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Was die Ernährung mit Kinderwunsch zu tun hat

Etwa eine Million Frauen in Deutschland leiden an  polyzystischen Ovarien, dem PCO-Syndrom. Das sind etwa 7 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Die meisten von ihnen sind übergewichtig. Das PCO-Syndrom ist eine endokrine Erkrankung, bei der neben polyzystischen Ovarien, einer Zyklusstörung (Oligo- oder Anovulation) und der Produktion vermehrter männlicher Hormone (Hyperandrogenismus, vor allem Hirsutismus) die Insulinresistenz einer der entscheidenden Faktoren ist. Der stärkste Leidensdruck entsteht dabei für diese Frauen dadurch, dass der Kinderwunsch lange unerfüllt bleibt.

Insulinresistenz

Insulinresistenz und Hyperinsulinämie sind bei Frauen mit einem PCO-Syndrom häufig nachzuweisen und für die Ausbreitung der Erkrankung von großer Bedeutung.

Die Häufigkeit einer gestörten Glukosetoleranz (IGT) liegt bei Frauen mit einem PCO-Syndrom in Querschnittsuntersuchungen bei 30 – 40 %. Ein großer Anteil dieser Frauen weist bereits einen Typ2-Diabetes auf.

Eine Schlüsselstellung kommt dem Bauchfett (viscerales Fettgewebe) zu, da hier zahlreiche Substanzen gebildet werden, die für die Entwicklung der Insulinresistenz notwendig sind. Die Insulinresistenz führt dazu, dass die Bauchspeicheldrüse zu viel Insulin ausschüttet, Hyperinsulinismus. Dieser Hyperinsulinismus führt über die Hypophyse zu einer Stimulation von LH, welches das Ovar wiederum anregt, mehr Androgene zu bilden. Andererseits wird die Produktion von Sexualhormon- bindendem Globulin (SHBG) in der Leber unterdrückt, was den Anteil freier Androgene wiederum erhöht. Diese hohen Androgenspiegel führen nicht nur zum Hirsutismus, sondern auch zu einer zu seltenen oder fehlenden Ovulation.

Die Insulinresistenz hat eine zentrale Bedeutung für die Entstehung und Ausprägung des PCO-Syndroms und ist ebenso die Ursache eines Metabolischen Syndroms. Ein großer Anteil von Frauen mit einem PCO-Syndrom erfüllt daher auch die Kriterien des Metabolischen Syndroms.

Metabolisches Syndrom

Ein metabolisches Syndrom liegt vor,
wenn der Bauchumfang erhöht ist (Taillenumfang Männer > 94 cm, Frauen > 80 cm) und
zwei der folgenden vier Parameter vorliegen:

Triglyzeride> 150 mg/dl
HDLbei Männern< 40 mg/dl
bei Frauen< 50 mg/dl
Blutdruck> 180/95
Nüchternblutzucker> 110 mg/dl

Verbesserung der Insulinsensibilität

Die Behandlung des PCO-Syndroms sollte in erster Linie auf einer Verbesserung der Insulinsensibilität durch eine Änderung des Lebensstils abzielen.

Dabei sind selbst kleine Änderungen des Körpergewichts wirkungsvoll: So führt bereits eine Gewichtsreduktion von 5 % zu einer Verbesserung des Hyperandrogenismus und der ovariellen Funktion.

Durch eine Kostumstellung mit Reduktion der Kohlenhydrate im Austausch gegen Eiweiß und ungesättigte Fette kann die Insulinresistenz gemindert oder gar durchbrochen werden. Eine Gewichtsreduktion über das Körperfett führt somit zu einer Verbesserung sämtlicher metabolischer Parameter und zu einer Verbesserung oder Normalisierung des Zyklusgeschehens und zum Rückgang des Hyperandrogenismus. Ja, sogar die vermehrte Körper- und Gesichtsbehaarung gehen zurück!

„Allein eine Gewichtsabnahme um 5 % verringert die Symptome beim PCO-Syndrom erheblich“, so Professor Dr. med. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Lübeck.  „Die Frauen fühlen sich nicht nur besser, auch die Chancen auf einen normalen Eisprung und eine Schwangerschaft steigen“. Zudem sinkt das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Fehlgeburten.

Mit dem Bodymed-Ernährungskonzept ist eine sehr effiziente Gewichtsabnahme möglich. Studien zeigen, dass eine Reduktion des Körpergewichts um mindestens 5 % des Ausgangswertes bei 70 – 80 % der Teilnehmer möglich ist. Eine Reduktion um 10 % des Ausgangswertes erzielten in Studien über 60 % der Teilnehmer. Erwähnenswert ist, dass die Gewichtsabnahme zum weitaus größten Teil (ca. 70 %) über das Körperfett erfolgt.

Gewicht in der Schwangerschaft

Bei erfolgreicher Konzeption ist jedoch wichtig, dass diese Ernährungsempfehlungen und die Lifestyleänderung auch während der Schwangerschaft beibehalten werden, um Schwangerschaftskomplikationen vorzubeugen.

Die mittlere Gewichtszunahme einer Schwangeren in Deutschland beträgt heutzutage 15,1 kg, so Frau Dr. Ulrike Amann-Gassner vom EKFZ in München. Eine solch starke Gewichtszunahme ist jedoch nur bei Patientinnen mit einem BMI < 25 sinnvoll. Hier liegt die empfohlene Gewichtszunahme bei 11,5 bis 16 kg. Liegt der BMI zwischen 25 und 29,9, so ist eine Gewichtszunahme von 7 bis 11,5 kg ausreichend. Bei adipösen Patientinnen mit einem BMI > 30 beträgt die anzustrebende Gewichtszunahme während der Schwangerschaft lediglich 5 bis 9 kg (IOM 2009).

Eine Gewichtsreduktion während der Schwangerschaft ist zu vermeiden, da im Hungerstoffwechsel Ketonkörper entstehen und diese potenziell teratogen sein können. Außerdem werden Giftstoffe frei, die im Fettgewebe gespeichert werden. Sie können über das Blut und den Mutterkuchen das Baby direkt schädigen.

Eine qualifizierte Ernährungsberatung ist also nicht nur zur Förderung der Konzeption sinnvoll, sie nützt auch Mutter und Kind während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Über den Autor

Dr. Hardy Walle ist Internist und Ernährungsmediziner. Er entwickelte das erfolgreiche  Bodymed-Ernährungskonzept. Zahlreiche Bücher helfen bei der sinnvollen Umstellung der Ernährung und des Lebensstils mit Hilfe der LOGI-Methode.

Dr. med. Hardy Walle
Facharzt für Innere Medizin, Ernährungsmediziner
Gründer und Vorstand der BODYMED AG
Am Tannenwald 6
66459 Kirkel
Tel: 06849 6002-38
Fax: 06849/6002-23
E-Mail: h.walle@bodymed.de
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