IMG_0427kleinFür jede Frau stellt sich im Laufe ihrer fruchtbaren Jahre die Frage, wie sie ganz persönlich mit der Möglichkeit zum Kind umgehen will. Manchmal beantwortet sich diese Frage noch, bevor sie gestellt wurde – eine ungeplante Schwangerschaft stellt sich ein, die im besten Falle trotzdem willkommen ist.

Dann gibt es die Frauen, die auf beinahe erstaunliche Weise vollkommen unberührt von einem eigenen Kinderwunsch bleiben oder mit einem klaren Nein zu dieser Frage stehen. Die große Mehrzahl ist das nicht.

Die glücklichste Konstellation ist wohl die, wenn ein erwünschtes und herbeigesehntes Kind dann auch einfach kommt.

Wenn aber eine junge Frau den tiefen seelischen Wunsch verspürt, wenn die Rahmenbedingungen gut sind und der Körper dann aus scheinbar unerfindlichen Gründen „nicht mitspielt“, dann kann dies in eine tiefe seelische Not führen, das Gefühl, die eigene Lebensbestimmung zu verpassen. Kein noch so gut gemeintes Ablenkungsmanöver im Sinne von – das Leben hat doch noch soviel anderes zu bieten – kann dies lindern. Im Gegenteil.

Die heute üblichen Antworten auf diese Situation, die vieltausendfach praktiziert werden, heißen In-Vitro-Fertilisation (IVF), intracytoplasmatische Spermieninjektion (Injektion einer Samenzelle direkt in die Eizelle – ICSI) oder intratubare Einführung von Keimzellen, befruchteten Eizellen oder Embryonen. Allein in Deutschland wachsen bereits über 150.000 im Labor gezeugte Kinder heran – und jährlich hoffen weitere 60.000 Paare auf die High-Tech-Medizin. Selbst wenn eine dieser Methoden zum Erfolg führt, was oft erst beim vierten oder fünften „Anlauf“ der Fall ist, meine ich zu beobachten, daß bei der breiten Masse der Betroffenen zwei Fragen vorher nicht oder nicht deutlich genug gestellt werden:

1. „Sind wirklich alle anderen Möglichkeiten der natürlichen Empfängnisförderung ausgeschöpft?“

2. „Welche Nebenwirkungen haben diese Verfahren auf Körper und Seele von Frau, Mann und Kind?“

Die offensichtlichen Nebenwirkungen sind mindestens die Folgenden: Das „Kind um jeden Preis“ wird bezahlt mit der Gesundheit der Frau, deren Hormonzyklus massiv überfremdet und oft auf Jahre hinaus aus dem Rhythmus gebracht wird. Das gesamte Empfängnisgeschehen wird aus einem intimen, freilassenden und hingebungsvollen Sich-Begegnen zu einem termingebundenen, halböffentlichen und unter hohem Erfolgsdruck stehenden „Manöver“, das alle Beteiligten unter eminenten psychischen Druck setzt und darüber hinaus mit oft erheblichen Kosten belastet ist, die die werdende Familie noch zusätzlich unter Druck setzen. Um es mit den Worten des provokativen Therapeuten Frank Farelly zu sagen: „Das Bett wird zur Werkbank.“

Und dann ist da ja noch die Frage nach dem Kind, die so erstaunlich selten gestellt wird. Kann es einem Kind wirklich egal sein, ob es empfangen oder ob es „reproduziert“ wurde? Alle wirklich ganzheitlichen therapeutischen Wege bestätigen und bestärken schon lange das Wissen, daß jeder Mensch jeden Augenblick seines Lebens bis hin zur Zeugung unter bestimmten Bedingungen erinnern kann. Und dass gerade die Augenblicke der Zeugung und die emotionale Gestimmtheit der werdenden Eltern im Verlauf der Schwangerschaft in das Leben dieses werdenden Menschen – ihres Kindes – hinein Spuren setzen, die kein späterer Eindruck mehr überlagern kann.

ivf2Wenn ich heute in der Erstanamnese Menschen nach den Umständen ihrer Geburt frage, so antworten 98 von 100 Patienten der etwas höheren Altersklassen, daß sie auf natürlichem Wege geboren sind, meist ohne Komplikationen und oft zuhause. Die jüngeren und die Jugendlichen sind schon zu einem zunehmend höheren Prozentsatz mit Kaiserschnitt auf die Welt gekommen und natürlich im Krankenhaus. Werden wir demnächst in der Anamnese auch noch die routinemäßige Frage einführen müssen: „Und wie sind Sie gezeugt worden?“

Wie weitreichend die Konsequenzen dieser Praxis sein könnten, das können wir heute nur ahnen. Noch denkt allerdings scheinbar kaum jemand darüber nach. Nur wenige Paare haben aus einem natürlichen und meines Erachtens gesunden Instinkt heraus eine Aversion gegen diese Art, Kinder zu „machen“. Und suchen nach einem anderen Weg. Auch der kann zunächst anstrengend sein, aber auf eine Art, die den Menschen psychisch und physisch gesunden läßt und bei dem im glücklichsten Falle die Anstrengung am Schluß durch das Geschenk eines Kindes belohnt wird.

Was also ist machbar – und was ist nicht machbar in der Begleitung eines Paares mit Kinderwunsch?

Erste Schritte bei Kinderwunsch wurden bereits in einem früheren Artikel dargestellt. Wenn hier im Folgenden Bausteine aus bewährten Therapieverläufen meiner Praxis vorgestellt werden, dann sollen diese nur die Vielfalt der naturheilkundlichen Möglichkeiten skizzieren. Ihre Anwendung erscheint allerdings zumeist nur sinnvoll, wenn sie im Sinne einer Komposition von einer erfahrenen Therapeutin ganz spezifisch für die einzelnen Paare bzw. Frauen gewählt und zusammengestellt werden.

Und überdies entfalten diese einzelnen Maßnahmen dann ihre beste Wirkung, wenn nicht nur der Körper das Ziel der Behandlung ist, sondern wenn im salutogenen Gespräch und im vertrauensvollen therapeutischen Kontakt die Patientin sich mit ihrem gesamten Frau- und Menschsein gesehen fühlen kann und den Kinderwunsch als Teil ihres Lebensweges begreift, der sie in jedem Fall gesundheitlich und bewusstseinsmäßig weiterbringen wird.

Bewährte Therapiekonzepte aus meiner Praxis

1. Ernährung

gemüsekleinGrundsätzlich ist es sinnvoll, die zumeist ja noch konventionelle Ernährung zu reflektieren und soweit als möglich auf eine zusatzstofffreie Kost in Bioqualität umzustellen, um Enzymblockaden und Bindegewebsbelastungen durch Konservierungsstoffe, Farbstoffe und Aromastoffe zu vermeiden. Ergänzt wird diese Maßnahme im Bedarfsfall durch eine orthomolekulare Darmsanierung (hypo-A) und ggf. individuelle Nahrungsergänzungen.

Besonders nach langjähriger Pilleneinnahme und bei Hormonstörungen sind B-Vitamine und Mineralstoffe wichtig, um Defizite auszugleichen und die Grundregulation der Patientin zu verbessern. Unter den Nahrungsergänzungsmitteln kann auch das Matricell (St. Johannser), ein Bienenprodukt mit der Nahrung für die so überaus fruchtbare Bienenkönigin, besonders passend sein.

2. Pflanzenheilkunde

tar1Pflanzen als Heilmittel können auf viele verschiedene Weisen eingesetzt werden – von Aromatherapie bis zu Bachblüten gibt es ein weites Spektrum. Ich bevorzuge den Weg der Ganzheitlichen Pflanzenheilkunde mit dynamisierten Urtinkturen. Dies sind Frischpflanzenzubereitungen, bei denen biologisch angebaute Pflanzen von Hand geerntet und geschnitten wurden und nach einem Mörserprozess lange nachreifen konnten.

Die so entstandenen pflanzlichen Tinkturen zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen nicht nur Wirkstoffe und Information, sondern auch die Lebenskraft der Pflanze als Heilkraft zur Wirkung kommt. Deshalb kann mit ihnen sowohl wirkstofflich als auch wesenhaft gearbeitet werden. Beim wesenhaften Einsatz der Urtinkturen wird auch der Charakter der Pflanze, ihre Signatur und Pflanzengebärde in die Mittelwahl einbezogen und wird mit zu einem Teil der Wirkung. Die folgenden Beispiele mögen das verdeutlichen.

CERES Taraxacum ø, ALCEA

k-tar18_ceresTaraxacum, der Löwenzahn, ist eine weiche und doch überaus widerstandfähige Pflanze, die sich auszeichnet durch große Vitalität und außerordentliche Anpassungsfähigkeit. Man erinnere sich daran, dass Löwenzahn sich auch durch Asphalt hindurch seinen Weg zu bahnen weiß. Wirkstofflich ist es eine Heilpflanze, die zur Anregung der Entgiftungsleistung über die Leber beiträgt und damit den Hormonhaushalt reguliert.

Die wandlungsfähige Wesenskraft des Löwenzahns stärkt die Patientinnen außerdem in ihrer eigenen Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit und hilft ihnen, sich aus der Erstarrung und Fixierung auf Schwangerschaft zu lösen und wieder in einen weichen und fließenden Kontakt mit sich selbst zu kommen.

CERES Carduus marianus ø, ALCEA

k-car11_ceresCarduus marianus, die Mariendistel, ist ebenfalls eine Leberpflanze. Bei ihr dominiert wirkstofflich der Leberschutzaspekt. Leberschutz und Anregung der Leberleistung sind besonders dann wichtig, wenn die Patientinnen z.B. beruflich Gifteinträgen ausgesetzt sind, von der Zahnarzthelferin und OP-Schwester bis zur Inhaberin eines Copyshops oder der Verkehrspolizistin gibt es dafür viele Beispiele. Wesenhaft hilft die große stattliche und vor allem stachelige Mariendistel den eigenen Abgrenzungsaspekt besser zu leben, wenn diese Fähigkeit geschwächt ist.

Frauen mit lange bestehendem Kinderwunsch fühlen sich oft von den Erwartungen der Umwelt (Schwiegereltern, Freundeskreis, manchmal auch Partner) unter Druck gesetzt. Dies kann sich steigern bis hin zur Meidung von Sozialkontakten, weil die unvermeidlichen Fragen der anderen zu schmerzhaft sind und nicht ertragen werden. Mariendistel hilft, einen eigenen Schutzraum aufzubauen, die Menschen einzuweihen, denen man wirklich vertrauen kann und die anderen freundlich aber bestimmt außen vor zu lassen.

Leberschutz und –anregung sind bei Kinderwunsch grundsätzlich dann besonders sinnvoll, wenn zuvor langjährig die Pille genommen wurde. Alle oral aufgenommenen Kontrazeptiva passieren zunächst einmal die Leber und werden dabei teilweise abgebaut (First-Pass-Effect). Um dies auszugleichen, wird die Dosierung von vorne herein angehoben auf ein Maß, das auch jenseits der Leberentgiftung noch Wirkung zeigt. Die Folge ist eine dauerhafte Leberbelastung bei und nach Hormonmedikation.

Mariendistel und Löwenzahn sind die beiden wichtigsten Pflanzen zur Entlastung der Leber. Die dynamisierten Urtinkturen der beiden Pflanzen werden für einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr im 6-wöchentlichen Wechsel eingenommen in niedriger Dosierung von 3 x täglich 3-5 Tropfen.

Zusätzlich kann nach dem Absetzen der Pille gezielt die Hypophyse stimuliert werden, insbesondere wenn nach dem Absetzen der Pille die Monatsblutung geschwächt ist oder ausbleibt. Dazu eignet sich das über Jahrzehnte bewährte Präparat Phyto-L von Steierl (früher Phyto-Hypophyson-L), das mit einer Kombination von Mariendistel, Agnus castus und Chelidonium jeweils in der D5 Potenz einen gezielten Einfluss auf die Wiederaktivierung der Hypophysentätigkeit nach Blockade derselben durch synthetische Hormoneinnahme entfaltet.

Weitere Pflanzen, die als dynamisierte Urtinkturen eingesetzt werden können, sind:

CERES Alchemilla ø, ALCEA

k-alc5_ALAlchemilla, der Frauenmantel, ist ein absolutes Basismittel für Hormonregulation, Beckendurchblutung und Fruchtbarkeit. Die Wesenskraft der Pflanze stärkt die Frau in ihrer Empfängnisfähigkeit und in ihrer Kraft ein Kind zu tragen und zu halten.

Die samtweiche Zähigkeit der Pflanze ist ein Sinnbild für das notwendige Nebeneinander von Zartheit und Kraft, die es braucht, um ein Kind empfangen, umhüllen und schließlich hervorbringen zu können.

CERES Rosmarinus ø, ALCEA

k-ros4Der Rosmarin, als dynamisierte Urtinktur eingesetzt, bewirkt eine Steigerung der Durchblutung der Beckenorgane und durchwärmt und belebt auf diese Weise die ovarielle Funktion. Die Feuerzungen ähnlichen Blätter mit ihrem ausgesprochen anregenden und durchwärmenden Duft durchwärmen und beleben aber nicht nur das Becken, sondern auch die ganze Person, die oft durch die allmonatlich wiederholte Enttäuschung in einen Mangel an Lebenswärme und Lebenslust geraten ist.

In der körperlichen Untersuchung fallen Kinderwunschfrauen häufig auf durch einen kalten Bauch. Hier sind die Wärmekräfte der Pflanze Rosmarin sehr hilfreich, die die Begeisterung für die freudvollen Aspekte des Lebens wieder entzünden können.

k-ger22_ceresCERES Geranium ø, ALCEA

Geranium robertianum, der Storchenschabel, kommt zum Einsatz zur Anregung des Lymphsystems und damit zur Entgiftung des Gesamtorganismus. Darüber hinaus sind die ziehenden und entgiftenden Wesensqualitäten der Pflanze auch bei den Patientinnen hilfreich, die schon Fehlgeburten erlebt haben und noch in Trauer und Schock aus dieser Situation gefangen sind.

Geranium kann – bei geeigneter therapeutischer Begleitung durch Gespräch oder Berührung – helfen, die traumatische Situation aus dem Energiefeld der Patientinnen zu lösen.

CERES Tropaeolum ø, ALCEA

k-tro20_ALTropaeolum majus, die Kapuzinerkresse, kannte man therapeutisch lange nur als Heilpflanze bei Infekten und Mykosen. Im Rahmen der Forschungsarbeiten zur Ganzheitlichen Pflanzenheilkunde hat sich diese Pflanze aber zunehmend bestätigt als Heilpflanze bei Unfruchtbarkeit, zur Durchblutung und energetischen Belebung der Beckenorgane bei Sterilität und nach Traumaerfahrungen im sexuellen oder genitalen Bereich.

Das Wesen der Pflanze – mit ihrem grünen Blätterdach und den darunter verborgenen feurig orange roten Blüten – ist die Lichtdurchdringung des Feuchten und Dunklen, auch des Unbewußten oder Verdrängten. Sie wirkt durchwärmend und belebend.

Noch viele Pflanzen könnten genannt werden. In der Ganzheitlichen Pflanzenheilkunde steht nicht die Mechanik des Körpers und der Wirkmechanismus von Körperzelle und Wirkstoff nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip im Mittelpunkt. Hier geht es vielmehr darum, im vertrauensvollen Kontakt zur Patientin herauszufinden, in welchem seelischen Prozess sie sich befindet und wie sie für sich einen Umgang mit ihrem noch unerfüllten Kinderwunsch findet. Was genau sie daran am meisten schmerzt, woher sie das kennt, woran sie ihr Gefühl erinnert und was sie für ihre Heilung braucht.

Als Antwort auf diese Fragen wird eine Heilpflanze ausgewählt, die in Wirkstoffen, Gestalt und Signatur genau die Qualitäten verkörpert, die diese Patientin braucht. Unter dem Einfluss einer solcherart richtig gewählten Pflanze weiss sich der Körper neu zu organisieren, und die Selbstheilungskräfte in Physis und Psyche beginnen wieder zu arbeiten.

3. Fußreflexzonentherapie und Haptonomie / Körperarbeit

Therapeutin massiert Fuss eines Mannes in ReflexzonenMit der Fußreflexzonentherapie nach Hanne Marquardt ist es möglich, gezielt die Beckendurchblutung zu verbessern und die Hormonachse zu aktivieren, ebenso das Lymphsystem und die großen Ausscheidungsorgane. Begleitet wird die Fußreflexzonentherapie – wenn notwendig – vom therapeutischen Gespräch. Erfahrungsgemäß kommen in der Phase der therapeutischen Berührung oft Aspekte der Wahrnehmung ins Gespräch, die die Patientinnen in der Erstanamnese selber noch gar nicht präsent hatten oder nicht hätten benennen können.

Dies trifft insbesondere auch zu für die Haptonomie (hapto= ich berühre, ich stelle Verbindung her, um zu helfen, zu heilen / nomos = das Gesetz, die Regel). Dabei handelt es sich um eine wissenschaftliche Methodik nach Frans Veldman junior (Niederlande) zum bewussten Umgang mit der Berührungsqualität zwischen Therapeut und Patient. Eine Wahrnehmungsschulung und Wahrnehmungsvertiefung findet statt über einen sanften, freilassenden, einfühlsam-präsenten Kontakt.

Bei Kinderwunsch-Patientinnen wird dieses Kontaktangebot zumeist von den Füßen aus hergestellt. Es ermöglicht den Patientinnen, sich gehalten und getragen zu fühlen und „im Schutz“ der Berührung auch schmerzliche Gefühle zuzulassen und aufzulösen. In Halte- und Ausgleichsgriffen werden konflikthafte und schmerzhafte Aspekte des inneren Erlebens der Patientin ins Bewußtsein geholt und im Rahmen des jeweils Möglichen aufgelöst oder umgewandelt.

Die Anwendung der Haptonomie bei Kinderwunsch-Patientinnen ist eine von mir entwickelte Spezialität, die so sicher nur in meiner Praxis zu finden ist. Ich bin aber sicher, dass geschulte Therapeutinnen anderer Therapierichtungen aus den Bereichen Körperarbeit oder Traumatherapie vergleichbare Ergebnisse mit anderen Methoden erzielen können. Auch sanfte Massagen oder Lymphdrainagen könnten in diese Richtung wirken.

In jedem Fall ist eine respektvolle und zugleich sanfte und liebevolle Berührung eminent wichtig für die Kinderwunsch-Frauen, denen ihr eigener Körper nicht selten zum Feind geworden ist und die sich bewusst oder unbewusst unter Leistungsdruck gesetzt haben. Diese Feindschaft zum eigenen Körper wie auch der Leistungsdruck sind rational und kognitiv kaum auflösbar. Erst im einfühlsamen Kontakt einer geschulten therapeutischen Berührung kann dieser angestaute Druck wirklich weichen und Platz schaffen für den Aufbau einer verzeihlichen und liebevolleren Beziehung zum – mit oder ohne Kind – immer wundervollen Tempel des eigenen Körpers.

4. Physikalische Methoden

FußbadUnter den physikalischen Methoden sind Schiele Fußbäder eine einfache und wirksame Methode, um die Durchwärmung von Füßen und Beckenorganen zu verbessern. Dazu werden die Füße in eine geeignete Schüssel in Dusche oder Badewanne gestellt. Diese wird mit lauwarmem Wasser gefüllt, das etwa bis über die Knöchel reicht. Dann wird über einen Zeitraum von ca. 20 Minuten stetig heißes Wasser nachgeschüttet, bis die individuelle Wärmegrenze erreicht ist. Ein geeigneter Zeitpunkt für diese Maßnahme ist vor der Nachtruhe, die Durchführung erfolgt 5 x pro Woche, dann je zwei Tage Pause. So kann einige Wochen lang fortgefahren werden.

Wenn der Kinderwunsch sehr dringend ist oder die Patientin das 36. Lebensjahr bereits überschritten hat – und also das Zeitfenster langsam wirklich kleiner wird – empfehle ich auch die Durchführung von ein- bis dreiwöchigen Kuren. Lehm- und Mooranwendungen haben hier in der Kinderwunschtherapie eine lange Tradition und bewähren sich immer wieder erstaunlich. Empfehlenswerte Standorte für Lehmkuren sind z.B. die Kurhäuser in Bad Sobernheim an der Nahe oder für Moorkuren die Orte rund um Bad Kohlgrub in den Ammergauer Alpen.

5. Bewegung

BauchtanzLast not least – Bewegung darf nicht fehlen im ganzheitlichen Therapiekonzept des Kinderwunsches. Aber was und wie? Auch ein Zuviel an Bewegung kann schaden. Die ausgezehrte Langläuferin oder Extremsportlerin muss vielleicht sogar lernen, dass weniger mehr ist. Für die meisten Frauen aber gilt, dass ihr Alltag erstens zu bewegungsarm ist und zweitens die Routinebewegungen kaum zu einem guten Körpergefühl und –bewusstsein führen. Und vor allem darum geht es. Frei nach Theresia von Avila: „Sorge gut für Deinen Körper, damit Dein Kind Lust hat, darin zu wohnen.“

Orientalischer Bauchtanz ist wirklich nicht jederfraus’ Sache, aber in unserer statischen Welt zwischen Fernsehsessel, Schreibtischstuhl und Autositz wäre es eine Alternative. Noch gezielter ist das Luna Yoga nach Adelheid Ohlig – eine Form der Bewegung und Bewusstwerdung, die die Hormonaktivität der Frau zum individuellen Optimum hin aktivieren kann.

Aber auch die Frauen, die weder das eine noch das andere als Kursangebot in Reichweite haben, können nach Bewegungsformen suchen, die ihr Körpergefühl verbessern, die mit Genuss und Sinnlichkeit zu tun haben, die zwar anstrengend aber keine Arbeit sein dürfen und die sie an Geist, Seele und Körper beleben und erfrischen. Viele Formen von Gymnastik und Tanz – von Pilates bis Tango argentino – könnten dies erfüllen. Auch einige Anläufe zum Ausprobieren sind erlaubt.

Gerade die hingebungsvolle Bewegung macht den Kopf frei von der Absicht, die in der ganzen Kinderwunschzeit nur so schwer aus dem Sinn geht. Jede Stunde, die Genuss pur ist, ohne Nachdenken und ohne Zweifel, erhöht die Lebensqualität, die Grundentspannung, die Lebensfreude und damit letztlich die Empfängnisfähigkeit.

Fazit

Manche der hier beschriebenen Maßnahmen eignen sich für die Selbstanwendung. Sicher wird jede Kinderwunschpatientin von einer gesteigerten Aufmerksamkeit auf biologische und qualitativ hochwertige Ernährung profitieren. Auch lustvolle Formen der Bewegung zu finden oder Schiele-Bäder durchzuführen kann Frau einfach selber beginnen. Meine Erfahrung gerade bei langjährig bestehendem Kinderwunsch ist allerdings, dass irgendwann unterwegs die Gelassenheit abhanden gekommen ist, um sich absichtslos und lustvoll mit etwas Neuem zu beschäftigen.

Frauen mit langjährigem Kinderwunsch befinden sich in einem Zustand tiefer Trauer, die als echtes Trauma interpretiert und behandelt werden muss. Hier kommt die Selbstmedikation an Grenzen und es sollte nach einer erfahrenen Therapeutin gesucht werden, die in der Lage ist, diesen Trauerprozess anzuerkennen und im Gespräch und mit ganz individuell gewählten Kombinationen geeigneter ganzheitlicher Methoden prozessorientiert zu behandeln und zu transformieren.

Young happy couple making salad at home togetherEine Kinderwunsch-Begleitung kann auch für die Therapeutin eine Herausforderung sein. Wie viel einfacher wäre es doch, die Patientin zur In-Vitro-Fertilisation zu schicken! Kinderwunsch-Patientinnen können – wenn sie sich wirklich öffnen – überraschen mit der Tiefe ihrer Gefühle von Trauer, Verzweiflung und Selbstzweifeln, mit der Vehemenz ihrer Ängste, der Heftigkeit der Hoffnung und auch Fixierung auf das ersehnte Kind. Diesen Weg zu teilen kann anstrengend sein – und immer wieder auch in der Aufrichtigkeit tief berührend.

Auch die Frage nach dem eigentlichen Therapieziel darf in diesem Zusammenhang noch mal gestellt werden. Wie kann ich als Therapeutin erwarten, dass die Patientin in die Gelassenheit und Absichtslosigkeit hinsichtlich ihres Kinderwunsches hineinfindet, wenn ich als Therapeutin letztlich darauf warte, dass sie doch dann endlich schwanger wird?

Oder kann es gelingen, einen Menschen ohne Anspruch auf „Erfolg“ so zu begleiten, dass er bzw. sie an Körper, Seele und Geist gesünder und lebendiger wird, und jedenfalls in diesem Sinne gut vorbereitet ist für ein Kind, das dann kommen wird, wenn es kommen möchte?

Hier stellen sich tiefreichende philosophische Fragen, die letztlich auch gesellschaftlich diskutiert werden müssten.

Was ich aus der Erfahrung dazu sagen kann ist, dass wenn der ganzheitliche Weg konsequent begangen wird, dann lösen sich dabei oft tiefe und alte Ängste, dann werden bis dahin verborgene Sinnzusammenhänge sichtbar, dann wird Bewusstsein geschaffen für die Qualitäten des Lebendigen und des Lebens und für seine „Bedingungen“. Es wird ein Fundament aufgebaut für eine auch über die Kinderwunschzeit hinausgehende stabile Gesundheit und ein harmonisch arbeitendes Hormonsystem.

Wenn in diesen Kontext hinein das gewünschte Kind „endlich“ kommt, dann haben Frau, Paar und Familiensystem ihre Feuertaufe bereits hinter sich und können ihr Kind in eine starke Gemeinschaft aufnehmen, die ihm physisch und psychisch die allerbesten Startvoraussetzungen mitgibt, die man sich denken kann.

Ein Beispiel aus der Praxis wird Ihnen  dies in einem weiteren Artikel veranschaulichen.

Anne LohmannAnne Lohmann ist seit 14 Jahren Heilpraktikerin in eigener Praxis. Ihre Therapieschwerpunkte sind: Ganzheitliche Pflanzenheilkunde, Ernährungsmedizin und Salutogenese (= Gesundheits-bildung). Bundesweit ist sie als Referentin für Ganzheitliche Pflanzenheilkunde tätig. Regional führt sie seit 14 Jahren ein wöchentliches Ernährungsseminar für Patienten. Ihre Spezialität ist die Anwendung individuell ausgewählter Heilpflanzen (dynamisierte Urtinkturen) im Rahmen eines auf die Anregung der Selbstregulation ausgerichteten und konsequent naturheilkundlichen Therapiekonzeptes.

Anne Lohmann

Heilpraktikerin

Tannenweg 35a

30574 Erftstadt-Liblar

Tel. 02235 /98823-54

www.naturheilpraxis-lohmann.de

Die Pflanzenfotos stammen aus dem ALCEA-Archiv, die übrigen Fotos wurden von fotolia.com erworben.

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