Der Muttermund, ein wilder Ort, befallen von Krebs. Die gelungene Heilungsgeschichte einer mutigen Frau, die sich selbst vertraute.

wilder Ort unter Wölfen

Wenn uns heute jemand sagen würde: „Sie haben Krebs“, wäre für die meisten von uns die erste Reaktion: „Hoffentlich kann man den Krebs noch operieren“. Ärzte, Familie und Freunde würden drängen, so schnell wie möglich den Tumor entfernen zu lassen. Wenn nötig würden wir uns auch auf Chemotherapie und Strahlentherapie einlassen, um versteckte Tumorreste zu vernichten. 

Nur wenige von uns würden die Ruhe bewahren und sich überlegen, woran es gelegen haben könnte, dass unser Immunsystem mit den sich ständig und täglich entwickelnden Krebszellen nicht fertig geworden ist. Kaum einer würde es wagen, wider alle Vernunft und alle Lehrmeinungen, jahrelang den Tumor in seinem Körper zu tolerieren, mit ihm zu sprechen und auf die körpereigenen Heilkräfte zu setzen.

Vor kurzem habe ich solch eine Frau beim Kongress der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr kennengelernt. Hier berichtet sie in ihren eigenen Worten, wie sie mit ihrem Krebs am Muttermund (PAP5) umgegangen ist.

Mit dem Muttermund reden, eine Methode zur Krebsheilung?

Dr. Gabriele Freytag

Früchte des Psychologiestudiums

Ich kannte dieses erstaunliche Verfahren bereits aus dem Psychologiestudium, Ende der Siebziger Jahre, Dr. Frauke Teegen, Uni Hamburg, Seminar „Selbstmodifikation psychosomatischer Störungen“. Dort sollten wir Studierende den „Dialog mit dem Symptom“ am eigenen Leib erproben – in Zweiergruppen.

Mit anderen Worten: in tiefer Entspannung, auch Trance genannt, wird mit einem Organ gesprochen, das wehtut, verspannt ist oder einfach Unterstützung braucht.

Hört sich je nach Standpunkt unglaublich, schwierig oder zu wenig eingreifend an. Auf jeden Fall denkt man dabei nicht an eine Behandlung zur Heilung von Gebärmutterhalskrebs.

Und doch habe ich genau das getan.

Methodenvielfalt

im Therapie-Gestrüpp

Selbstverständlich setzte ich noch andere Behandlungsmethoden ein: Homöopathie, Ayurveda, feinstoffliche Heilarbeit, Yoga, gesunde Ernährung und Psychotherapie.

Es war wichtig, darauf zu achten, dass aus all den Möglichkeiten alternativen Vorgehens nicht ein Brei einstand, sondern ein kreatives Gericht. Weniger ist mehr, lautete im Zweifelsfall die Devise.

Eine wesentliche Achse bildeten in den neun Jahren des Heilungswegs die regelmäßigen Gespräche mit dem Muttermund.

Ich freute mich schon darauf, war aber auch immer etwas aufgeregt. Die Zwiesprachen gaben mir Sicherheit und Orientierung, Freude und Hoffnung – und vor allem waren sie immer wieder absolut überraschend.

Jenseits des linearen Denkens

Indem ich in Trance mit meinem Körper dialogisierte, verließ ich die üblichen Bahnen von Denken und Empfinden. Neues konnte auftauchen. Bisweilen forderte der Muttermund von mir Veränderungen, die ich keineswegs wollte und auch nicht als nötig ansah – z.B. im Verhältnis zu anderen Menschen.

Mir fiel auf, er war oft auf radikale Schnitte aus – nicht im Körperlichen, doch im Psychischen und Sozialen. Natürlich wollte ich nicht einfach willenlos seinen „Anweisungen“ folgen. Letztlich war es jedoch immer so, dass er bekam was er wollte.

Allein die Worte schafften eine neue Realität, hinter die ich nur schwer zurückfallen konnte. Er schubste mich sanft und entschieden auf einen Heilungsweg. Man könnte sagen, er war mein innerer Therapeut.

Ähnlichkeit mit Psychotherapie

Denn er tat genau das, was ich aus der Psychotherapie kannte. Eine Psychotherapeutin ist letztlich nicht dazu da, schlaue oder gar neue Dinge zu sagen oder weise Ratschläge zu erteilen.

Ihre Aufgabe besteht darin, den therapeutischen Prozess am Laufen zu halten: einen Vorgang, in dem die Patientin ihre eigene Orientierung entwickeln kann und darin immer freier wird.

Dieser Prozess trifft auf zahlreiche Hindernisse. Er droht zu stocken, ins Leere zu schlingern, im Sande zu verlaufen und vor allem immer wieder an der Wand einer potenziellen Erfolgs- und Sinnlosigkeit zu zerschellen.

Und genau wie ich in meinem Beruf mir alles einfallen lasse, damit die Patientin oder der Patient dranbleibt und die Widerstände meistert, haben die Dialoge mit dem Muttermund mich durch die gefährlichen Wasser der Krebsheilung gelotst.

Besondere Voraussetzungen

Ob das bei einer psychotherapeutisch nicht geschulten Person genauso gewesen wäre? Ich weiß es nicht. Sicher kam mir meine „Vorbildung“ zugute. Es ist mir wichtig, zu bedenken zu geben, dass ein Dialog mit dem Körper nicht eine tiefenpsychologische Therapie ersetzen kann.

Am besten wäre beides, noch besser wäre es, die fantastische Methode in den therapeutischen Prozess einzubinden.

Ich hatte damals kein großes Glück beim Finden einer Psychotherapie für mich. Der einzige Therapeut, der sich bereitfand, mit mir an der Heilung zu arbeiten, war 900km entfernt.

Doch ich spürte, ich würde es genau mit dem, was vorhanden war, schaffen.

Sich selbst vertrauen

Sich selbst vertrauen

Es fällt schwer zu glauben, dass wir die Weisheit, die wir brauchen, in uns tragen.

Wir lernen nicht, dem zu vertrauen, was eine tief empfundene innere Stimme spricht. Vor allem nicht, wenn Autoritäten und oft auch nahestehende Menschen etwas ganz Anderes von uns fordern.

Ich verstehe den Drang, sich einfach einer (scheinbar) bewährten Methode anzuvertrauen, sehr gut. Wie oft habe ich mir gewünscht, die Entscheidungen würden nicht alleine auf meinen Schultern ruhen, sondern ich könnte Verantwortung für meine Behandlung abgeben.

Allerdings kann ich auch berichten, dass ich immer recht schnell wieder bei mir landete und spürte, alles andere wäre Selbstverleugnung.

Grenzen überschreiten

Der Muttermund hat mir geholfen, meine Grenzen zu erweitern: Was vorher undenkbar schien, war plötzlich im Bereich des Möglichen, einfach dadurch, dass es ausgesprochen war.

Ich bezeichne die tiefenpsychologische Psychotherapie gerne als „Heilung durch das Wort“. Damit meine ich nicht das ewig gleiche oberflächliche Reden im Schatten des Wiederholungszwangs – sondern den Vorgang, wenn im Sprechen sich Neues manifestieren kann und das Denken und Fühlen in andere Bahnen gleitet. Worte sind Taten – wir wissen das.

Eine Erkrankung wie Krebs fordert in der Regel einen kräftigen Sprung aus der Komfortzone.

So wurde der Muttermund ein wilder Ort für mich

  • Wild, weil sein Wissen nicht eingehegt war und in vorhersehbaren Denkbahnen daherkam. Es war vielmehr überraschend, frech, Grenzen sprengend und eigenwillig.
  • Der Muttermund fühlt sich keiner Institution verpflichtet und keiner Schule zugehörig.
  • Er stellt sich Risiken und Schwierigkeiten, ohne jemals zu jammern.
  • Im Laufe der Jahre hat er dafür gesorgt, dass ich mich von Ballast lösen konnte und mein Leben entschiedener, aber auch einfacher wurde.
  • Er ist souverän und frei.
  • Er konzentriert sich auf das Wesentliche.
  • Er nimmt und lässt sich seine Zeit.

Danke.

Über die Autorin

Dr. phil. Gabriele Freytag wurde 1956 in Ludwigshafen/Rhein geboren. Studium der Politikwissenschaft und Psychologie in Hamburg, Mitbegründerin des Feministischen Frauentherapiezentrums Hamburg. Sie unterrichtete an zahlreichen Universitäten und arbeitet seit über 35 Jahren als Psychotherapeutin (TP). Sie lebt in Deutschland und Italien und schreibt zu Psychotherapie – Frauen – Körper – Diskursanalyse.

Copyright der Fotos bei der Autorin

Kontakt

Dr. Gabriele Freytag
c/o Buchbüro Berlin
Dieffenbachstr. 33
10967 Berlin
Tel. +49 (0) 30 165555
Email: buchbuero-berlin@hotmail.com
www.einwilderort.de

Buchempfehlung von der Redaktion

Ein wilder Ort

Der Gebärmutterhalskrebs ist einer der wenigen Krebse, den man durch Vorsorgeuntersuchungen und PAP-Abstriche verhindern, bzw. frühzeitig erkennen und operativ entfernen kann. Besteht jedoch ein PAP5, dann gibt es keinen Zweifel daran, dass es sich nicht mehr um eine Krebsvorstufe handelt, sondern dass bereits ein echter Krebs vorliegt. Dann wird es aus ärztlicher Sicht höchste Zeit für eine OP.

Seitdem sich in den letzten Jahren herumgesprochen hat, wie wichtig der Muttermund und Gebärmutterhals für die sexuelle Erregung der Frau sind, bestehen bei vielen Frauen Ängste, wenn ihnen Operationen der Gebärmutter oder auch nur des Muttermundes vorgeschlagen werden.

Die Autorin des Buches „Ein wilder Ort“ ist Psychotherapeutin, die nicht einfach nur ihren Muttermund „reparieren“ lassen wollte, sondern die sich Gedanken über die Bedeutung dieser Krebserkrankung für sich machte. Fast 10 Jahre lang war sie auf dem Weg, begleitet und getragen von FreundInnen und TherapeutInnen, in dem Vertrauen darauf, dass es ihr gelingen würde, mit den ihr eigenen ganzheitlichen und psychotherapeutischen Methoden gesund zu werden. Am Telefon verriet sie mir lachend: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich so lange brauchen würde, bin ich nicht sicher, dass ich es gewagt hätte.“

Dieses Buch, das auf den Tagebucheinträgen der Autorin beruht, ist ein Lesegenuss, nicht kompliziert psychologisch sondern erfrischend heiter, auch wenn ich an vielen Stellen sehr berührt war und sogar Tränchen flossen. Gabriele Freytag zeigt den geistigen Aspekt des Krebses auf, Krebs als Reaktion auf Grausamkeit, Stress, Sorglosigkeit. Krebs nicht nur als Zerstörer des Individuums sondern als weltweite Zerstörung. Krebs, der nicht mehr verdrängt und verheimlicht werden kann. Krebs, der die Mauern zwischen uns aufreißt und uns solidarisiert.

Dieser letzte Aspekt wurde mir vor 2 Wochen sehr deutlich, als ich am Kongress der Gesellschaft für biologische Krebstherapie in Heidelberg teilnahm, auf dem sich fast 1.000 Betroffene informierten. Die Atmosphäre war umwerfend, fröhlich, vertraut, offen. Eine Teilnehmerin sagte: „Ich war schon auf vielen Kongressen, aber noch nirgendwo habe ich so viele lächelnde Menschen gesehen“. Auch in dieser Hinsicht ist „Ein wilder Ort“ ein Mutmachbuch.

Aber bitte jetzt nicht glauben: „Das kann ich auch“! Diese Heilungsgeschichte ist wirklich etwas ganz Besonderes. Einige andere „Wunderheilungen“ hatte ich Ihnen in diesem Webmagazin schon früher vorgestellt. Viele günstige Umstände mussten zusammentreffen, dass das Unterfangen nicht in einem Chaos gelandet ist. Vertrauen Sie auf Ihre Ärzte, holen Sie bei Unsicherheiten Zweit- und Drittmeinungen ein. Lassen Sie sich aber durch das Buch inspirieren, indem Sie Krebs nicht nur als körperliche Fehlfunktion sehen, sondern versuchen, für sich selber eine Ursache zu finden und die Wurzeln des Übels mitzubehandeln.

Und wie sind Ihre Erfahrungen mit der ganzheitlichen Krebstherapie? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar!

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