Endlich ist bei uns der lange erwartete Sommer eingezogen. Aber anstatt sich über den Sonnenschein zu freuen, jammern wir schon wieder darüber, dass es zu heiß ist und verkriechen uns in klimatisierte Räume. Während die Berufstätigen meist sowieso keine Chance haben, tagsüber im Freien die Sonne zu genießen, cremen sich diejenigen, die sich mal sonnen wollen, dick mit Sonnenschutzmittel ein, um nur ja nicht gesagt zu bekommen, dass sie selber schuld sind, wenn sie Hautkrebs bekommen. Besonders sorgfältig und wiederholt cremen die Mütter ihre Kinder ein. Im Prinzip ist diese Sorgfalt ja richtig, aber wissen Sie auch, dass Sie dadurch die Haut daran hindern, ein wichtiges Hormon zu produzieren, das Vitamin D, das vor viel mehr Erkrankungen schützt als wir vor einigen Jahren noch gedacht haben?
Sie werden sich wundern, warum ich schon wieder in einem Artikel über Vitamin D aufkläre. Der Grund ist, dass ich von einem unglaublichen, haarsträubenden Fall von „Kindesmisshandlung“ erfuhr. Am Ende dieses Interviews erfahren Sie mehr darüber. Deshalb bin ich froh, Ihnen mit diesem Artikel weitere Mosaiksteinchen für Ihr Verständnis zu dem lebenswichtigen Hormon Vitamin D bieten zu können.
Am Rande der Jahrestagung der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr in Heidelberg traf ich Prof Dr. Jörg Spitz, einen Sonnen- und Vitamin D-Fachmann. Er hatte die beiden großen, bundesweiten Konferenzen Vitamin D-Update 2011 und 2013 organisiert. Die Ergebnisse der Konferenz von 2011 hatte ich Ihnen in diesem Webmagazin schon vorgestellt. Bei der Biologischen Krebsabwehr hat Prof. Spitz über das Thema Vitamin D und Krebs referiert. Im Anschluss an seinen Vortrag hatte ich die Gelegenheit, ihm einige Fragen zu stellen.
Interview mit Prof. Spitz
Prof. G: Ist Vitamin D wieder nur ein neuer Hype?
Prof. Spitz: Sicherlich nicht! Das gute alte „Knochen-Vitamin“ hat gleich einen mehrfachen Paradigmenwechsel hinter sich:
1. Es ist gar kein Vitamin, das wir essen müssen, sondern ein Hormon, das wir selber in der Haut herstellen können. Damit wird die Haut zu einer Drüse, zu einem endokrinen Organ.
2. Das Sonnenhormon ist nicht nur für den Knochen relevant, sondern für nahezu alle Organe, u.a. durch die Steuerung von >200 Genen!
3. 80-90% der Bevölkerung sind mangelversorgt, insbesondere im Winter!
4. Vitamin D ist an der Entstehung/Vermeidung nahezu aller chronischen Erkrankungen beteiligt!
Vitamin D-Versorgung unserer Bevölkerung
Prof. G: 80-90 % der Bevölkerung mangelversorgt? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Es heißt doch immer, nur die kleinen Kinder und die alten Leute hätten ein besonders hohes Risiko für einen Vitamin D-Mangel.
Prof. Spitz: Ja, das haben wir lange Zeit alle gedacht – bis dann vor wenigen Jahren die entsprechenden Studien auf den Tisch kamen. Allerdings waren diese (vom Robert-Koch-Institut in Berlin erhobenen) Zahlen zunächst nicht auf dem Tisch bzw. in deutschen Fachzeitschriften, sondern in amerikanischen Fachzeitungen. Dort habe ich sie dann eher zufällig gefunden und umgehend mein erstes Buch darüber verfasst.
Später haben wir dann im Rahmen einer Dissertation selbst Untersuchungen angestellt und 5000 Blutproben eines Einsende-Labors ausgewertet. Die eindrucksvollen Ergebnisse zeigen zwar den bekannten Anstieg des Vitamin D-Spiegels in den Sommermonaten, der jedoch bei weitem nicht ausreicht, um insgesamt einen regelrechten Vitamin D-Spiegel (>30ng/ml) in der Bevölkerung aufzubauen. Schuld daran ist längst nicht mehr die Sonne, die in den Wintermonaten bei uns keine Vitamin D-Bildung erlaubt, sondern vielmehr unser Lebensstil, der uns ganzjährig aus der Sonne fernhält.
Wir verbringen die meiste Zeit in Gebäuden oder Fahrzeugen, und wenn wir dann doch gelegentlich einmal in die Sonne kommen, verwenden wir reichlich Sonnencreme, um Sonnenbrand und Hautkrebs vorzubeugen. Die Konsequenz ist, dass die „Drüse Haut“ ihrer Aufgabe, Vitamin D zu bilden, nicht nachkommen kann. Dass die Produktion gut funktioniert, wenn man in der Sonne ist, zeigt in der Grafik der kleine Anstieg des Vitamin D-Spiegels in den Monaten Dezember und Januar.
Wir haben zunächst ein wenig gerätselt, ob dies ein Fehler in unseren Daten sein könnte. Aber bei der großen Zahl von 5000 Proben ist das unwahrscheinlich. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: die dunkle Jahreszeit geht den Menschen auf den Keks, und so schnüren gerade im Rhein-Main-Gebiet viele Menschen um die Weihnachtszeit ihr Bündel, springen in den nächsten Flieger und genießen irgendwo in südlichen Gefilden die dort reichlicher vorhandene Sonne. Anschließend kommen Sie dann mit etwas mehr Vitamin D im Tank zurück, allerdings bei weitem nicht ausreichend für den Rest des Winters, wie der weitere Kurvenverlauf zeigt.
Prof. G: Und wie steht es nun mit den Altersgruppen? Wo findet sich der häufigste Mangel?
Prof. Spitz: Das Alter unserer untersuchten Personen reichte von einem halben Jahr bis zu 90 Jahren und es gab praktisch keine Altersgruppe, die keinen Vitamin D-Mangel hatte. Lediglich die Gruppe der jüngsten Kinder wies normale Werte auf – also ganz entgegen der ursprünglichen Auffassung. Doch das Rätsel löst sich ebenfalls leicht auf, wenn man bedenkt, dass in Deutschland seit Jahrzehnten eine konsequente Rachitisprophylaxe betrieben wird. Praktisch alle Kleinkinder erhalten dazu künstlich hergestelltes Vitamin D.
Leider wird im zweiten Lebensjahr diese Therapie meist abgesetzt, da die Kinder dann laufen können und (angeblich) im Freien spielen. Doch das war früher einmal so. Heute sitzen die lieben Kinderchen drinnen vor der PlayStation oder dem Fernseher. Sollten sie doch einmal hinausgehen, cremt die Mama sie liebevoll mit Sonnencreme ein – oder sie tragen Jeans mit langen Beinen, weil die „in und cool“ sind.
Sonnenschutzmittel hemmen die Vitamin D-Bildung
Prof. G: Kann das denn sein, dass die Sonnencreme wirklich solch einen deutlichen und negativen Effekt hat?
Prof. Spitz: Leider ja. Der amerikanische „Vitamin D Papst“ Professor Michael Holick hat vor vielen Jahren schon in eindrucksvollen Versuchen mit Studenten nachgewiesen, dass die Sonnenexposition noch am selben Tag zu einer kräftigen Produktion von Vitamin D in der Haut führt, die dann in den nächsten Tagen allmählich verbraucht wird. Bei alten Menschen funktionierte dies weniger gut, ohne dass wir im Einzelnen genau wissen, warum dies so ist. Trägt man jedoch Sonnencreme auf (und er hat seinerzeit nur eine Creme mit einem Sonnenschutzfaktor 8 benutzt) wird die Vitamin D Bildung bereits zu 95 % blockiert. Bei einem SF-Faktor 15 sind es 99,5 %.
Wann und wie in die Sonne?
Prof. G: Was kann ich jetzt im Sommer tun, um meinen Vitamin-D-Spiegel zu verbessern? Reicht es, wenn ich mich nach der Arbeit um 5 Uhr ungeschützt in die Sonne setze?
Prof. Spitz: Die „güldene Abendsonne“ ist ebenso wenig zur Vitamin D-Herstellung geeignet wie das „zarte Morgenrot“. Die Physiker haben ausgerechnet, dass praktisch keine UV-Bestrahlung mehr die Erde erreicht, wenn die Sonne niedriger als 45° am Himmel steht. Das ist im Sommer vor 10 Uhr und nach 16:00 Uhr der Fall und in der kalten Jahreszeit zwischen Oktober und Februar ständig. Die beste Tageszeit für die Vitamin D-Bildung ist die Mittagszeit, da die UV-Strahlung dann am wenigsten von der Atmosphäre absorbiert wird.
Prof. G: Die Mittagssonne ist im Sommer zu heiß, also können wir sie ja nicht für das Vitamin D-Sonnenbad nutzen oder?
Prof. Spitz: Die mittägliche Hitze ist ein Problem, das sicherlich mit dazu beiträgt, dass wir auch im Sommer nicht genügend Vitamin D bilden. Allerdings reichen im Hochsommer mittags 5-10 Minuten mit unbedeckten Armen und Beinen bereits aus, um eine ordentliche Portion Vitamin D zu bilden. Falls man dies in heller Kleidung tut (statt im schwarzen Business-Dress), ist auch die Hitzeentwicklung nicht so intensiv. Nicht vergessen: das Gesicht mit Hut oder Kappe schützen, denn die Haut dort bekommt in der Regel eher zu viel als zu wenig Strahlung ab und ist der Sitz von 70% aller weißen Hautkrebse.
Positive Wirkungen von Vitamin D
Prof. G: Wir haben auf unserer Webseite ja schon über die zahlreichen positiven Wirkungen von Vitamin D berichtet. Welche Wirkung ist aufgrund ihrer Einsichten die wichtigste?
Prof. Spitz: Nun, außer dem Thema „Vitamin D und Krebs“, über das ich heute hier gesprochen habe, gibt es ein weiteres außerordentlich wichtiges Thema: Vitamin D und das Immunsystem. Wir mussten in den vergangenen Jahren lernen, dass das Immunsystem weit komplexer ist, als wir dies bislang angenommen haben, und bei fast allen chronischen Krankheiten involviert ist. Da nun andererseits Vitamin D ganz wesentliche Wirkungen innerhalb des Immunsystems auslöst, ist dies einer der Gründe, warum ein Vitamin D- Mangel bei so vielen Zivilisationserkrankungen zu einer Verschärfung der Situation führt.
Aber auch Bagatell-Erkrankungen, wie die regelmäßigen Grippeepisoden im Winter, sind auf den Vitamin D-Mangel zurückzuführen. Die immer wieder geäußerten Zweifel, ob denn Vitamin D wirklich so „potent“ sein kann, wurden im Fall der Grippeerkrankungen von japanischen Kollegen ausgeräumt. Sie zeigten in einer doppelblinden, Placebo kontrollierten und randomisierten Studie, dass Schulkinder durch die tägliche Gabe von 1200 Einheiten Vitamin D bereits im ersten Winter wirkungsvoll vor der Influenza A geschützt werden können. Als „Nebeneffekt“ fand sich eine 80-prozentige Reduktion von Asthmaanfällen unter Vitamin D im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Diagnostik des Vitamin D-Mangels
Prof. G: Das klingt nun wirklich überzeugend. Doch wie schaffen wir es, den einzelnen Menschen dazu zu bringen, sich um seinen Vitamin D Spiegel zu kümmern?
Prof. Spitz: Da gibt es ein bewährtes Mittel: den Vitamin D Spiegel im Blut bestimmen lassen. Ein jeder glaubt nämlich, dass alle anderen wahrscheinlich einen Vitamin D-Mangel haben – nur er nicht. Wenn dann das Ergebnis mit seinem erniedrigten Messwert auf dem Tisch liegt, wird aus einem Skeptiker ein Betroffener, der den Handlungsbedarf für sich entdeckt.
Prof. G: Wenn man jetzt seinen Vitamin D-Spiegel bestimmen lässt und weiß, dass man nicht in die Sonne kommt, wie schnell baut sich das Vitamin D-Depot ab?
Prof. Spitz: Da sind sich die Experten noch nicht so ganz einig. Die Ursache liegt wahrscheinlich in verschiedenen, unterschiedlich großen Depots im Körper. So verschwindet bei übergewichtigen Personen ein Teil des Vitamin D in dem reichlich vorhandenen Fettgewebe, wird jedoch beim Abnehmen auch wieder mobilisiert. Im Allgemeinen wird ein Zeitraum von 3-4 Wochen genannt, in dem der Spiegel von Vitamin D im Blut auf die Hälfte absinkt, wenn, wie im Winter, keinerlei weitere Zufuhr erfolgt. Wer also am Ende des Sommers nur einen knapp normalen Vitamin D-Spiegel aufweist, muss damit rechnen, im Winter unterversorgt zu sein und sollte daher in der dunklen Jahreszeit künstliches Vitamin D zuführen.
Dosierungsschema für Vitamin D
Prof. G: Wie viel Vitamin D muss man denn täglich einnehmen, um einen regelrechten Spiegel aufzubauen, und wie hoch soll dieser Spiegel überhaupt sein?
Prof. Spitz: Nun, Grottenolme und U-Boot Fahrer, die überhaupt nicht an die Sonne kommen, benötigen etwa 4000 IE Vitamin D pro Tag und auf Dauer – bei einem Körpergewicht von etwa 70 kg. Bei deutlichem Übergewicht verschwindet das Vitamin D irgendwo in dem reichlich vorhandenen Fettgewebe, so dass unter Umständen eine doppelt so hohe Dosis erforderlich wird. Daher ist eine Kontrolluntersuchung des Vitamin D Spiegels etwa drei Monate nach Beginn der Einnahme empfehlenswert, um auf einen Zielwert zwischen 30 und 50 ng/ml (75-125 nmol/l) zu kommen. Leider konnten sich die deutschen Labors immer noch nicht auf eine einheitliche Bezeichnung (ng/ml oder nmol/l) einigen. Die korrekte Bezeichnung für diese Untersuchung lautet 25 OH-Vitamin D. Die zusätzliche Bestimmung des sogenannten „aktiven Hormons“ 1,25 OH-Vitamin D ist in der Regel überflüssig und verursacht nur zusätzliche Kosten (Ausnahme: eingeschränkte Nierenfunktion).
Die Dosierungen für Kleinkinder sind zum Glück weltweit konsensfähig: 400-600 IE im ersten Lebensjahr. Wie bereits gesagt, sollte man dann jedoch die Supplementation nicht beenden sondern fortführen und zwar in höherer Dosierung, die an das Körpergewicht des Kindes angepasst wird. Hier empfehlen amerikanische Kollegen (in Deutschland ist man offensichtlich noch nicht so weit) etwa 1000 IE/12-15 Kg Körpergewicht. Schwangere Frauen sollten übrigens 4000 IE während der gesamten Schwangerschaft einnehmen, wie eine ebenfalls doppelblind, placebokontrollierte Studie von Professor Hollis in Amerika gezeigt hat. Diese Einnahme ist nicht nur sicher, sondern führt zu einem deutlich verbesserten Schwangerschaftsverlauf mit geringeren Komplikationsraten für Mutter und Kind.
Für „Otto und Ottilie Normalverbraucher“, die ab und zu auch mal an die Sonne kommen, empfehlen sich im Sommer etwa 1000 IE und im Winter 2-3000 IE, je nach sommerlicher Sonnenexposition und winterlichem Urlaubsverhalten. Mithilfe einer zweimaligen Vitamin D-Bestimmung im Herbst und Frühjahr lässt sich einfach überprüfen, ob die jeweilige „Präventionsmaßnahme Vitamin D“ den gewünschten Spiegel zur Folge hat.
Neben den zahlreichen positiven gesundheitlichen Effekten von Vitamin D hat diese Präventionsmaßnahme einen enormen ökonomischen Vorteil: die Nutzung der natürlichen Sonne kostet gar nichts, die Kosten für einen mäßigen Solarienbesuch im Winter sind ebenfalls überschaubar, und die Kosten für eine Jahresdosis Vitamin D überschreiten in der Regel 50 € nicht. Diese Fahrkarte zum individuellen Gesundheitsziel sollte sich somit wohl jeder leisten können.
Sonnenbad oder Tabletten?
Prof. G: Macht es für meine Gesundheit einen Unterschied, ob ich Vitamin-D durch die Sonne bekomme oder durch Tabletten?
Prof. Spitz: Hier lautet die Antwort eindeutig: ja! Nur etwa ein halbes Prozent des Sonnenlichts ist UV Strahlung. Doch auch alle anderen Bereiche des breiten Spektrums des Sonnenlichts von Ultraviolett bis Infrarot haben mit Sicherheit eine Wirkung auf unseren Körper – auch wenn wir bislang noch wenig darüber wissen. So wird über das einfallende Licht im Auge der Tag/Nacht Rhythmus im Gehirn gesteuert, und die Infrarotstrahlung fördert die Kollagen-Synthese in der Haut, um nur zwei Beispiele zu nennen. Bezüglich der Vitamin D-Versorgung gilt jedoch, dass die zweitbeste Lösung (in diesem Fall pharmazeutisch hergestelltes Vitamin D), die funktioniert, besser ist, als die ideale Lösung, die nicht umsetzbar ist – gleich aus welchen Gründen.
Rachitis oder Kindesmisshandlung?
Prof. G: Gibt es aus Ihrer Sicht noch einen ganz aktuellen Aspekt zur Bedeutung des Sonnenhormons?
Prof. Spitz: Ja, leider! Und zwar einen sehr traurigen Aspekt, der auf die Unkenntnis über den weit verbreiteten Vitamin D-Mangel in Deutschland zurückzuführen ist. Einer Mutter wurden ihre beiden, wenige Wochen zuvor geborenen Kinder vom Jugendamt wegen Verdacht auf Kindesmisshandlung weggenommen. Niemand der Beteiligten, weder die Ärzte in der Klinik noch die zuständigen Mitarbeiter der Behörde, verschwendeten auch nur 1 Sekunde an den differenzialdiagnostischen Gedanken, dass es sich bei den aufgetretenen Frakturen um eine klassische kindliche Rachitis handeln könnte. So etwas kennt „man“ in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Auch die Mutter – von Beruf Krankenschwester – kam erst nach verzweifeltem Grübeln auf die Idee, ihren Vitamin D Spiegel bestimmen zu lassen: 8 ng/ml.
Während dies in Deutschland der zweite Fall ist, der mir bekannt geworden ist, gehen die Vitamin D-Experten in Amerika davon aus, dass dort jährlich etwa 1500 Eltern ihre Kinder auf diese Weise verlieren! Ein entsetzlicher Gedanke! Ich hoffe daher sehr, dass dieses Interview dazu beitragen wird, das Informationsdefizit in der Ärzteschaft und der Bevölkerung abzubauen.
Wichtig für Frauen, die gesunde Kinder haben wollen
Unbedingt den Vitamin D-Spiegel messen lassen und genügend mit Vitamin D ergänzen:
- Bei Kinderwunsch
- In der Frühschwangerschaft
- Bei Verdacht auf Wachstumsretardierung oder drohende Frühgeburt
- während der Stillperiode
- Bei Neugeborenen mit Wachstumsretardierung
- Bei Kindern mit Wachstumsstörungen oder Infektanfälligkeit oder Allergien incl. Asthma
Buchempfehlung
Das neueste, speziell für Laien geschriebene Buch von Prof. Spitz trägt den Titel: „Ohne Sonne kein Leben – Die Bedeutung des Sonnenlichts und des Sonnenhormons Vitamin D für unsere Gesundheit“, das noch gar nicht im Handel erschienen ist, jedoch über die Webseite seiner gemeinnützigen Stiftung für Gesundheitsinformation und Prävention (www.dsgip.de) zum Ladenpreis von 14,95 € oder direkt per E-Mail bezogen werden kann (Info@dsgip.de).
Prof. G: Auch für Menschen, die schon alles über Vitamin D gelesen haben, ist dieses Buch ein vergnüglicher Genuss! In Anbetracht des günstigen Preises werde ich mir einen Vorrat zulegen, um jederzeit ein sinnvolles Mitbringsel für meine FreundInnen zu haben.
Links
I Vortrag auf youtube über die Bedeutung des Lebensstils für die Entstehung von Krankheiten
II Artikel über das Märchen von der bösen Sonne im Rahmen des Blocks „Medienmärchen“ auf dem Gesundheitsportal Symptome.ch
III Umfangreiches Material zur Prävention auf der Webseite der von Prof. Spitz gegründeten, gemeinnützigen Deutschen Stiftung für Gesundheitsinformation und Prävention: www.dsgip.de
Über den Autor
Professor Dr. Jörg Spitz hat sich im Anschluss an seine Karriere als Nuklearmediziner der Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes zur Prävention verschrieben. Selbstverständlich findet sich auch Vitamin D im Katalog seiner Maßnahmen. Er hat mehrere Bücher zum Thema Vitamin D geschrieben bzw. herausgegeben.
Kontakt
Prof. Dr. Jörg Spitz
Institut für Medizinische Information und Prävention
Krauskopfallee 27
65388 Schlangenbad
Tel.: +49 6129 5029986
Fax: +49 5029985
E-Mail: info@mip-spitz.de
Internet: www.mip-spitz.de
Haben Sie Ihren Vitamin D-Spiegel mal messen lassen? Dann beschreiben Sie mal Ihre Erfahrungen in einem Kommentar!
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Gerhard, sehr geehrter Herr Prof. Spitz!
Ich wende mich an Sie, da ich derzeit versuche, einen Vitamin-D-Experten zu erreichen. Meine Tochter leidet von klein auf an Alopecia areata (z.Teil totalis). Das Interessante an ihrem Krankheitsverlauf ist, dass immer im Sommer (sobald über die Körperhaut extrem hohe I.E. Vitamin D gebildet werden können, Kopf ist jedoch immer bedeckt) die Haare zu wachsen beginnen. Im Herbst stoppt dieser Haarwuchs, und die bereits gewachsenen Haare beginnen wieder auszufallen. Als unser Kind klein war, haben wir sie immer vor der Sonne geschützt. (Bekleidung, Nackenschutzmütze und Sonnencreme mind. LSF 20 – ihre Haut von uns, bis zu den Ohren eingecremt, immer, wenn sie draußen war. Erst als sie stundenlang beim Schwimmen im Wasser war (und dadurch möglicherweise die Sonnencreme nicht mehr so gut wirkte), begannen ihre Haare zu wachsen. Wir Eltern müssen heute davon ausgehen, dass unsere Tochter als Kleinkind einen sehr starken, unerkannten Vitamin D Mangel hatte, welcher sich jedoch nicht als Rachitis äußerte, sondern „nur“ dazu führte, das die VDR an den Haarfollikeln nicht richtig arbeiten und daher auch keine Haare wachsen konnten. Im Sommer 2013 habe ich versucht, die Eigenschutzzeit der Haut auszunützen. Und tatsächlich begannen wieder Haare zu wachsen. Und jetzt im Winter der Rückfall, obwohl ich durch Medikamente auf einen guten 25-OH-D-Wert achte. Können Sie sich vorstellen, dass es durch dieses jahrelange Auf und Ab zu einer Veränderung der VDR an den Haarfollikeln gekommen ist? Oder, dass möglicherweise nur diese hohen I.E., welche im Sommer gebildet werden, die VDR an den Haarfollikeln aktivieren können? Ich bin schon seit langem davon überzeugt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Entstehen der Alopecia areata bei unserem Kind und dem Vitamin D (schwerer langfristiger Mangel als sie klein war) gibt. Könnte es einen Versuch wert sein, über künstliches UVB Licht bei einem Hautarzt, die Haut zur Bildung extrem hoher I.E. Vitamin D anzuregen? Vielen Dank für Ihre Antwort.
Sehr geehrte Frau Prof.Dr.Gerhard, sehr geehrter Herr Dr. Prof. Spitz,
zuallererst möchte ich mich bei Ihnen für ihre Präventionsarbeit bedanken und hoffe
doch sehr, dass dieser Artikel dazu beiträgt, einigen Menschen die Augen zu öffnen.
Jetzt zu meiner Frage.Meiner Freundin wurde bei ihrem letzten Besuch bei ihrer Endokrinologin(wg.Hashimoto)auch der Vitamin D Wert gemessen. Er beträgt 9ng/ml.Obwohl extrem nieder blieb dieser Wert seitens der Ärztin unkommentiert und es wurde zu keiner Aufsättigung geraten.Dazu muss man erwähnen, dass ihr Parathormon im Normbereich liegt.
Ich habe jetzt allerdings öfter schon gelesen, dass sich das Parathormon auch bei Vitamin D Mangel nicht erhöht, wenn zusätzlich ein starker Magnesiummangel besteht.
Stimmt das und was würden Sie meiner Freundin raten?
Viele Grüße, Annette Pötzl
Sehr geehrter Herr Professor Spitz,
Vielen Dank führ ihre sehr interessante aufschlussreiche Antwort.
Und das Sprichwort mit dem Halbwissen stimmt voll und ganz.
Habe mir jetzt Dekristol 400 I.E. besorgt. Wenn ich sie noch um einen letzten Rat bitten kann würde ich dies gerne machen. Und zwar steht in der Packungsbeilage das es wichtig ist das wenn man schwanger ist oder werden möchte auf keinen Fall mehr als den Bedarf decken soll da es sonst zu Behinderungen oder Schäden am Fötus kommen könnte…. Nun frag ich mich ob ich einfach mit der Einnahme beginnen kann und wie ich die Tabletten dosieren soll?
Ich bin 28 Jahre alt, 1,77 groß und wiege 68 kg und habe eine normale Statur.
Mein aktueller Spiegel beträgt 20 ng/l . Würde mich sehr über einen Rat von ihnen freuen!
Vielen Dank vorab!
Grüße Flower
Liebe Flower,
Dekristol 400 ist eine „Minidosis“, mit der Sie nichts verkehrt machen können. Bei einem Ausgangswert von 20ng/l sollten Sie mal für 3 Monate 2-3 Tbl. am Tag nehmen, dann Kontrolle Ihrer Blutwerte. Ich persönlich hätte Ihnen jetzt im Winter 2.000 IE pro Tag empfohlen, aber wenn Sie vorsichtig sein wollen, fangen Sie mal niedrig an.
Viele Grüße
Sehr geehrte Flower,
im Volksmund heißt es zu Recht: Halbwissen ist oft schlimmer als Nichtwissen! Dieser Spruch gilt leider auch für die Autoren der von Ihnen u.a. zitierten Lina Studie. In der eigentlich begrüßenswerten Untersuchung wurden zahlreiche methodische Fehler und noch mehr Fehler bei der Interpretation der Daten gemacht. Die einzige, „harte“ Information, die die Studie liefert, besagt, dass Mütter und ihre neugeborenen Kinder im Sommer höhere Vitamin D Spiegel als im Winter aufweisen. Alles andere ist Spekulation.
Inzwischen existieren im Internet mehr als 20.000 Studien zum Thema Vitamin D, wobei eine überwältigende Mehrheit den positiven Einfluss auf unseren Körper dokumentiert. Bei allem Respekt für den Aufwand und die Ergebnisse einer einzelnen Studie ergibt sich doch die Frage, warum um alles in der Welt Vitamin D ausgerechnet in der Schwangerschaft einen negativen Einfluss haben soll, während es ansonsten vom Körper dringend für die Funktion zahlreicher Stoffwechselprozesse zwingend benötigt wird? Entsprechend verlängert ein ausreichender Vitamin D Spiegel das Leben (umfangreiche und statistisch abgesicherte Zusammenfassung mehrerer Studien).
Ein Wert von 20 ng/ml schützt lediglich vor offenkundiger Krankheit. Übertragen auf das liebste Spielzeug der Deutschen, das Auto, würde dies bedeuten, mit der halben Menge Motoröl oder Bremsflüssigkeit unterwegs zu sein. Niemand wird bewusst einen solchen Leichtsinn pflegen. Der international anerkannte und durch mehrere Studien mit unterschiedlichen Aspekten als erstrebenswert dokumentierte Referenzbereich für Vitamin D liegt bei 30-40 ng/ml.
Speziell in Sachen angeborene Störungen des Immunsystems ist hinreichend bekannt, dass im Frühsommer geborene Kinder häufiger Autoimmunerkrankungen wie die Multiple Sklerose aufweisen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Vitamin D Spiegel von Mutter und Kind höher liegen als in den Wintermonaten. Doch gerade in diesen Vitamin D armen Wintermonaten wächst das Kind heran und bildet unter anderem sein Immunsystem aus. Dann nutzt ihm das später, etwas höhere Vitamin D zum Zeitpunkt der Geburt auch nichts mehr. Doch genau dies ist die Basis der Interpretation der Autoren der Lina Studie.
Ein weiterer Kritikpunkt an der Lina Studie ist die Tatsache, dass vor eine Supplementation gewarnt wird, obwohl so gut wie keine Schwangere eine Supplementation mit Vitamin D durchgeführt hat. Vielmehr waren nur ganz wenige der Mütter und praktisch kaum eines der Kinder zum Zeitpunkt der Geburt mit dem Vitamin D-Spiegel in dem von den Experten empfohlenen im Referenzbereich. Es wurden also Kinder im Stadium des Defizits mit Kindern in einem anderen Stadium des Defizits verglichen.
Eine wenige Monate später publizierte Untersuchung aus Australien mit wesentlich größeren Anzahl von untersuchten Müttern und Kindern kommt entsprechend zu ganz anderen Ergebnissen.
Ebenfalls zu anderen Ergebnissen kommt eine doppelblind und Placebo kontrollierte Studie, die Professor Hollis bereits vor einigen Jahren in Amerika durchgeführt hat. Hier gibt es zwar noch keine Daten zu den Erkrankungen im Kindesalter aber sehr eindrucksvolle Ergebnisse im Zusammenhang mit einem deutlich reduzierten Risiko für alle Schwangerschaftskomplikationen (Frühgeburten, Infektionen, Präeclampsie etc.). Dabei wurden den Schwangeren 4000 Einheiten Vitamin D (!) pro Tag verabreicht. Die bis vor einem Jahr von der deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen 400 Einheiten Vitamin D hat Prof. Hollis in dieser Studie großzügig als Placebo ausgeteilt.
Vitamin D ist sicherlich kein Allheilmittel und keine neue Wunderdroge. Es ist lediglich die Vorstufe eines Hormons, das, wie alle andern Hormone, dringend vom Körper für die Regulation seiner Zellfunktionen benötigt wird, einschließlich der Steuerung zahlreicher Gene. Dies gilt für alle Hormone, gleich ob sie von der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse oder den Keimdrüsen produziert werden. Ein Hormonmangel hat weitreichende Folgen und bedarf daher zwingend des Ausgleichs in allen Lebenslagen. In der Schwangerschaft sind die Folgen (für das werdende Leben) umso gravierender, da wir heute wissen, dass in diesem Zeitraum ganz wesentliche Voraussetzungen für die spätere Gesundheit des Menschen geschaffen werden.
Eine Schwangerschaft ist zwar keine Krankheit, jedoch eine zusätzliche Belastung für den Körper der werdenden Mutter. Angesichts der zunehmenden Zahl von Risikofaktoren (Übergewicht, mangelnde körperlichen Aktivität, fast food, Rauchen, Alkohol etc.), denen werdende Mütter heute in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind, ist es mehr als sinnvoll, die Zahl der Risikofaktoren zu reduzieren, wo immer es geht, insbesondere dann, wenn es so einfach ist, wie bei dem Mangel an Vitamin D – ganz zu schweigen davon, dass man mit einem ausreichenden Vitamin D-Spiegel (Frau und Mann!) auch eher schwanger wird (wie australische Kollegen in einem ivF-Zentrum herausgefunden haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Basteln!
Prof. Spitz
Hallo,
Da wir im Moment am basteln für nachwuchs sind ist das Thema für mich sehr aktuell. Sonst natürlich auch so aber noch wichtiger.
Habe deswegen mein Vitamin D auch überprüfen lassen bei cerascreen da kann man sich ein testkit nach Hause bestellen. Hatte keine Lust auf Diskussionen mit einem Arzt warum und wieso und das es gar nicht nötig ist etc. ….
Naja laut cerascreen habe ich mit 20,4 ng/l einen Mangel. Aber auch durch Wikipedia ist in einer Studie genau das wiederum ideal und Werte über 24 erhöhen die mortalitäts rate… Weiß nun auch nicht ob ich substituieren soll oder nicht…
Ich zitiere mal von Wikipedia:
Supplementierung bzw. Substitution[Bearbeiten]
Die generelle Empfehlung für Schwangere, Vitamin D zu substituieren, wird durch eine Groß-Studie an 3960 Mutter-Kind-Paaren in Frage gestellt, in der der mütterliche Calciferol-Spiegel nahezu keinen Einfluss auf die kindliche Knochendichte hatte[81][82].
Während der Schwangerschaft kann eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D beitragen, das Risiko von Lebensmittelallergien bei Kindern im ersten Lebensjahr signifikant zu senken.[83]
Dem allerdings widersprechen die Ergebnisse der LiNA Studie[84], die zwischen 2006 und 2008 an 622 Müttern und deren 629 Kindern durchgeführt wurde. Wurde bei den werdenden Müttern während der Schwangerschaft und nach der Geburt ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut nachgewiesen, so traten bei ihren zweijährigen Kindern Nahrungsmittelallergien seltener auf als bei werdenden Müttern mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel. Die Forscherin Kristin Weiße folgert aus den Ergebnissen, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel das Risiko bei Zweijährigen erhöht, an einer Nahrungsmittelallergie (z.B. gegen Hühnereiweiß, Milcheiweiß, Weizenmehl, Erdnuss oder Sojabohne) zu erkranken.[85]
Die Beeinflussung dieses Risikofaktors Vitamin-D-Mangel durch landesweite Supplementierung lässt in der Summe eine Reduktion der Mortalität erwarten (Hochrechnung für Deutschland).[86] Nach einer dänischen Studie (2012) wurde hingegen die niedrigste Mortalität bei Vitamin-D-Konzentrationen im Blutserum von 20–24 μg/l festgestellt. Höhere Werte korrelierten überraschenderweise mit einer erhöhten Mortalität.[87] Epidemiologische Studien über Vitamin D werden durch das Sonnenbaden der Teilnehmer in ihren Resultaten beeinflusst.[88]
Also nun weiß man doch nicht was man glauben soll:
Gibt da wirklich konträre Meinungen wenn man ein bisschen forscht… Was sagen sie dazu? Wie kann ich dahin kommen und erfahren was wirklich wahr und richtig ist? Bin eigentlich kein Freund von nahrungsergänzung und denke immer das der Körper sich ja schon wohl selbst anpasst… Bin gespannt auf ihre Meinungen!
Grüße
Sehr geehrte Frau B.
Sie befinden sich mit Ihren Zweifeln in guter Gesellschaft, denn die Experten streiten sich weltweit, ob D2 Präparate die gleiche biologische Wertigkeit haben wie D3 Präparate. Einige Argumente sprechen dafür, andere dagegen.
In Amerika wurden eine lange Zeit nahezu ausschließlich D2 Präparate eingesetzt. Inzwischen gibt es jedoch auch dort wie immer schon in Deutschland zahlreiche D3 Präparate. Da Letztere die physiologische Form für den Menschen darstellen, erscheint es mir sinnvoll, auch diese Form zu supplementieren, zumal umfangreiche Studien die Wirksamkeit belegen und Sie damit einfach auf der sicheren Seite sind.
MfG Prof. Spitz
Guten Tag und vielen Dank für dieses tolle Interview! Was ich mir immer noch nicht ganz sicher bin: ist es egal ob man Vitamin D3 oder D2 einnimmt, beispielsweise über Vitamin D2-Tropfen Sterogyl?
Herzliche Grüße und vielen Dank,
Sabrina B.
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Gerhard und Herr Prof. Dr. Spitz, danke für die Informationen, mir hilft das sehr. Ich werde erstmal wöchentlich 1 x Dekristol 20.000 I.E. nehmen und in 3 Monaten den Spiegel prüfen lassen.
Mit dem Hausarzt hab ich gerade kurz gesprochen und er sieht das nun auch so und unterstützt es. Blutkontrollen und Dekristol laufen dann zukünftig auch als Kassenleistung, da es bei mir wohl medizinisch notwendig ist und daher begründet werden kann.
Viele Grüße, Matthias E.
Sehr geehrter Herr Ernst,
der Frust, der Sie gerade beutelt, beutelt mich ebenfalls, seit ich mich vor einigen Jahren entschlossen habe, über diese Thema zu schreiben. Trotz aller Bemühungen (nicht nur von mir, sondern von zahlreichen weiteren Kollegen im deutschsprachigen Raum) sind wir weit davon entfernt sind, dass die neuen Erkenntnisse überall in der Medizin bekannt sind. Manchmal dauert es eben ein ganzes Jahrzehnt und länger, bis die Botschaft überall angekommen ist.
Ein weiteres Problem ist, dass die Fortbildung der Ärzte überwiegend von der Pharma-Industrie gesponsert wird. Und die wählt dann natürlich die Themen aus, mit denen am meisten Geld verdient wird. Das ist bei Vitamin D nicht der Fall, da das Patent bereits seit Jahrzehnten ausgelaufen ist (die Jahresdosis Dekristol, die Sie bekommen haben, kostet nur wenig über 20 Euro).
Zu Ihrer konkreten Frage zur Dosierung: 20 000 IE pro Woche stellen einen guten Kompromiss dar und sollte Ihnen auch über den Winter helfen – es sei denn, Sie haben wesentliches Übergewicht. Die Dosierungsvorstellungen Ihres Hausarztes sind eindeutig nicht mehr aktuell (s.o.).
In etwa 3 Monaten nach regelmäßiger Einnahme können Sie übrigens überprüfen, ob das Konzept stimmig war. Dann sollte eine Blutkontrolle einen regelrechten Spiegel zwischen 30-40ng/ml ergeben.
MfG Prof. Spitz
Nach ewigem Drängeln wurde mein Vit. D Wert mal gemessen und der liegt bei 8 ng/ml, was dann ja scheinbar extrem schlecht ist. Allerdings frage ich mich, warum das meist nicht für voll genommen wird? Ich bin in der Schilddrüsenklinik der Berliner Charité und selbst bei dem Wert wurde so getan, als sei das nicht schlimm und eh nur bei Osteoporose interessant.
Erst nach Diskussion verschrieb mir die Ärztin dann Dekristol 20.000 I.E. und sagte, ich soll eine Kapsel pro Woche nehmen, was dann 2850 I.E. am Tag entspricht. Ich lese dazu nun seit Tagen und denke, auch das ist bei dem schlechten Wert zu wenig (erstmal).
Mein Hausarzt sagte, ich soll täglich 1000 I.E. nehmen und das reicht, mehr auf keinen Fall.
Es ist doch sehr merkwürdig, wie sehr sich das alles unterscheidet und gerade, wenn man an die Informationen aus dem Internet denkt, selbst von Fachseiten. Warum wird das in der Realität oft ganz anders gesehen, selbst in der Charité? Frage ich mich schon lange…
Lieber Matthias,
das frage ich mich auch! 1.000 I.E. pro Tag ist wirklich bei Ihrem niedrigen Wert ein Klacks! Es gibt Kollegen, die geben täglich!! 20.000 für eine Woche, um möglichst schnell die Mangelerscheinungen zu kompensieren. Ich werde Ihre verwunderte Frage noch mal an Prof. Spitz weitergeben, vielleicht weiß er eine Antwort.
Gute Besserung und viele Grüße!