Akupunktur, in diesem Fall die Elektroakupunktur, hat in einer neueren Studie seine Wirksamkeit einmal mehr bewiesen, und zwar beim polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS).
Das PCOS ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter. Zwischen 5 und 10 Prozent dieser Gruppe sind betroffen. Häufig beginnt die Erkrankung schon in der Pubertät. Nach den Frauenärzten, die 1935 das Krankheitsbild zum ersten Mal beschrieben, spricht man auch manchmal noch von dem Stein-Leventhal-Syndrom.
Die Hauptsymptome sind:
- polyzystische Ovarien mit porzellanartiger verdickter Oberfläche und perlschnurartigen Zysten darunter
- unregelmäßiger oder ausbleibender Eisprung, deshalb
- Zyklusstörungen und herabgesetzte Fruchtbarkeit
- Erhöhte Testosteronspiegel (männliches Hormon), als Grund wird die erhöhte Sympathicus-Aktivität angenommen. Dadurch Akne und vermehrte Behaarung im Gesicht, am Bauch usw.
- Übergewicht, erhöhter Blutdruck und Zuckerstoffwechselstörung sind häufig, müssen aber nicht immer vorhanden sein.
- Depressive Verstimmungszustände und Müdigkeit stellen Begleitsymptome dar, die genau abgeklärt werden müssen.
Behandlung
Das schwierig zu behandelnde Syndrom stellt eine Herausforderung dar. Nach genauer Diagnostik sind unterschiedlichste therapeutischen Maßnahmen angesagt. Bislang wird Patientinnen ohne Kinderwunsch meist ein antiandrogenes Kontrazeptivum (Pille) verschrieben, wobei Gefahren, wie bspw. Thrombosen oder Embolien, nach wie vor nicht auszuschließen sind. Zumindest Patientinnen, die eine Schwangerschaft anstreben, können nicht mit Kontrazeptiva behandelt werden, sie müssen etwas anderes angeboten bekommen. Neben Operationen, die vorübergehend den Zyklus und den Eisprung verbessern können, kommen Medikamente zum Auslösen eines künstlichen Eisprungs infrage. An der Ambulanz für Naturheilkunde in Heidelberg konnten mit Nadelakupunktur gute Erfolge erzielt werden. Allerdings ist es bei übergewichtigen PCO-Patientinnen erforderlich, dass sie durch eine vernünftige Ernährung und Bewegung abnehmen.
Studie mit Elektroakupunktur
Am schwedischen Karolinska-Institut in Stockholm wurde jetzt in Zusammenarbeit mit der Universität Göteborg eine viermonatige Studie durchgeführt, bei der die Wirksamkeit von Elektroakupunktur bei 20 Patientinnen mit PCOS untersucht wurde. Sie waren im Mittel etwa 30 Jahre alt.
- Eine Gruppe (9 Frauen) wurde mit niedrigfrequenter Elektroakupunktur behandelt. Die Frauen erhielten 14 Behandlungseinheiten, wobei Knie-, Bauch- und Ovarpunkte stimuliert wurden.
- Die zweite Gruppe (5 Frauen) führte Sport-Übungen durch.
- Die dritte Gruppe (6 Frauen) bekam Ernährungstipps.
Die Ergebnisse waren durchaus überraschend
Am Ende der Studie, nach vier Monaten, hatte sich der Taillen-Umfang in der Akupunktur-Gruppe verringert, nicht jedoch der Body-Mass-Index (BMI) und das Gewicht. Umgekehrt war es in der Sport-Gruppe: BMI und Gewicht hatten sich verringert, nicht jedoch der Taillen-Umfang. In beiden Gruppen gab es, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, eine Verringerung der Sympathicus-Aktivität, was einen alternativen Behandlungsansatz nahelegt. Allein in der Akupunktur-Gruppe jedoch berichteten die Probandinnen von einer Verringerung von Zyklus-Unregelmäßigkeiten. Nur in dieser Gruppe war eine signifikante Senkung des Testosteron-Spiegels zu verzeichnen. Da dieser als stärkster unabhängiger Prädiktor für hohe Sympathicus-Aktivität gilt, wird dieses Phänomen als besonders bedeutsam eingeschätzt.
Fazit
Dass Zyklus-Unregelmäßigkeiten sich einzig unter der Elektroakupunktur verbesserten, ist äußerst beachtlich. Dies darf man gewiss als Hinweis auf die funktionellen, regulatorischen Aspekte beim PCOS interpretieren. Die Wechselwirkungen zwischen hormoneller Regulierung und Psyche stellen in der Frauenheilkunde einen zentralen Schnittpunkt dar, an dem oft gut mit sanften Methoden angesetzt werden kann. Nicht selten berichten Frauen auch von Stimmungsaufhellungen, nachdem sie z.B. die Pille gewechselt haben; in jedem Fall gilt es, an solche Faktoren zu denken und mit Arzt oder Ärztin zu besprechen.
Stener-Victorin, E. et al. (2009): Low-Frequency Electro-Acupuncture in Polycystic Ovary Syndrome. In: Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol, June
Haben Sie Fragen zu dieser Studie oder eigene Erfahrungen mit dem PCOS, dann schreiben Sie doch einen Kommentar!
Götz Egloff M.A.
ehem. wiss. Mitarbeiter der Psychosomatischen Universitätsklinik Heidelberg.
Arbeitsgebiete: Psychosomatik der Frauen- und Kinderheilkunde, Eltern-Säuglings-Therapie.
Praxis für Psychotherapie
F1, 1
68159 Mannheim
Tel. 0621 – 400 40 687
g.egloff.medpsych.ma@email.de
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Liebe Frau Prof. Dr. Gerhard,
nach so vielen Jahren, wollte ich gerne noch einmal nachhaken, ob Sie vielleicht eine Praxis in Heidelberg und Umgebung kennen, die Elektroakupunktur anbietet?
Haben Sie vielen Dank
Liebe Live,
tut mir leid, weiß ich nicht. Aber sicher kann man Ihnen auch mit anderen ganzheitlichen Methoden helfen, z.B. TCM. Viele Grüße
Sehr geehrte Frau Dr Gerhard
schon fast aufgegeben und dann Ihre Internetseite entdeckt. Vielleicht sind Sie der Schlüssel zum Erfolg bei meinem Problem?!
Zu mir:
In meiner Jugendzeit nahm ich die Anti-Babypille, drei Jahre später setzte ich sie ab, weil eine innere Stimme in mir sich streubte diese weiter einzunehmen. Dann fing das ganze Schlamassel an, meine Menstruation blieb aus und kam nicht mehr. Weil ich mich mit der fehlenden Menstruation seelisch nicht gut fühlte, habe ich die Antibabypille erneut genommen, aber irgendwann wusste ich, dass dies der falsche Weg war. Also setzte ich sie wieder ab und bekam wieder keine Regelblutung, ein Besuch bei einer Frau, wo ich zu mir selbst und meinen Körper sprechen sollte half nicht und ein ganzes Jahr mit Kräutertees der TCM und Akkupunktur halfen auch nicht, Agnus Castus und das andere gängige Zeug halfen ebenfalls nicht.
Die Schilddrüse ist in Ordnung und jedes chemische harte Zeug von Ärzten lehnte ich ab.
Da ich ab und an auch Zysten an den Eierstöcken habe, geht man von PCO-Syndrom aus.
Globulis halfen mir 2 mal einen Eisprung zu bekommen und 2 Kinder zu bekommen, aber ohne diese Globulis passiert wieder nichts von alleine in meinem Körper.
Inzwischen bin ich 31 Jahre alt ,habe angefangen über Myo-Inositol zu lesen. Jedoch stille ich mein 5 Monate altes Baby und möchte mit der Einnahme noch warten und finde das Produkt auch sehr teuer, weiß auch nicht ob eine Dauereinnahme gesund ist!?
Vitamin C, D3, K2 und OPC nehme ich regelmäßig zu mir.
Können Sie mir irgendwie weiterhelfen, haben Tipps oder Anregungen für mich?
Ich ernähre mich übrigens seit 2 Jahren glutenfrei und fange gerade an Milch und Fleisch weg zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ariane
Liebe Ariane,
Dann machen Sie ja schon Einiges für Ihre Gesundheit! Jod nicht vergessen, brauchen Sie und Ihr Baby! Warten Sie mal die Ernährungsumstellung und die Stillzeit ab. Danach ist Myo-Inositol einen Versuch wert. Damit brauchen Sie jetzt noch nicht anzufangen, denn wahrscheinlich haben Sie ja noch eine Stillamenorrhö. Viele Grüße!
Sehr geehrte Frau Dr. Gerhard,
verspäteten Dank für die umgehende Information, die mir neue Ansatzpunkte gezeigt hat.
Viele Grüße
BriLe
Gibt es neben Heidelberg weitere Institute oder Ärzte, die sich mit der Behandlung von pcos mittels Elektroakupunktur auskennen? Ich suche Behandlungsmöglichkeiten in der Umgebung von Darmstadt.
Gibt es darüber hinaus Empfehlungen zu Pillenpräparaten?
Die erste verschriebene Pille Dienova hat zu Gewichtszunahme (10 kg) geführt, bei der zweiten (Maitalon 20) verschlechtert sich das Hautbild wieder.
Liebe BriLe,
Kann Ihnen leider keine Adressen nenne. Aber hier sind zwei Fachgesellschaften, die Ärztelisten haben:
Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde e.V.
http://www.erfahrungsheilkunde.org/2.html
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e.V.
http://www.zaen.org/
Sicher gibt es jede Menge anderer Pillen, aber dafür müsste man genau wissen, welche Probleme Sie VOR der Pilleneinnahme hatten. Heißt Hautbild Akne? Oder männliche Behaarung? Am besten lassen Sie sich von einem gynäkologischen Endokrinologen beraten, die es an allen Uni-Frauenkliniken gibt. Alles Gute!
Liebe Frau Dr. Gerhard,
auf der Suche nach einem Arzt, der Elektroakupunktur durchführen kann, bin ich leider bisher nicht weitergekommen. Handelt es sich bei der Akupunktur um eine Elektroakupunktur nach Voll? Würde auch Akupunktur ausschließlich mit Nadeln helfen? Wird die Elektroakupunktur in der Uni-Frauenklinik Heidelberg noch durchgeführt?
Die Grunderkrankung PCOS ist bei mir relativ gering ausgeprägt. Trotz eines Gewichts etwas oberhalb des BMI habe ich eine ziemlich schlanke Taille. Vor Einnahme der Pille hatte ich eine stark unreine Haut mit tief sitzenden Entzündungen. Zurzeit nehme ich die Maxim ein, die allerdings Zwischenblutungen hervorruft. Daher werde ich versuchen, ein neues Präparat zu finden. Seit Beginn der Pillentherapie ist es schwieriger, mein Gewicht zu halten, weil ich vermutlich mehr Wasser einlagere.
Liebe BriLe,
soweit ich weiß, wird in der UFK Heidelberg keine EAV angeboten. In früheren Jahren hatten wir auch gute Ergebnisse mit normaler Nadelakupunktur, eventuell zusätzlich ergänzt mit chinesischen Kräutern. In Heidelberg und Umgebung gibt es einige gute AkupunkturärztInnen. Viel Erfolg!