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Die ästhetische Brustvergrößerung gehört heute zu den am häufigsten durchgeführten plastischen Operationen. Nachdem der Skandal um verunreinigte Implantate viel Verunsicherung geschaffen hat, wird nun wieder zunehmend auf Qualität geachtet. Der Glaube an die technischen Möglichkeiten der modernen Medizin und die tägliche Konfrontation mit den gängigen Schönheitsidealen macht es vielen Frauen schwer, sich einfach mit ihrem Körper und ihrem Busen abzufinden.

Art der Brustimplantate

Frauen mit Silikon-Implantaten, so hat kürzlich eine amerikanische Studie gezeigt (1), sind mit dem Ergebnis zufriedener als Frauen mit Kochsalz-Implantaten. Das Polymer Silikon wird in der Medizin oft verwendet; es stellt derzeit den besten Weichteilersatz dar. Gegenüber der eher instabilen Kochsalzlösung als Füllmaterial bleibt es in der Form stabil. Die Verwendung von Mikropolyurethanschaum-beschichteten Implantaten zeigt eine sehr geringe Kapselkontrakturrate von 0 bis 3%, verglichen mit ca. 30% bei glatten Implantaten (2)(3)(4). Dies wird Frauen, die mit einer ästhetischen Brustkorrektur liebäugeln, mehr Sicherheit verschaffen.

Erwartungen an Brustimplantate

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Doch Vorsicht ist geboten, was die Erwartungen an eine Brustkorrektur betrifft. Der Fall einer Patientin, die nach erfolgter Brustvergrößerung mit gelungenem Ergebnis weitere OPs anstrebte und erst nach eineinhalb Jahren psychosomatisch-psychotherapeutischer Begleitung von der überwertigen Idee lassen konnte, sich Implantate unter die Bauchhaut setzen zu lassen, macht deutlich, dass Frauen sich vor einer OP intensiv selbst befragen sollten, was sie wirklich damit wollen. Die Patientin wirkte vor der Brust-OP psychisch recht aufgeräumt; eine selbstständige und attraktive junge Frau, die lediglich ihr Erscheinungsbild optimieren wollte. Nach der OP jedoch räumte sie ein, dass sie schon früher immer wieder mit wenig Selbstwertgefühl zu kämpfen gehabt hatte.

Eine Vielzahl an Frauen wünscht eine Brustkorrektur, meist eine Vergrößerung, ohne sich im Klaren darüber zu sein, welche Erwartungen sie an diese haben. Die Erwartungen können deutlich zu hoch oder verzerrt sein, sodass selbst eine gelungene Korrektur als Enttäuschung erlebt wird.

Dysmorphophobie, eine krankhafte Persönlichkeitsstörung

Im besonders ungünstigen Fall kann bei einer Frau eine Dysmorphophobie (körperdysmorphe Störung) vorliegen, die sich in der permanenten, zwanghaften Vorstellung äußert, ein Körperteil sei extrem hässlich und entstellend und müsse unbedingt korrigiert werden (die Außenwelt teilt diese Einschätzung aber nicht) (5). Wenn dem so ist, führt eine Brustkorrektur lediglich dazu, dass die Frau nach der Operation meint, dass ein anderer Körperteil nun extrem hässlich und entstellend sei. Daraus kann sich ein Teufelskreis von immer mehr Operationen ergeben, der mit tiefem Leiden verbunden ist. Solche Fälle sind keineswegs so selten, wie man annehmen möchte (6).

Was kann eine ästhetische Brustkorrektur?

  • Die Brust korrigieren: im besten Fall so, wie man es sich gewünscht hat
  • Ein dem vorherrschenden Ideal angepassteres Körperbild schaffen
  • Einen Kick an mehr Selbstwertgefühl geben
  • Die eigene Körperlichkeit verändern: abschwächen oder betonen
  • Die eigene Wahrnehmung der Weiblichkeit verändern: Attraktivität erhöhen oder reduzieren (Erhöhung ist nicht automatisch an Brustvergrößerung, Reduzierung nicht an Brustverkleinerung gekoppelt)

Was kann eine ästhetische Brustkorrektur nicht?

  • Von dem dauerhaften, zermürbenden Gedanken befreien, wenn nur die Brust korrigiert würde, wäre man mit seinem Leben glücklich und zufrieden
  • Von dem dauerhaften, überwertigen Gedanken befreien, man habe körperlich viele Makel
  • Die Partnerschaft verbessern
  • Die Chance, den/die richtige/n Partner/in zu finden, erhöhen
  • Dauerhaftes Selbstwertgefühl schaffen

Entscheidungshilfe durch Psychologen

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Da man sich bei Selbsteinschätzungen durchaus täuschen kann, ist frühzeitig vor einem geplanten OP-Termin die Konsultation eines Arztes/einer Ärztin, der/die mit dem Thema vertraut ist, anzuraten. Ärzte für psychosomatische Medizin und Psychotherapeuten mit Schwerpunkt Psychosomatik kennen sich mit dieser Thematik gut aus; Gynäkologen und Gynäkologinnen mit Zusatz Naturheilkunde und/oder Psychosomatische Grundversorgung werden sich mit Patientinnen vertrauensvoll auf dieses Thema einlassen. Frühzeitiger Kontakt mit einem mehrmonatigen Vorlauf vor einer OP kann Enttäuschungen begrenzen oder – falls notwendig – von überwertigen Gedanken befreien und eine falsche Entscheidung verhindern. Vielen Frauen kann allein dadurch geholfen werden, dass durch eine Aktivierung der Brustmuskulatur der Busen straffer und größer wird.

Eine autonome Entscheidung zu treffen ist in jedem Fall wichtig. Denn sich mit klarem Kopf und aus vollem Herzen für eine Brustkorrektur zu entscheiden, ist nicht krank oder anstößig; aber Frau sollte diese schließlich hinterher auch genießen können.

Literaturhinweise

(1) Ärzte-Zeitung, 11.11.2010

(2) Vazquez G, Pellon A (2007). Polyurethane-coated silicone gel breast implants used for 18 years. Aesth Plast Surg 31, 330-336

(3) Handel N, Cordray T, Gutierrez J, Jensen JA (2006). A long-term study of outcomes, complications, and patient satisfaction with breast implants. PRS 117, 757-765

(4) Handel N (2006). Long-term safety and efficacy of polyurethane foam-covered breast implants. Aesth Surg J 26, 264-274

(5) Bürgy M (1998). Dysmorphophobie. Das Sich-selbst-fremd-werden als Störung der Kommunikation. Nervenarzt 69, 446-450

(6) Buchholz M, Dümpelmann M (2002). Dysmorphophobie: Biographie, Metapher und Psychodynamik. In: Seidler G (Hg.). Das Ich und das Fremde. Gießen, 176-201

Über den Autor

Götz Egloff M.A. ist ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Psychosomatischen Universitätsklinik Heidelberg. Arbeitsgebiete: Psychosomatik der Frauen- und Kinderheilkunde, Eltern-Säuglings-Therapie.

Praxis für Psychotherapie, Psychoanalyse und Beratung
G. Egloff
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