kaliumcitrat sowie zusätzlich 500 mg Calcium und 400 internationale Einheiten Vitamin D. Die Säurebelastung über die Ernährung konnte auf diese Weise teilweise neutralisiert werden. Nach zwölf Monaten war die Knochendichte erhöht und die Knochenstruktur deutlich verbessert. Kaliumcitrat wirkte dabei genauso effektiv wie das Osteoporose-Medikament Raloxifen.
Durch den Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts in der Versuchsgruppe verblieb das Calcium im Knochen und wurde nicht als Puffersubstanz entnommen. Die Vergleichsgruppe, die anstelle von Kaliumcitrat Kaliumchlorid mit Calcium und Vitamin D bekam, erreichte diesen Effekt nicht, sondern wies sogar einen verschlechterten Knochenstatus auf.
Kaliumcitrat kann zudem die Calciumausscheidung über die Nieren verringern. Eine hohe Aufnahme von Natrium (Kochsalz) und tierischem Protein kann die Calciumausscheidung dagegen erhöhen und die Knochendichte verringern.
Hormonspiegel im Ausnahmezustand
Ein erhöhter Blutdruck ist inzwischen weltweit der führende gesundheitliche Risikofaktor und verantwortlich für 13 % aller Todesfälle. Er wird durch das enge Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Faktoren verursacht, zu denen eine kaliumarme, salzreiche Ernährung und erhöhte Aldosteronspiegel zählen.
Das Hormon Aldosteron, das in den Nebennieren gebildet wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Mineralstoff- und Säure-Basen-Balance und fördert die Ausscheidung überschüssiger Säuren über den Urin. Aldosteron verhindert aber auch die Ausscheidung von Natrium und sorgt dafür, dass Kalium, Magnesium und Calcium vermehrt ausgeschieden werden.
Unsere säurebildende Ernährung lässt den Pegel an Aldosteron steigen, obwohl wir uns natriumreich ernähren. Dies führt dazu, dass die Überladung mit Natriumchlorid weiter ansteigt; Kalium, Magnesium und Calcium gehen dagegen verloren. Cortisol, das bei chronischem Stress, aber auch im Rahmen einer säurebildenden Ernährung, verstärkt gebildet wird, wirkt übrigens ähnlich wie Aldosteron.
Als Folge wird Natrium zunehmend im Bindegewebe, in der Lymphe und in Körperzellen eingelagert. Die Auswirkungen der Natriumeinlagerungen (Natriumretention) können auf Dauer dramatisch sein: Nicht nur Bluthochdruck, auch Wassereinlagerungen, z.B. in den Beinen, Nierenerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen und Muskelschwäche zählen zu den Folgen.
Basenbildendes Kalium, Magnesium und Calcium für saubere Gefäße und ein gesundes Herz
Der Säure-Basen-Haushalt ist eng mit dem Mineralstoff-Haushalt verbunden. Das Mineralstoff-Gleichgewicht ist wichtig für die Funktion von Pumpen, die unsere Körperzellen entsäuern. Eine säurebildende Ernährung beeinträchtigt die Funktion der Zellpumpen ebenso wie eine natriumreiche und kaliumarme Ernährung.
Die Folgen einer gestörten Natrium-Kalium-Pumpe und Natrium-Säure-Pumpe können u.a. Insulinresistenz, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sein. Eine veränderte Aktivität der Zellpumpen wird auch bei Krebspatienten beobachtet. Eine chronische Übersäuerung bietet nicht nur für das Fortschreiten einer Krebserkrankung eine günstige Umgebung, sondern auch für die Krebsentstehung.
Eine Anhäufung von Natrium im Körper hat auch negative Effekte auf das Gefäßsystem. Natrium verhärtet sowohl die Blutgefäße als auch die roten Blutkörperchen, Kalium macht sie dagegen elastisch. Das mit Natrium überladene rote Blutkörperchen ist so unflexibel, dass es hauchdünne Blutgefäße nicht mehr gut passieren kann. Die Kombination aus verhärteten Blutgefäßen UND verhärteten roten Blutkörperchen kann tödlich sein und z. B. einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Daher wundert es nicht, dass in Studien bei Personen mit Bluthochdruck eine Nahrungsergänzung mit Kalium das Schlaganfallrisiko mehr als halbierte. Zur Senkung des Blutdrucks und zum Schutz der Nieren ist insbesondere Kaliumcitrat wirksam. Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Medikamenten, die die Kaliumspiegel erhöhen, müssen eine erhöhte Kaliumzufuhr mit ihrem Arzt abstimmen. Jedoch führen die meisten Diuretika (z. B. Thiazide, Schleifendiuretika) zu einem Kaliumverlust und niedrigen Kaliumspiegeln. Daher wundert es auch nicht, dass in der Notaufnahme etwa dreimal so häufig Patienten mit Kaliummangel als mit erhöhten Kaliumwerten vorkommen. Besonders bei der Einnahme von Diuretika, die die Kaliumausscheidung erhöhen, wirkten sich die häufig niedrigen Kaliumspiegel negativ aus. In Zusammenhang mit Vorhofflimmern konnte für diese Patienten ein 10-fach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall festgestellt werden.
Kalium, Magnesium und Calcium schützen offenbar auch vor Demenz. In einer japanischen Studie mit fast 2000 Teilnehmern hatten die Teilnehmer, die am meisten Kalium, Magnesium und Calcium aufnahmen, in den folgenden 17 Jahren, ein 50 % geringeres Risiko an einer Demenz zu erkranken als diejenigen mit der niedrigsten Aufnahme. Salz erhöht dagegen nach neuen Erkenntnissen das Demenzrisiko.
Die nachfolgende Tabelle fasst einige der wissenschaftlich belegten negativen Effekte eines übermäßigen Verzehrs von Natrium (vor allem Natriumchlorid = Salz) sowie positive Auswirkungen einer kaliumreichen Ernährung (insbesondere von basischen Kaliumverbindungen wie Kaliumcitrat aus Gemüse, Kräutern und Obst) zusammen.
Auswirkungen von Natrium und Kalium auf die Körperfunktionen
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Mehr Gemüse, Obst und basische Mineralstoffe gegen Übersäuerung und Mineralstoffdefizite
Besonders ältere Menschen, Übergewichtige, Diabetiker, Frauen nach der Menopause, Sportler und Dauer-gestresste sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Basen- und Mineralstoffen achten. Doch auch jüngere Frauen weisen nicht selten einen ausgeprägten Mangel an Kalium und Magnesium auf. Das kann sich gerade in einer Schwangerschaft katastrophal auswirken. Gemüse, Kräuter und Obst sind reich an Kalium, Magnesium und Calcium und wirken im Stoffwechsel basenbildend. Hiervon sollte die tägliche Zufuhr deutlich erhöht werden. Auch Nüsse sind sehr empfehlenswert. Ebenso wichtig ist eine verringerte Aufnahme von Säurebildnern wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, Käse und Softgetränke. Tierisches Protein ist durch seinen Reichtum an Sulfat und Phosphat deutlich säurebildender als pflanzliches Protein.
Die ursprüngliche Ernährung des Menschen war reich an pflanzlicher Kost mit vielen basenbildenden Mineralstoffverbindungen, wie Kalium, Calcium und Magnesium, sowie arm an Natriumchlorid. So haben die Menschen vor der Entwicklung der Landwirtschaft täglich nur etwa 1 g Natrium, aber 10 g Kalium zu sich genommen. Doch insbesondere mit der Industrialisierung hat sich der Mineralstoffgehalt in unserer Nahrung stark verändert. Durch Verarbeitung und Konservierung hat der Gehalt an Natrium in unseren Lebensmitteln stark zugenommen und der Gehalt an Kalium abgenommen.
Da sich das Erbgut des modernen Menschen nicht wesentlich von dem seiner Vorfahren vor wenigen tausend Jahren unterscheidet, ist der Stoffwechsel des Jetztmenschen auf die Ernährung von damals geeicht. Mit den seit etwa zwei Generationen vorherrschenden industriell gefertigten Lebensmitteln kann unser Körper nur schwer umgehen.
Während in Deutschland noch eine veraltete empfohlene Tagesdosis von 2 g Kalium gilt, empfehlen die American Heart Association und das Food and Nutrition Board als offizielle Gremien der USA mindestens 4,7 g Kalium pro Tag, um den Blutdruck zu normalisieren und Schlaganfall vorzubeugen. Zusätzlich wird zur Reduktion der Natriumzufuhr auf maximal 1,5 g pro Tag geraten.
Um ein ausgeglichenes Natrium-Kalium-Verhältnis zu erreichen sind in der Regel eine Natriumreduktion und eine gleichzeitige Erhöhung der Kaliumaufnahme notwendig. Natriumreich (salzreich) sind insbesondere stark verarbeitete Lebensmittel, Fertigprodukte und Knabberzeug; diese sollten entsprechend gemieden werden. Doch auch Brot, Wurst und Käse zählen zu den Hauptquellen für Natrium.
Die natriumarme, kaliumreiche DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) gilt nicht ohne Grund als eine besonders gesunde Ernährungsweise und wird daher auch von staatlichen Stellen in den USA stark gefördert. Hier strebt man eine tägliche Zufuhr von 4,7 g Kalium, 500 mg Magnesium und 1 g Calcium an.
Die offiziellen US-Empfehlungen von 4,7 g Kalium am Tag erreichen über 80 % der Deutschen nicht. 50 % der Frauen in Deutschland liegen zudem unter der von der EU empfohlenen täglichen Zufuhr von 375 mg Magnesium. Auch Vitamin D und Calcium werden häufig nicht ausreichend aufgenommen.
Weitere Maßnahmen für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt
Neben der Ernährung sind für die Säure-Basen-Balance auch das Trinken, das Bewegungsverhalten, die Atmung und die Belastung durch Stress von Bedeutung. Eine ausreichende Zufuhr von reinem Wasser und Kräutertees verdünnt die Säuren bei der Ausscheidung und hält die Durchblutung in Schwung. Bewegung und tiefe Bauchatmung fördern die Sauerstoffversorgung und die CO2-Entsorgung. Der Profit einer basenbewussten Lebens- und Ernährungsweise wird besonders im reiferen Lebensabschnitt spürbar und kann bei Bedarf mit geeigneten Basenmitteln unterstützt werden.
Bei der Entscheidung für ein Basenmittel sollte vor allem die Zusammensetzung beachtet werden: Anorganische Bikarbonate bringen Nachteile mit sich: Natriumbikarbonat (Natron/Natriumhydrogencarbonat/ NaHCO3) und Calciumkarbonat (CaCO3) kommen normalerweise nicht in der Ernährung vor, sondern nur in mineralisiertem Wasser. Sie sind hochalkalisch und können bei einer Dauereinnahme den pH-Wert im Darm verändern und die Darmflora schädigen. Natriumbikarbonat reagiert zudem mit der Salzsäure des Magens zu Kochsalz, das auf Dauer die Magenschleimhaut schädigt. Sinnvoll sind dagegen Milchsäure-reiche Lebensmittel (z. B. Kanne Brottrunk, Sauerkraut) oder Lactacholin, die den Darm ansäuern, dadurch die Ammoniakausscheidung über den Darm fördern und so den Säureabbau in der Leber verbessern.
Kräuter, Gemüse und Obst sind dagegen reich an organischen Basenbildnern (Citrat, Laktat, Acetat) und liefern viel Kalium, wenig Natrium sowie Calcium und Magnesium im Verhältnis von 3:2. Milch beispielsweise enthält dagegen 10-mal mehr Calcium als Magnesium.
An das natürliche Mineralstoffspektrum aus pflanzlichen Lebensmitteln ist der menschliche Organismus seit Urzeiten gewöhnt. Daher ist es grundsätzlich sinnvoller, Basenmittel mit natürlicher Mineralstoffzusammensetzung und auf Basis von Citraten (z.B. Dr. Jacob’s Basenpulver) zu verwenden als anorganische Salze.
Eine ausreichende Calciumversorgung ist zwar wichtig, jedoch sollte Calcium nicht in zu hohen Dosen verabreicht werden (max. 500 mg pro Portion und max. 1,4 g am Tag), weil es sonst auch ungünstige Einflüsse auf Herz und Gefäße haben kann.
Ein Defizit an Kalium, Magnesium und Calcium sollte je nach individueller Ernährungsweise ausgeglichen werden. Basenbildende, organische Mineralstoffe bringen den Säure-Basen-Haushalt wieder in die Balance.
Über die Autorin
Frau Sandra Karl machte 2010 an der Universität Gießen ihren Masterabschluss in Ernährungswissenschaften. Ihre Abschlussarbeiten schrieb sie zu den gesundheitlichen Wirkungen der Holunderbeere und über das Stillen. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Gesundheitsförderung durch eine ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensweise. Weiterhin befasst sie sich mit der Ernährungsmedizin, insbesondere in Zusammenhang mit Zivilisationserkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Übergewicht.
Kontakt: sandra_karl@web.de
Buchempfehlung von der Redaktion
Die Zusammenhänge des Säure-Basen-Haushalts mit dem Mineralstoff-Haushalt werden in dem neuen Fachbuch von Dr. med. L. M. Jacob („Dr. Jacobs Weg des genussvollen Verzichts“ ISBN 978-3981612233) ausführlich erläutert und mit über 400 wissenschaftlichen Studien belegt. Verschiedene Ernährungsformen und Diäten auf Basis tierischer und pflanzlicher Lebensmittel werden kritisch betrachtet und hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkung auf unsere Gesundheit bewertet.
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Haben Sie den Eindruck, dass Sie übersäuert sind? Wie gehen Sie damit um? Haben Sie einen Therapeuten gefunden, der Ihnen geholfen hat? Schreiben Sie doch einen Kommentar!
Toller Artikel zum Thema Übersäuerung. Ich persönlich liebe da Bitterelixiere. Entweder Bitterkraft oder neuerdings bitterliebe.com.
Welche Mittel beovrzugen Sie?
warum kann man den tollen Beitrag nicht teilen lg.Lore Koch.
Liebe Hannelore,
Sie können jeden Artikel drucken oder aber den Link weiterschicken: https://www.netzwerk-frauengesundheit.com/uebersaeuerung-%E2%80%93-mythos-oder-echtes-problem/ freut mich, dass er Ihnen gefällt. Viele Grüße
Kann sich der Körper und somit der Säure Basen Haushalt nach den Wechseljahren wieder normalisieren?
Aber klar doch!!! Frau muss sich nur an gesunde Ernährung, Bewegung, genügend Schlaf und Entstressen gewöhnen. Finden Sie alles in meinem Buch zur Frauen-Gesundheit!! LG
Was für ein toller Artikel! Ich lese gerade sehr viel über den Zusammenhang der Darmbakterien und Depressionen. Ich hatte das Lactacholin zuletzt eingenommen weil cholin erwiesenermassen das Gehirn unterstützt und bei Depression helfen soll. Dass die enthaltene Milchsäure ebenso tolle Effekte hat wusste ich bis zu diesem Artikel gar nicht.
Vielen Dank an die Autorin!
Ein wirklich umfassender und sehr verständlich geschriebener Artikel über das Säure-Basen-Gleichgewicht. Ich persönlich verstärke meine Basenbilanz täglich mit grünen Smoothies.
Die Basenkraft gibt es tatsächlich selten in Reformhäusern oder Bioläden, aber man erhält sie problemlos im Internet, direkt beim Hersteller, http://www.bitterkraft.de, Herr Gutsmiedl.
Vielen Dank für diesen fundierten Artikel! Zwei Tipps: reichlich natürliches Kalzium bietet uns Sesam und das daraus hergestellte Sesamsalz Gomasio (10 Teile Sesam, 1 Teil Salz, also sehr salzarm), siehe „Tomatenrot+Drachengrün“. Damit stärkt ganz Asien und halb Afrika die Knochen und hat nachweislich bessere Knochen als wir Europäer. Und wem der Kanne Brottrunk zu sauer schmeckt, findet eine milde Variante im Dinkelbrottrunk „Basenkraft“ nach Hildegard von Bingen, zusätzlich verfeinert mit Gewürzen und sehr sparsam.
Liebe Susanne,
vielen Dank für den guten Tipp. Leider habe ich immer wieder Probleme, die besonderen Produkte aus Deinem Buch hier im Naturkostladen oder Refomhaus zu bekommen. Aber Gomasio gibt es ja wirklich inzwischen überall.
Vorweg, das ist ein ausgezeichneter Artikel zum Thema Übersäuerung. Für geplagte ist es sehr vorteilhaft, auf alle Fälle auf eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten zu setzen. Statt viel Fleisch und großen Portionen lieber zu mehr Obst und Gemüse greifen! Besser alle tierischen Produkte wie Wurst, Eier, aber auch Fisch und Milchprodukte eher mit Maß in den Speiseplan integrieren. Das betrifft auch Zucker, Weißmehl, Limonaden.
Mir hat es jedenfalls schon sehr geholfen darauf zu achten was ich esse.