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Creative Healing – eine alte Heilweise neu entdeckt

Im Creative Healing kann mit sanften Körperberührungen und Visualisierungen der gestaute Energiefluss mobilisiert und Beschwerdefreiheit erreicht werden.

sanfte Berührung © chinnapan@freepik

Der in die neue Welt ausgewanderte Engländer Joseph B. Stephenson (1874 – 1956) ist der Begründer dieser lange „namenlosen“ Heilmethode. Er behauptete, dass sie nichts Neues hätte. Ihr zugrunde liegendes Wissen wäre einfach in Vergessenheit geraten, um von ihm, Stephenson, wiederentdeckt zu werden.

In der Tat: würden wir die uns bekannten Heilmethoden als Blaupausen übereinanderlegen und damit den Körper betrachten, fänden sich viele Übereinstimmungen an Zonen und Punkten. Einzig Terminologie und Herangehensweise sind unterschiedlich. So kann Creative Healing als gelungene Kombination aus Osteopathie, Reflexzonentherapie, Akupressur und Lympharbeit interpretiert werden, ergänzt um Visualisierungen seitens derjenigen, die Stephensons althergebrachte Methode anwenden.

Diese Kombination macht Creative Healing zu einer außergewöhnlich sanften Körperarbeit, ungewöhnlich einfach in der Anwendung und einzigartig in seiner Herangehensweise.

Terminologie und Gedankenmodell

Blicken wir für einen Moment durch die Augen von Joseph B. Stephenson: Er selbst war kein Mediziner, sondern arbeitete, wie Generationen seiner Familie zuvor, im Bergbau. Was ihn allerdings von seinen Vorfahren unterscheidet war seine besondere Fähigkeit, den Körper „gläsern“ wahrzunehmen. Damit konnte er auch Blockaden „sehen“, die er als Life Force bezeichnete, und diese lösen.

Die Life Force

Die Tatsache, dass alles im Körper fließt, ist Stephensons erstes Konzept. Er benutzt hierfür den Namen „Life Force“, der stellvertretend für das Lebendige im Menschen steht, also für Atem, Blut, Lymphe sowie die Körperenergie. Kommt es zu Stauungen und Blockaden der Life Force, wendet er 4 Prinzipien an, um den Körper wieder in sein Wohlgefühl und seine Balance zu bringen.

Die 4 Prinzipien

Zwischen Hitze und Kälte sowie zwischen Verspannung und mangelndem Tonus ist die Life Force blockiert. Daher kommen diese 4 Prinzipien zum Einsatz:

1. Prinzip

Das 1. Prinzip ist besonders interessant. Kleinste Temperaturunterschiede geben einen Hinweis darauf, dass die Life Force blockiert ist. Hier wird berührungsfrei agiert („Cupping & Cooling“), was zunächst einmal seltsam anmutet.
Allerdings kann mit dem Cupping, einem Handgriff, bei dem alle Finger der Hand inklusive Daumen aneinandergelegt werden, die Körperenergetik schnell wieder in Fluss gebracht werden.

 2. Prinzip

Ebenfalls im Cupping werden gleichförmige Streichungen nach dem 2. Prinzip geführt. Wie auch Wasser nur in eine Richtung fließt, wird immer von A nach B gestrichen, was den Fluss der Life Force durch den so geöffneten Drainagekanal anregt.

3. Prinzip

Um Kongestionen zu lösen, bedient sich die Creative Healing Praktizierende sanfter Kreiselungen nach dem 3. Prinzip.

4. Prinzip

Das 4. Prinzip „Reponieren von Substanz“ wird immer dann angewendet, wenn ein Gewebe oder ein Organ wieder in eine bessere Lage gebracht werden soll. Hierbei gleiten die Hände passiv und lassen sich von der Gewebsspannung führen. 

Das „Kreative“ am Creative Healing

Mit dem Herzen Gutes tun ©somjork@freepik

Im Mittelpunkt des Arbeitens mit Creative Healing steht die Absicht der Praktizierenden: dem Gegenüber Gutes tun und Begleiterin für den Weg hin zur Gesundung zu sein.

Hierzu visualisieren wir parallel zur Körperarbeit die überstrichenen Gewebe und Strukturen – je nach medizinischer Vorbildung anatomisch, meistens bildlich, manchmal auch über Formen, Farben und Lösungssätze. Allen Visualisierungen gemeinsam ist die Vorstellung, dass die Gewebe vital, mit Life Force durchflossen, gut durchblutet und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt sind und daher ihre Funktion optimal ausführen können.

Was das Sichtbarmachen von Strukturen und Vorgängen im Körper betrifft, interpretiert und erklärt Stephenson sie mit Konzepten und Bildern, die er aus seiner damaligen Lebensumwelt kennt. Er bildet also Analogien.

Als Beispiel sei die Funktion des Herzens genannt, die er mit dem Kolbensystem in einem Motor vergleicht. Zu seinen Zeiten waren Hormone im Labor noch nicht entdeckt. Er sah aber den Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Herz, was er sich anhand eines „Öls“ erklärt, das von der Schilddrüse produziert wird und den Herzmotor in Folge schmiert. Um die Funktion des Herzens zu unterstützen, arbeitet er folglich sanft an besonderen Punkten. Diese sind uns heutzutage als EKG-Ableitungspunkte bekannt. Sie werden so, wie auch das Blut durchs Herz fließt, sanft stimuliert, womit also die Kolben des Herzmotors „geölt“ werden.

Creative Healing – Altbewährte, sanfte Körperarbeit für Heilung auf allen Ebenen

Der ganzheitlich arbeitenden Gynäkologin Dr. Gowri Motha ist es zu verdanken, dass Creative Healing in der „alten Welt“ wieder Fuß gefasst hat. Sie erkennt in den Neunzigern das Potenzial der Methode und lässt sich in den USA zur Mastertrainerin für Europa ausbilden. So hält Creative Healing Einzug in die komplementäre Gynäkologie mit dem Fokus auf Kinderwunsch & Schwangerschaft. Die Creative Healing Elemente stellen das Herzstück ihrer Gentle Birth Method dar.

Ich bin dankbar, sie als meine Lehrerin, Mentorin und Freundin zu kennen und noch heute von und mit ihr lernen und lehren zu dürfen. So entstand 2010 die Therapeutische Frauen-Massage auf Basis der Techniken des Creative Healing von Joseph B. Stephenson – und im Laufe der Jahre ein Netzwerk von über 1000 Fachtherapeutinnen, die Joseph B. Stephensons Lehre in ihren Praxen anwenden.

Welche Bedeutung kommt dem Creative Healing im 21. Jahrhundert zu?

Joseph B. Stephenson sagte zu Lebzeiten: „Meine Methode ist noch nicht reif für die Welt – es braucht noch weitere 50 Jahre.“ Die Zeit für seine einfache und doch tiefgreifende Methode ist längst angebrochen:

Wo medizinische Hilfe damals in der „neuen Welt“ nicht direkt im Zugriff war, herrschen im 21. Jahrhundert Medikamentenknappheit und überfüllte Praxen. Längst nicht jeder kann sich heutzutage teure Apparatemedizin leisten.

Hilfe zur Selbsthilfe

Berührung ©ClaudiaPfeiffer

So fällt Stephensons damalige Idee, die Menschen durch Anleitung zu befähigen, ihre Gesundheit mit in die eigenen Hände zu nehmen und ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren, heute auf fruchtbaren Boden.

Wissensvermittlung und Anleitungen ermächtigen sowohl die Betroffene selbst wie auch ihr familiäres Umfeld: Creative Healing öffnet (Be)Handlungsspielräume – hin zu einer neuen Regulation.

Es braucht nur ein wenig Olivenöl, um in die Welt von Creative Healing einzutauchen. Ebenso wenige und feine Impulse sind nötig, um den Körper in die Entspannung und hin zur Heilung zu führen: Weniger ist mehr!

Berührungswesen Mensch – Streicheleinheiten für Körper und Seele

Im täglichen Streben nach „schneller-höher-weiter-mehr“ und der Jagd nach dem nächsten Kick bleibt der Mensch in seinem Bedürfnis nach wahrem und sanftem Kontakt auf der Strecke. Unsere heutige Welt wird zunehmend berührungsärmer; hier können wir uns bei der Pandemie „bedanken“.

Über den Körper berühren wir mit Creative Healing gleichermaßen auch die Seele des Menschen, bringen ins Wohlgefühl und laden das ganze System ein, sich zu entspannen. Creative Healing weckt in uns die Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Seins und lädt ein, unsere Mitte zu spüren.

Über die Autorin

Claudia A. Pfeiffer ist Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Frauengesundheit. Sie lebt und arbeitet in Saarbrücken.

Als einzige von der Gynäkologin Dr. Gowri Motha persönlich ausgebildete Creative Healing Lehrerin für den deutschsprachigen Raum bildet sie seit mehr als einer Dekade Fachtherapeutinnen in Creative Healing und der Therapeutischen Frauen-Massage aus. Sie ist als freie Referentin und Fachbuchautorin tätig.

Kontakt:

Institut LehrWERK
Arndtstr. 19
66121 Saarbrücken
Tel 0681 / 41 09 81 22
e-mail: mail@claudiapfeiffer.com
www.therapeutischefrauenmassage.de

Buchempfehlung von der Redaktion

Creative Healing für die ganze Familie

Claudia A. Pfeiffer: Creative Healing für die ganze Familie.
Heilmassagen als ganzheitliche Hilfe zur Selbsthilfe
Format A5, 132 Seiten, Softcover, mit zahlreichen, farbigen Illustrationen
ISBN: 978-3-944411-27-9

Bereits 2017 hat Ihnen Claudia Pfeiffer in diesem Webmagazin die Therapeutische Frauenmassage (TFM) vorgestellt.  Damals war es mir sehr wichtig, den Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eine Methode an die Hand zu geben, um sich besser kennenzulernen und Kinderwunsch-Stress abzubauen. Durch die TFM konnte das Hormongleichgewicht stabilisiert und ein Ausgleich auf emotionaler Ebene erzielt werden.  

Das aktuelle neue Buch von Claudia Pfeiffer präsentiert die Laienanwendungen aus dem Creative Healing und leistet eine wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe in fast allen Lebenslagen. Die einfach anzuwendenden Massage-Module sind für den medizinischen Laien in Schritt-für-Schritt-Anleitungen gegliedert, jeder Schritt ist bebildert.

Auf 132 Seiten ist „Creative Healing für die ganze Familie“ unterteilt in Theorie und das nötige Hintergrundwissen, um die Methode auch im Eigenstudium anwenden zu können. Es folgen Basismodule für Anfänger und Fortgeschrittenen-Module.

Der dritte Teil hält stimmige Behandlungsfolgen für eine manuelle Hausapotheke bereit. Unter den fast 100 Beschreibungen finden sich Laienschemata und Eigenanwendungen von A bis Z und von Kopf bis Fuß: Behandlungsanregungen bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit sowie Hormonbalance von Frau und Mann (womit wir bei der Familien-Neugründung wären). Die Herren der Schöpfung können sowohl im Kinderwunsch das Spermiogramm aufwerten wie auch bei Prostatahyperplasie selbst regulieren.

Joseph B. Stephenson hatte den großen Wunsch, dass es in jeder Familie eine Person gibt, die die Methode kennt und Creative Healing in Grundzügen anwenden kann. So kann sie im Fall der Fälle die Betroffene im Gesundungsprozess mit unterstützen. Mit ihrem Buch „Creative Healing für die ganze Familie“ kommt die Autorin seinem Wunsch nach.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen gleich noch ein weiteres Buch dieser umtriebigen Heilpraktikerin empfehlen:

Stillen für Papas

Der Wochenbettratgeber für Männer

Claudia A. Pfeiffer und Dr. Russ King
Stillen für Papas – DER Wochenbettratgeber für Männer
ISBN 978-3944411262

Viele Männer kommen sich nach der Geburt plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen vor. Mit diesem Ratgeber wachsen sie mühelos in die Rolle als Papa hinein. Ja, mehr noch, sie können der frisch gebackenen Mama das Leben und Stillen erleichtern, mit wenigen Handgriffen die Milch zum Fließen bringen, an den richtigen Stellen den Rücken vorsichtig massieren und sogar beim Kochen helfen.

Aus der Zusammenarbeit der Heilpraktikerin und Doula Claudia Pfeiffer mit dem Psychologen Dr. Russ King ist ein kurzweiliger kleiner Ratgeber entstanden. Mit einem Augenzwinkern und vielen Zeichnungen wird sich jeder Mann motiviert fühlen, seinen Teil zur Traumfamilie beizutragen.